Rumäniendeutsches Bildungswesen im Mittelpunkt

Parlamentarischer Abend und Gesprächsrunde im Bundestag, um Lobby zu machen

MdB Koschyk, MdP Ganţ, MdB Rainer Arnold, der Vorsitzende der Deutsch-Rumänischen Parlamentariergruppe, Peter Maffay und MdB Fabritius (v.l.)
Foto: Stefanie Schramm

Peter Maffay sang zusammen mit dem Ensemble „Canzonetta“
Foto: Anne Kupke

Der Problematik des deutschsprachigen Schulwesens in Rumänien war der Parlamentarische Abend gewidmet, der am 23. September in der Botschaft Rumäniens in Berlin stattgefunden hat. Aufmerksam machen wollte man darauf, dass die deutschsprachigen Bildungseinrichtungen sehr begehrt sind und sich großen Andrangs erfreuen, es ihnen jedoch an qualifiziertem Lehrernachwuchs fehlt. In gemeinsamen rumänisch-deutschen Bemühungen wird versucht, Lösungen zu finden. Mit dem Abend sollte Lobby gemacht werden für eine finanzielle Unterstützung des deutschsprachigen Unterrichts aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland.
Die Attraktion des vom Deutsch-Rumänischen Forum und der rumänischen Botschaft veranstalteten Abends war der Rockstar Peter Maffay. Der 1949 in Kronstadt/Braşov geborene Sänger hat bis zu seiner Ausreise nach Deutschland die deutsche Schule besucht. Aus seiner Geburtsstadt war das Kinder- und Jugendensemble „Canzonetta“ unter der Leitung von Ingeborg Acker angereist. Sein Konzert begeisterte die sehr zahlreich erschienenen Gäste. Den Höhepunkt des Abends stellte der gemeinsame Auftritt von „Canzonetta“ mit Peter Maffay dar. Auf dessen Aufforderung fiel das Publikum beim Lied „Über sieben Brücken musst Du gehn“ begeistert in den Refrain mit ein.

Begrüßt hatten die Gäste der rumänische Botschafter Dr. Lazăr Comănescu und Dr. Christoph Bergner, MdB, der vormalige Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und nun Vorsitzende des Deutsch-Rumänischen Forums. Grußworte richteten an die Teilnehmer  desgleichen Bildungsminister Remus Pricopie und Ovidiu Ganţ, der Abgeordnete des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR). An der Veranstaltung teilgenommen haben neben zahlreichen Bundestagsabgeordneten auch der gegenwärtige Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk, und MdB Dr. Bernd Fabritius, der, in Agnetheln/Agnita geboren, ebenfalls die deutsche Schule in Siebenbürgen besucht hat. In einer leidenschaftlichen Ansprache rief MdB Bergner die deutsche und rumänische Regierung sowie die Parlamentarier beider Länder dazu auf, im europäischen Geist eine Lösung für das traditionsreiche deutsche Schulwesen in Rumänien zu finden. Es hat die finsteren Jahre der Ceauşescu-Diktatur überstanden, erfreut sich heute auch bei der rumänischen Mehrheitsbevölkerung und den anderen Minderheiten größter Popularität, seine Gegenwart und Zukunft sind jedoch durch die Unterfinanzierung des Bildungssystems in Rumänien beeinträchtigt. Da die vielen in Rumänien tätigen deutschen, österreichischen und schweizerischen Firmen den hervorragend qualifizierten Schulabsolventen finanziell wesentlich attraktivere Arbeitsangebote machen können als der staatliche Schuldienst, wandern die deutschsprachigen Lehrer in die Wirtschaft ab.

Gespräch im Bundestag

Dem Parlamentarischen Abend in der Botschaft vorangegangen war eine Gesprächsrunde im Deutschen Bundestag, an der von rumänischer Seite Bildungsminister Remus Pricopie, der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganţ, Unterstaatssekretärin im Departement für interethnische Beziehungen Christiane Cosmatu, Martin Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, sowie Werner Braun, der Vorsitzende des Deutschen Wirtschaftsclubs in Kronstadt teilnahmen. In der von MdB Bergner moderierten Gesprächsrunde sprachen Minister Pricopie, Martin Bottesch und Werner Braun. Von deutscher Seite waren Mitglieder des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union sowie des Deutsch-Rumänischen Forums zugegen, darunter Ehrenvorsitzende Susanne Kastner, die vormalige Bundestags-Vizepräsidentin, und die Politikwissenschaftlerin Dr. Ute Anneli Gabanyi.
Ebenfalls auf dieser Seite drucken wir Auszüge aus der kurzen Darstellung des deutschsprachigen Schulwesens in Rumänien ab, die Martin Bottesch vor dem Ausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union des Deutschen Bundestags präsentierte. Der Autor stellte in seinem Kurzvortrag zunächst die Geschichte des deutschsprachigen Schulwesens in Rumänien vor und ging dabei besonders auf die Situation in der Zeit des Kommunismus ein. Präsentiert hat er sodann die gesetzliche Grundlage, um zur heutigen Rolle und Situation zu kommen und über die derzeitigen Schwierigkeiten zu sprechen.