Rund ums Picknick

Selbstgemachtes Essen im Freien genießen

Symbolbild: pexels.com

Nach zwei Monaten häuslicher Isolation hat man digitale Rundgänge im Belvedere und Louvre, Basteln mit Klopapierrollen, Pilates auf Youtube, online-Theater, Zoom-Arbeitstreffen und Skype-Bierabende mit Freunden, an denen fast ausschließlich über das Coronavirus geredet wird, sicherlich satt. Nach der 33. Netflix-Serie, dem 24. Bananenbrot und dem 11. Puzzle sehnt man sich nach den Zeiten, als ein Ausflug etwas anderes war als ein Spaziergang zwischen den Supermarkt-Regalen. Ab heute darf man sich auch außerhalb des Wohnorts und ohne räumliche Begrenzung bewegen, und theoretisch sind auch Spaziergänge in der Natur möglich. Restaurants, Gaststätten, Cafes und Terrassen bleiben vorläufig geschlossen. Auch wenn sie im nächsten Monat öffnen sollen, wird dies unter strengen Regelungen geschehen. Aus diesem Grund wäre es vielleicht eine gute Idee, ein Picknick zu veranstalten. Ob im Wald, an einem See, am Strand oder auf dem Balkon - ein Picknick macht Spaß und fordert die Kreativität. Da man in diesem Jahr sicher weniger verreisen wird als sonst, wäre es auch keine schlechte Idee, in einen voll ausgestatteten Picknickkorb und in eine gute Picknickdecke zu investieren. Ideen für gelungene Picknicks gibt es überall im Internet- man findet Blogs, Webseiten und erstaunlich viel Literatur dazu.

Eine beliebte Tradition

Die Tradition des Picknicks reicht bis in die Antike zurück. Im Mittelalter fand dieses eher gezwungenermassen statt, wenn die Reisenden das nächste Gasthaus nicht erreichten oder es schon voll war. Das Landvolk, das auf dem Feld arbeitete, legte Essenspausen ein und verspeiste Mitgebrachtes. In der Zeit des Barocks war das Picknick Teil großer Feste mit Musik und Tanz. Lange Zeit galt das Essen im Freien als Frühlings- oder Sommervergnügen in Adelskreisen. In England verschmolz die Idee von der Mahlzeit im Freien mit dem Brauch des Potlucks: dem Glück (luck) eines Mahls (im Topf: pot) zu dem jeder Gast eigene Speisen mitbringt. Heute hat sich eine ganze Industrie rund ums Draußen-Essen entwickelt. Fans der Mahlzeit unter freiem Himmel feiern am 18. Juni den Internationalen Tag des Picknicks.

Doch woher stammt der Begriff „Picknick”? Die meisten Quellen verweisen auf eine französische Herkunft und das 17. Jahrhundert. In seinem Werk „Origines de la Langue Francaise“ aus dem Jahr 1692 beschreibt der Autor Tony Willis den Begriff „pique-nique“ als Kombination von „piquer“ (aufpicken) und „nique“ (Kleinigkeit). Der Begriff soll vor allem in adeligen Kreisen dieser Zeit populär gewesen sein. Inhaltlich beschreibt „pique-nique“ eine Personengruppe, die sich zu einem Essen im Restaurant traf, allerdings ihren eigenen Wein mitbrachte.

Auch im Wohnzimmer oder auf dem Balkon

Wenn das Wetter oder die Coronavirus-Regelungen ein Picknick im Freien verhindern, kann man die Mahlzeit auch im Wohnzimmer, auf dem Balkon oder im eigenen Garten einnehmen. Wer einen Garten hat, ist besonders zu beneiden, doch auch auf dem Balkon kann ein Picknick Spaß machen. Falls auch kein Balkon  vorhanden ist, bleibt das Wohnzimmer. Hier kann man Couch, Tische uns Sessel zur Seite rücken und eine Deckenlandschaft für die leckeren Köstlichkeiten schaffen. Ein Wohnzimmerpicknick ist die perfekte Alternative, wenn jemand viele Gäste, aber wenig Sitzgelegenheiten hat. Falls die Wohnung einen schönen Ausblick hat, kann man eine Ecke vor dem Fenster frei machen und das Picknick-Plätzchen dort einrichten.

Bei einem Picknick im Wald oder am See sollte man Picknickdecke, Geschirr und Besteck nicht vergessen. Auch Servietten, Flaschenöffner und Korkenzieher müssen unbedingt mit. Um die Getränke kalt zu halten, sollte man auch eine Kühltasche dabei haben. Und bei Hitze sollte man Sonnenschutz nicht vergessen. Inzwischen hat die Picknick-Szene längst ihren eigenen Absatzmarkt. Im Internet gibt es hunderte von aufwendig ausgestatteten Picknick-Körben für zwei, vier, sechs oder sogar 16 Personen zu kaufen. Neben dem Essen ist das wichtigste beim Picknick – natürlich – die Picknick-Decke. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass sie nicht zu klein und von unten wasserdicht ist. Ebenfalls steht im Internet eine riesige Auswahl an leckeren Picknick-Rezepten zur Verfügung. Die Zubereitung kann zwar aufwendig sein, aber am Ende lohnt es sich auf jeden Fall.

