Seid gastfrei

Wort zu Sonntag

Gastfrei zu sein, vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. 
Hebräer 13, 2


Gäste kann man einladen! Oft tun wir das mit einer schönen Karte, mit gewählten Worten und auch zeitgerecht. Dann können wir uns richtig vorbereiten, und die beidseitigen Erwartungen erfüllen sich. Meistens. Manchmal aber stehen Gäste auch völlig unerwartet vor der Tür unserer Wohnung. Meist erfreut uns das wenig, denn vielleicht wollen wir gerade das Haus putzen, oder wir waren auf dem Weg zum Einkaufen – unerwartete Gäste kommen uns meist ungelegen.

Höfliche Gäste merken das und verabschieden sich bald. Andere hingegen sitzen fest und warten auf die Einladung zum Mittagessen oder zum Abendbrot.

„Gastfrei zu sein, vergesst nicht“, so mahnt der Apostel die Christen einer Gemeinde zu der Zeit, als die ersten Christenverfolgungen begannen. Ihr Leben damals war völlig anders als es unsere heutigen Gewohnheiten sind. Die Gastlichkeit gehörte früher zum Alltag. Ein Beispiel der Gastfreundschaft ist nachzulesen in 1. Mose 18, wie Abraham unerwartet wirkliche Engel zu Besuch bekam, wie er sie mit Verbeugungen empfing, in den Schatten nötigte, ein Kalb schlachtete und wie Sara, seine Frau, zur Bewirtung Kuchen buk. Diese Engel hatten einen Auftrag von ihrem Herrn auszurichten, zu erfüllen.

Engel sind Gottesboten mit bestimmtem Auftrag und besonderen Vollmachten. Davon kann man in der Bibel an vielen Stellen nachlesen. Und die Angelologie, die Lehre von den Engeln, steht in unserer Zeit wieder hoch im Ansehen. Unzählige Bücher erzählen von Engelerscheinungen und Engelerfahrungen. 

Wir Menschen möchten gerne die Engel unserem Willen unterwerfen und unseren Wünschen dienstbar machen. Zwar sagt die Bibel ganz richtig, „Engel sind dienstbare Geister“ (Hebräer 1, 14). Sie stehen aber im Dienste Gottes. ER ist der Herr, und IHM allein dienen sie.

Und wenn dann plötzlich ein Gast vor unserer Tür steht, Einlass, Zeit und Bewirtung, vielleicht auch nur ein gutes Wort erwartet – woher weiß ich denn, ob nicht Gott mir diesen Menschen geschickt hat, uns beiden zum Segen? „Gastfrei zu sein, vergesst nicht; denn oft schon haben Menschen ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“ Ob nun geplante oder formvollendet eingeladene Gäste oder ob es ganz zufällig eintreffende, unerwartete Gäste sind: „Seid gastfrei untereinander ohne Murren“, schreibt der Apostel (1. Petrus 4, 9).
Vielleicht gehören wir zu denen, die sich nur ungern den geplanten Tagesablauf durchkreuzen lassen; vielleicht haben wir Gäste überhaupt wenig gern, wir Menschen sind in diesem Punkt sehr verschieden – doch es gibt vielleicht kein größeres Lob für ein Haus, als wenn es von ihm heißt: Das ist ein gastfreies Haus! Da haben die Gäste, ob nun eingeladen oder ungeplant, Freude empfangen, Trost gefunden, Gemeinschaft gespürt, und dann waren wirklich „Engel“ an unserem Tisch, Boten unseres gemeinsamen Herrn, die zur Stärkung und Belebung der Gemeinschaft beitrugen, zum Wohle aller.