Schönstes Gebäude Temeswars soll saniert werden

TU gibt 1,2 Millionen Euro für Arbeiten am Palais Lloyd aus

Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar (ADZ) – 1,2 Millionen Euro will die Temeswarer Technische Universität für die Sanierung des Lloyd-Palais am Opernplatz demnächst ausgeben. In dem Anfang des 20. Jahrhunderts gebauten Palais, einst als Temeswars prächtigstes Gebäude angesehen, hat das Rektorat der Technischen Universität seinen Sitz. Laut dem Ausschreibungsheft sollen Konsolidierungs- und Sanierungsarbeiten an den Fassaden durchgeführt werden, das Dach soll instandgesetzt und das Dachentwässerungssystem ersetzt werden. Die fachgerechte Instandsetzung des Fassadenschmucks ist ebenfalls vorgesehen. Zurzeit hat die Leitung der TU die Arbeiten ausgeschrieben, diese Woche läuft die Einreichungsfrist für die Angebote der Bauuunternehmen aus.
Das denkmalgeschützte, dreistöckige Palais Lloyd wurde 1910 bis 1912 nach den Plänen des jüdisch-ungarischen Architekten Lipót (Leopold) Baumhorn (1860 – 1932) in eklektizistischem Baustil mit Elementen des Barocks und des Jugendstils errichtet. Die Stadt Temeswar hatte der Lloyd-Gesellschaft 496 Klafter für 300 Kronen per Klafter verkauft, für den letzten österreichisch-ungarischen Bürgermeister von Temeswar, Josef Geml, handelte es sich hierbei um „den wertvollsten Festungsgrund“. Dort errichtete die Versicherungsgesellschaft „Lloyd’s of London“ laut Geml das schönste Gebäude „an der schönsten Ecke Neu-Temesvars“. Als Geml Anfang der 1920er Jahre seine Erinnerungen an „Alt-Temesvar“ festhielt, schrieb er, dass ebenerdig ein Kaffeehaus und zwei Großhandlungen untergebracht sind, im Mezzanin der Börsensaal, im ersten Stockwerk „der stark frequentierte Lloydclub und die Kanzleilokalitäten“ sind und im zweiten und dritten Stockwerk Wohnungen. Für Alttemeswarer liegt das Palais noch immer auf der Lloydzeile.
Der Oberbefehlshaber der deutschen Truppen im Banat, August von Mackensen, hatte 1915 hier seinen Sitz und lebte im zweiten Stock des Gebäudes. Zu den Kunden des Kaffeehauses im Erdgeschoss zählte während des Ersten Weltkriegs auch Egon Erwin Kisch. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es in Café Lloyd umbenannt. Das Kaffeehaus wurde 1940 – 1941 arisiert, es gelangte in den Besitz von Hans Weresch und Josef Henz und wurde, Berichten aus den 1980er Jahren zur Folge, zu einem Treffpunkt prominenter Banater Nationalsozialisten. Die Kommunisten verstaatlichten das Kaffeehaus und benannten es um, es hieß „23. August“, „Ana Lugojana“ und „Timișoara“. In den 1980er Jahren saniert, wurde es zum bekannten Restaurant „Boulevard“. Nach der Wende wurde es zu Lloyd umbenannt, Teile der Jugendstileinrichtung, die Stuckdecken, die Kronleuchten und die Spiegelsäulen sind noch erhalten.