Reformationsgottesdienst in siebenbürgisch-sächsischer Mundart

Hermannstadt - Man „schaue dem Volk aufs Maul“ nahm Dr. Martin Luther als Leitsatz für seine deutsche Bibelübersetzung. Die deutsche Bibel war eine der wichtigsten Errungenschaften der 1517 eingeleiteten Reformation. Diese veränderte durch ihre unglaubliche Wirkung nicht nur die deutsche Sprache, sondern trug auch zur Verbreitung des reformatorischen Gedankenguts bei.

Die Siebenbürger Sachsen nahmen sehr schnell dieses Gedankengut auf und traten zum evangelischen Glauben über. Zu einer Bibelübersetzung in siebenbürgisch-sächsischen Dialekt kam es trotz wiederholter Ansätze und Initiativen jedoch nicht. So sahen sich die evangelischen Pfarrer in Siebenbürgen gezwungen, den deutschsprachigen Luther-Text zwar vor Augen zu haben, doch im örtlichen Dialekt das Gelesene auszusprechen. Im 19. Jahrhundert wurde dann letztendlich „Hochdeutsch“ als Gottesdienstsprache eingeführt. Als „ecclesia semper reformanda“ geht die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien in den letzten Jahren verstärkt, den Umständen entsprechend, den Weg der Zweisprachigkeit im Gottesdienst, im Besonderen bei Kasualien.

An die Anfänge und die Tradition des Gottesdienstes in der Muttersprache knüpft seit mehreren Jahren auch der Reformationsgottesdienst in Michelsberg / Cisn˛dioara an. Auch in diesem Jahr lädt die Michelsberger Gemeinde für Montag, den 31. Oktober 2022 zum Reformationsgottesdienst in siebenbürgisch-sächsischer Mundart ein. Dieser findet in der Dorfkirche um 17.00 Uhr statt. Der Gottesdienst erinnert nicht nur an den Start der Reformation im Jahre 1517 in Wittenberg, sondern auch daran, dass die Predigt in der Muttersprache eines der wichtigsten Anliegen Martin Luthers war. Es predigt Pfarrer Michael Reger aus Kerz. Musikalisch umrahmt wird der Gottesdienst durch den Heltauer Kirchenchor und Zsuzsánna Molnár an der Orgel. Dr. András Bándi ergänzt die Veranstaltung mit einem Vortrag über den siebenbürgischen Reformator und Verleger Caspar Helth. Anschließend lädt die Michelsberger Kirchengemeinde zu Speis und Trank – insbe-  sondere zu „evangelischem Speck“ - ein.