Sächsische Volkstänze mit Tipps aus Baden-Württemberg und der Schweiz

Maifest-Jubiläum verspricht Auftritt von Lehrerinnen und Lehrern

Eines der jüngsten Volkstanz-Paare im Spiegelsaal des DFDR auf Einladung des ZfL und Förderung durch die ADJ. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt - Etwa eineinhalb Dutzend Tanzpaare und die dafür erforderliche Anzahl Erwachsener aus Klausenburg/Cluj-Napoca, Bistritz, Agnetheln/Agnita, Großpold/Apoldu de Sus, Mühlbach/Sebeș und Hermannstadt/Sibiu machten Samstag, am 11. März, von mittags bis abends auf dem sehr strapazierfähigen Parkettfußboden im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) ernst. Sechs Stunden Arbeit im Akkord auf eigenen Beinen, von gut bemessener Pausenzeit zur Erholung zwischendurch unterbrochen, bedeutete das Ersttreffen von über 30 Lehrerinnen und Lehrern an Schulabteilungen sowie Schulen deutscher Unterrichtssprache in ganz Siebenbürgen, die sich zu einer Tanzgruppe für die bald zu feiernde 30. Auflage des Hermannstädter Maifests zusammengeschlossen haben. Weil es den alljährlich dazu aufmarschierenden Schülertanzgruppen ein Leichtes ist, rundum stets aufs Neue Eindruck zu schinden, sind alle fünf Übungseinheiten von bis zu je sechs Stunden Dauer, zu denen das Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache Mediasch (ZfL) eingeladen hatte, auch wirklich dringend nötig. Bianke Grecu, Deutsch-Lehrerin sowie Tanzgruppenleiterin am Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt, und Laura P²r²ian moderierten die Begrüßung im Spiegelsaal ohne Zeitdruck, doch so kurz wie möglich.

Die Musik tönte aus dem Lautsprecher, und im Übrigen ging es jäh zur Sache. Berufskaufmann Felix Mugwyler (59 Jahre) aus der Stadt Chur in der rätoromanischen Schweiz und schon seit einem halben Jahrhundert begeisterter Volkstänzer, ließ sich nicht zweimal bitten, als vielgereister Folklore-Freund dozierend den Anfang zu machen. „Es ist schwierig für mich, herauszufinden, was ihr könnt und was nicht“, eröffnete Felix Mugwyler der lernwilligen Tanzgruppe im Spiegelsaal. Wer wen auf Trab hält, war zuweilen gar nicht mal so eindeutig auszumachen. „Ihr seid mir zu laut, und meine Stimme kratzt schon ein bisschen!“, sah sich der freundliche Gast aus dem Kanton Graubünden im Eifer des Gefechts in die Runde zu rufen genötigt, nachdem das paarweise Klatschen und Galoppieren zur Eingewöhnung in den Volkstanzmodus früh um Anspruchsvolleres ergänzt werden musste. Denn die schweizerische Walzer-Folge „In der Mühle“ vom Band, der helvetischen Tradition entsprechend ein Tanzmusikstück in drei Teilen, schaukelte sich binnen nur weniger Versuche zu einem Renner unter den Teilnehmenden hoch. Als die Tanzpaare die Abfolge der Bewegungsmuster zum ersten Mal ganz ohne Fehler geschafft und dazu einander im Chor sehr laut Schritte oder halbe bis ganze Drehungen zugerufen hatten, war kein Halten mehr und endlich der Augenblick für den ersten Eigenapplaus des Nachmittags gekommen. „Wichtig“ dabei, dass „ihr nicht nur zählt, sondern auch die Musik hört!“, und dass „wir die Tänze so tanzen, wie die Musikanten sie spielen“, schärfte Felix Mugwyler geduldig ein.
Auch Astrid Göddert (51 Jahre) hatte es nicht gerade einfach, sich Gehör zu verschaffen und den im Spiegelsaal hart für das Maifest Übenden einen „Schaulustigen“ beizubringen. Besonders der Trick beim Spielen eines „Fensters“ durch dreimaliges „Ausdrehen“ der Dame unter Beibehaltung aller vier Hände eines Tanzpaares in der „Kreuzanfassung“ stellte Geduld und Geschicklichkeit verflixt auf die Probe: je fester der Händedruck, desto schwächer die Chance, das „Fenster“ hinzubekommen. Im Zweifelsfall kann schlicht der Kontakt der Finger und ihrer Spitzen zueinander das gewünschte Wunder wirken. Tochter Anna-Lena Göddert (22 Jahre), seit dem Alter von 3 Jahren tänzerisch aktiv, unterstützte Felix Mugwyler und ihre vor 40 Jahren aus Hermannstadt nach Süddeutschland emigrierte Mutter sooft wie nützlich beim Vorzeigen bestimmter Tanzbewegungen.

Bianke Grecu und Astrid Göddert wiederum kennen einander seit 2011, dem Startjahr der Volkstanz-Partnerschaft zwischen Biberach an der Riss und dem Brukenthal-Gymnasium. Allein sprachlich ist der Volkstanzgruppenleiterin aus Baden-Württemberg mit bald drei Jahrzehnten Erfahrung ihre siebenbürgisch-sächsische Herkunft kein bisschen mehr anzumerken, was den markant schwäbischen Akzent aber auch nicht überbewertet. Dennoch hatten Astrid und Anna-Lena Göddert sich nicht grundlos für das Tragen schwarzer T-Shirts mit dem Logo der Biberacher Jugendtanzgruppe (BC) auf der Rückseite entschieden. Manchmal kommt das Know-How aus dem Ausland.

„Das Fundbüro“ hingegen, so der Ratschlag von Felix Mugwyler zum Ausschau-Halten nach einem Partner oder einer Partnerin für das Tanzen, „ist in der Mitte“. Der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien e.V. (ADJ), einer Struktur des DFDR, gilt der Dank für die Finanzierung sämtlicher Reisekosten und Verpflegung der Volkstanzkurs-Teilnehmenden in großer Vorfreude auf das Hermannstädter Maifest 2023. Noch stehen drei Übungseinheiten aus.