Rettungsschwimmen am Flip-Chart geübt

Rumänen verprassen Geld für Personalmanagement

Das Problem liege bei der Managementbehörde in Bukarest, wenn es um  Fortbildung im  Personalbereich geht, sagt Menuţa Iovescu, Geschäftsführerin derIHKim Verwaltungskreis Temesch. Sie äußert sich in Anlehnung an die zuletzt entstandene Diskussion um die Projekte zur Weiterbildung im Bereich des Personalmanagements über das POS-DRU-Programm, das aus dem Europäischen Sozialfonds getragen wird. Das POS-DRU-Programm für Rumänien ist momentan großes Gesprächsthema, wenn es um sinnvolle Nutzung der Gelder geht. Von Misswirtschaft und Verschwendung von Finanzen, die dem Personalmanagement zugute kommen sollen, ist derzeit die Rede. Hohe Löhne und sinnlose Ausbildung haben die EU-Kommission hellhörig gemacht. Die Kommission wird wahrscheinlich die Finanzierung dieses Bereiches suspendieren, sagt der Minister für Europäische Angelegenheiten, Leonard Orban. 100 Millionen Euro dürften es allein in diesem Jahr sein, 2013 rechnet Orban mit einem Verlust von mehr als einer Milliarde Euro. Ungereimtheiten in der Abwicklung des Programms wurden angeblich bereits im Februar d.J. festgestellt, die Mahnungen der EU-Kommission mit einem zeitweiligen Abbruch der Finanzierung, haben jedoch wenig Wirkung gezeigt.

Unwissen und fehlende Managerqualitäten bei der national zuständigen Behörde haben zu dieser Situation geführt, sagt IHK-Managerin Iovescu. Die Kammer selbst organisiert in Zusammenarbeit mit Institutionen und Firmen laufend Lehrgänge aller Art. Eine Vergabe der Projekte auf regionale Strukturen, wo es bessere Möglichkeiten zu Übersicht und Koordination gäbe, würde durchaus Sinn machen, glaubt die IHK-Geschäftsführerin aus dem westrumänischen Kreis Temesch. „Die Projekte müssen weitergeführt werden um Kompetenzen und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Dabei geht es nicht um einzelne Firmen sondern um Rumänien in seiner Gesamtheit“, so Iovescu der Banater Zeitung gegenüber. Kontrollen zu diesem Thema haben mitunter schwerwiegende Mängel aufgezeigt. Premierminister Victor Ponta und Europaminister Orban haben vor Kurzem auf die gravierenden Aspekte hingewiesen. So hat der Kontrollausschuss der EU–Kommission punktuell betont, dass objektive Kriterien zur Evaluierung der Projekte kaum vorhanden sind. Außerdem konnten sich derzeitigen Informationen nach Unbefugte in das Informationssystem zur Verwaltung des POS-DRU-Programms einklinken und Änderungen vornehmen.

Gehälter von bis zu 10.000 Euro pro Monat, die Ausbildung von Rettungsschwimmern weit von der Meeresküste entfernt oder Zahlungen an Lehrgangsteilnehmer um diese zu ködern und die Zielgruppe beizubehalten gehören mit zu den tragisch-komischen Aspekten rumänischer Personalbildung auf Kosten der EU. Und dabei geht es scheinbar mehr als nur um die Gerüchteküche. Premierminister Ponta machte dafür vor allem die Arbeitsminister der letzten Jahre, Ioan Botiş, Sebastian Lăzăroiu und Sulfina Barbu verantwortlich. Der Premierminister spricht von einem großen Finanzloch im rumänischen Haushalt, wofür die Schuldigen zivil- und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden müssen, sagte Ponta. Am schlimmsten findet er, dass nun erneut Zahlungssuspendierungen anstehen. Lăzăroiu wies darauf hin, dass er schon zu Mandatsbeginn auf Unregelmäßigkeiten hingewiesen habe, und Sulfina Barbu sagte, dass sie Überprüfungen aller Projekte angeordnet und dabei 348 Projekte mit Risikopotential in einer Liste festgehalten hatte. Über die Selbstverteidigung von Ioan Botiş ist wenig bekannt: Er konnte wohl auch wenig gegen die Anschuldigungen einwenden, musste er doch selbst nach einem Skandal zum POS-DRU-Programm gehen.