Welche Regeln man beachten muss

Was das Menü betrifft, kennt die Kreativität keine Grenzen. Schon beim Zubereiten der Köstlichkeiten gibt es viel Vorfreude und Spaß. Man sollte trotzdem ein paar Regeln beachten. Erstens sollten die Speisen gut zu transportieren sein. Dazu eignen sich Frischhaltedosen aus Plastik oder Metall. Zweitens sollte man bei den Picknick-Rezepten auf Ausgewogenheit achten - nur Süßes anzubieten ist langweilig, ebenso, wenn man nur salzige Gerichte vorbereitet. Ebenfalls sollte man Kalorienbomben mit gesunden Snacks kombinieren. Richtig lecker sind kühle Drinks wie selbstgemachte Limonade, Snacks im Glas, Quiche Lorraine, Salate, Nudel- oder Kartoffelsalat, kleine Frikadellen oder Schnitzel, Gemüse-Sticks, Cracker mit Frischkäse, Obst wie Beeren, Äpfel und Weintrauben (im Juni sind Kirschen eine perfekte Idee), Sandwichs und Wraps, Kuchen und Kekse. Besonders wichtig: Salz und Pfeffer nicht vergessen! Im Sommer müssen die Getränke kalt sein, egal ob es Weißwein, Limonade oder Bier ist. In einer Thermoskanne lassen sich selbstgemachte Getränke vortrefflich kalt halten. Geeiste Frucht-Smoothies, grüner Eistee, mit Ingwer aromatisiert, oder Limonade schmecken vortrefflich. Falls man einen speziellen Picknick-Cocktail vorbereiten will, kann man diesen aus Earl Grey Tee, Erdbeeren, Gin und Mineralwasser herstellen. Getränke mit Früchten lassen sich am besten in einer Isolierkanne mit breiter Öffnung transportieren oder Flüssigkeit und Früchte werden separat untergebracht.


Zwei leckere Picknick-Rezepte

Selbstgebackene Brötchen mit Frischkäse-Lachs-Füllung

Zutaten: 25 g frische Hefe, 20 g Zucker, 50g Butter, 250 ml Milch, 600 Gramm Mehl, 2 Eier, 1 EL Sesamsaat, 150g Räucherlachs, 200g Frischkäse, 1 Bund Dill, Schale von 1 Zitrone, 1 Gurke, Pfeffer, Salz

Zubereitung: Hefe und Zucker flüssig rühren. Butter und Milch erwärmen. 125 ml Wasser zugießen und lauwarm abkühlen lassen. 1 TL Salz, Mehl und 1 Ei in eine Schüssel geben, Milchmischung zugießen. Hefemischung zugeben und sofort in 6-8 Minuten zu einem elastischen Teig verkneten. Zugedeckt an einem warmen Ort ca. 45 Minuten gehen lassen. Teig nochmals durchkneten. In 9 gleich große Stücke teilen und zu Kugeln formen. Auf einem gefetteten Backblech in drei Reihen so anordnen, dass sich die Kugeln gerade so berühren. Zugedeckt ca. 20 Minuten gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. 1 Ei verquirlen und Brötchen damit bestreichen. Mit Sesam bestreuen. Im vorgeheizten Backofen 15-20 Minuten backen und auskühlen lassen. Räucherlachs klein schneiden. Mit Frischkäse, Dill und Zitronenschale mischen. Mit Pfeffer würzen, Brot waagerecht durchschneiden und untere Hälfte mit zwei Dritteln des Frischkäses bestreichen. Gurke in Scheiben schneiden und darauflegen. Rest Frischkäse auf die Schnittseite der anderen Brothälfte schmieren und das Brot zusammensetzen.

Kirsch-Schoko-Crumble

Zutaten: 700 g Tiefkühl-Kirschen ohne Stein, 50 g echtes Kakaopulver, 500 g Mehl,300 g Zucker, 1 EL Backpulver, Salz, 2 EL Vanilleessenz, 1 Ei, 300 g weiche Butter, 125 g geröstete Erdnüsse (ungesalzen), 250 ml Sahne

Zubereitung: Die Kirschen über einem Sieb auftauen lassen. Kakaopulver sieben und zusammen mit Mehl, 250 g Zucker, Backpulver und 1 Prise Salz in einer Rührschüssel mischen. Vanilleessenz, Ei, Butter und  2 – 3 EL kaltes Wasser zu der Mehl-Kakao-Mischung geben. Mit dem Handrührer auf der niedrigsten Stufe zu groben Streuseln verarbeiten. Mindestens eine Stunde kalt stellen. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Ein Backblech oder die Fettpfanne des Ofens mit Backpapier belegen. Die Erdnüsse grob hacken. Kirschen mit 30 g Zucker vorsichtig mischen, auf dem Blech verteilen und mit den Streuseln gleichmäßig bedecken. Die Erdnüsse auf den Streuseln verteilen. 30 bis 35 Minuten knusprig backen. Sahne mit der Vanilleessenz steif schlagen, dabei den restlichen Zucker einrieseln lassen. Den  Crumble zusammen mit der Vanillesahne servieren.


Falls man mehr über das Picknick wissen will, gibt es interessanten Lesestoff zum Thema. Eines der beliebtesten Bücher ist „Picknick-weltweit und kreativ: Geschichte, Tipps, Anregungen & Rezepte“ von Roland W. Schulze.