Rettungsplan für Colterm

Die Stadt bekennt sich zum Hauptschuldigen für die desaströse Lage

den Teile der rund 30 Jahre alten Hauptrohre für die Fernwärme in Temeswar erneuert. Foto: Colterm

Temeswar – Knapp eine Stunde lang dauerten die Ausführungen des Temeswarer Bürgermeisters Dominic Fritz und des stellvertretenden Generalmanagers der städtischen Fernheizwerke Colterm, Bogdan Nanu, zum Rettungsplan für das schuldenreiche Unternehmen. Der Gläubigervergleich sei der erste Schritt, um Colterm in weniger als drei Jahren zu einem modernen und effizienten öffentlichen Dienstleister umzustrukturieren. Die derzeitige Situation sei größtenteils der städtischen Verwaltung zuzuschreiben.

Der Gläubigervergleich ist ein Verfahren zur Abwendung eines Insolvenzverfahrens, das in Rumänien noch recht selten eingesetzt wird, das aber Medienberichten zufolge schon CFR Marfă und den Billigflieger Blue Air gerettet haben soll, wobei diese erst seit letztem Jahr über solche Verträge verfügen.

Nanu präsentierte drei eventuelle Szenarien: „Man macht so weiter wie in den letzten zehn Jahren – diesen Weg haben wir jedoch wegen der Aussichtslosigkeit ausgeschlossen. Die dritte Variante ist das Insolvenzverfahren, das wir aber auch nicht wollen, und so bleibt eben dieser Mittelweg eines Gläubigervergleichs, den wir als ideale Lösung für Colterm und die Stadt sehen. Es handelt sich dabei um einen Vertrag, den die verschuldete Firma mit den Gläubigern abschließt: Sobald man es schafft, mindestens 75% des Gesamtschuldenumfangs mittels dieses Vertrags auszuhandeln, kann er von einem Richter rechtskräftig gemacht werden“. Dadurch könnte man einerseits die Gefahr eines Insolvenzverfahrens abwenden, andererseits in neue Technologien und Umbau investieren. Vorteilhaft sei das Vorgehen auch für die Gläubiger, die so zumindest einen Teilbetrag zurückbekommen können. Während der Laufzeit eines Gläubigervergleichs (in der Regel 24 Monate, mit einer maximalen Verlängerungsfrist von 12 Monaten) werden auch sämtliche Pfändungsverfahren suspendiert. Colterm muss in dieser Zeit jedoch sowohl die ausgehandelten Rückzahlungen tätigen sowie die Effizienz seines Werks steigern. Dazu gebe es auch erste Schritte, teils Pilotprojekte in Hinsicht auf den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf grüne Energie. Der Bürgermeister kündigte zudem an, dass die Stadt auch Projekte zur Erneuerung von rund 30 km Fernwärmeleitungen am Laufen hätte.
Für den Gläubigervergleich muss das Unternehmen einen Experten heranziehen und man wolle schnellstmöglich über das Elektronische Auftragsvergabesystem SEAP die Beraterstelle ausschreiben, so die Unternehmensleitung. Über die Kosten eines solchen Beraters sei man sich noch nicht im Klaren.

Die derzeitige Lage der Temeswarer Fernheizwerke Colterm legte in der Pressekonferenz am Mittwoch deren Manager Emil [erpe dar: 300-310 Millionen Lei Schulden, von denen 123 Millionen säumige staatliche Abgaben samt Mahngebühren wären. Über 80 Millionen Lei seien Altlasten an den Gaslieferanten EON, 20 Millionen Lei an Kohlewerke, 30 Millionen Lei sei man Banken schuldig und dann gebe es noch weitere kleinere Gläubiger im Vergleich zu den angeführten. Andererseits schuldet die Stadt Temeswar dem Unternehmen 160 Millionen Lei, darunter selbst verschuldete und eingestandene Verluste, Subventionen und andere Schulden. Im Falle einer Insolvenz von Colterm würde der Gerichtsvollzieher auch an die Tore, besser gesagt Konten der Stadt klopfen, diese sperren und dadurch auch alle Projekte, Investitionen und auch das Tagesgeschäft der Kommunalverwaltung lahmlegen. Dass dabei die Einwohner auch keine Heizung und kein Warmwasser mehr hätten, wäre nur eins von vielen anderen Problemen.

Durch die Zusage immer höherer Subventionen der bisherigen Stadtverwaltung zahlten die Temeswarer eine relativ niedrigere Warmwasser- und Heizungsrechnung. Ob die jetzigen Reformpläne bei Colterm auch höhere Preise für den Endverbraucher bedeuten, wurde nicht geklärt. Bürgermeister Dominic Fritz erklärte am Mittwoch, dass die Verwaltung zurzeit Heizungssubventionen zugesagt habe, die sie nicht tragen könne und wodurch Colterm in immer größere Schwierigkeiten gelange. Entsprechende Beschlüsse müssten in naher Zukunft im Stadtrat getroffen werden. Gemäß Aussagen des Bürgermeisters zahle jeder Temeswarer 125 Lei im Jahr für die Wärmeverluste der Warmwasserleitungen sowie 219 Lei für die Subventionierung der Colterm-Dienstleistungen, unabhängig davon, ob man an das städtische Heizungsnetz angeschlossen sei. Tatsächlich scheint nur knapp die Hälfte der rund 100.000 Haushalte in der Stadt an das Fernwärmenetz angeschlossen zu sein. Durch die Reform bei Colterm erhofft sich der Bürgermeister auch mehr Abonnenten für Colterm, zumal die individuellen Gasetagenheizungen durch ihre Abgase umweltverschmutzender seien und seines Erachtens in den nächsten Jahren sowohl technisch wie auch wirtschaftlich überholt sein werden.