Seine Leidenschaft war Schreiben

Nachruf auf Wolfgang Werner Fuchs (7. Juni 1943 – 6. Juni 2020)

Wolfgang Werner Fuchs, ehemaliger Redakteur der „Hermannstädter Zeitung“ (HZ) und gelegentlicher Korrespondent der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ (ADZ), ist am 6. Juni 2020 verstorben. 

Der am 7. Juni 1943 als jüngerer von zwei Brüdern in eine Lehrerfamilie hineingeborene Wolfgang Fuchs verbrachte seine Kindheit und Jugendzeit in Knees (Banat) und dann in Temeswar, wo er die Lenauschule besuchte und auch sein Studium der Elektrotechnik absolvierte. Dort lernte er auch seine zukünftige Frau kennen, die er 1967 heiratete. Gemeinsam stellten sie sich dem, was ihnen das Leben bescherte: dem Tod ihrer ersten Tochter, dem Umzug nach Pite{ti und dann später nach Hermannstadt, dem Kauf und Ausbau eines Hauses dortselbst. Aber es gab auch schöne Momente: die Geburt der Kinder Renate Andrea und Christian Dieter, später dann kamen die Enkel dazu, die dem Großvater besondere Freude bereiteten.
Beruflich blieb Wolfgang Fuchs zunächst der Elektrotechnik treu und war am Aufbau der Rechenzentren des Kautschukkombinats in Pitești und der Teppichfabrik „Textila“ in Heltau beteiligt. Nach dem Umzug nach Hermannstadt arbeitete er im Rechenzentrum von IPAS (heute COMPA) Hermannstadt.

1992 nahm er eine neue Herausforderung an als Geschäftsführer des Diakonischen Werks. In seiner Zeit dort (bis 1995) war er maßgeblich an der Gründung und dem Aufbau des Altenheims „Dr. Carl Wolff“ beteiligt. 1995 wechselte er zur „Hermannstädter Zeitung“, wo er als Redakteur sich endlich seiner großen Leidenschaft – dem Schreiben –  widmen konnte, die er von seinem ebenfalls schriftstellerisch tätigen Vater (Joseph Fuchs) geerbt hatte.

2002 wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Der erfolgreichen Operation folgte eine lange Genesungszeit, während der Wolfgang Fuchs trotz der schweren Krankheit der „Hermannstädter Zeitung“ bis zu seiner Pensionierung 2008 und auch noch danach bis 2010 als treuer Berichterstatter erhalten blieb.

In den Jahren nach seiner Pensionierung widmete sich Wolfgang Fuchs dem literarischen Schreiben. 2006 gab er sein dichterisches Debüt mit dem Gedichtband „Der Ahn schnitt Rohr“. 2011 folgte ein weiterer Band mit dem Titel „Naoki tanzt“. Aus Anlass des 100. Geburtstags seines Vaters am 19. März 2013 gab er den biografischen Band „Leben oder Traum“ heraus. 2014 erschienen in rumänischer Sprache die Bände mit Interviews, Gedichten und anderen Texten „Oameni și fapte“ bzw. „Oameni pe care-i cunosc. Oameni cu care am vorbit“.
In den Jahren nach der Pensionierung zog sich Wolfgang Fuchs aufgrund gesundheitlicher Probleme immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Schwer mitgenommen wurde er vom Tod seines einzigen Bruders Wolfram Dieter 2017. Die letzten anderthalb Jahre verbrachte Wolfgang Fuchs im Altenheim „Dr. Carl Wolff“, wo er am Tag vor seinem 77. Geburtstag sanft entschlafen ist.

Wolfgang Werner Fuchs war immer an allem interessiert, was in seiner Wahlheimatstadt Hermannstadt und in der Umgebung, aber auch darüber hinaus, passierte. Er war sportbegeistert, spielte in seiner Jugendzeit Handball bei Universitatea Temeswar, wirkte in seinen früheren Jahren am Aufbau der [oimii-Hütte auf der Hohen Rinne mit und betätigte sich oft als Schiedsrichter bei Skiwettkämpfen. Gerne und oft war Wolfgang Fuchs bei Handball- und Basketballmatches dabei, aber auch bei Springreitturnieren, und warf immer wieder auch einen Blick hinter die Kulissen, interviewte aktuelle und ehemalige Trainer und Spieler oder Jockeys und brachte den Lesern der HZ Informationen, die über einen normalen Sportbericht hinausgehen. Aber nicht nur Sportgrößen aus Hermannstadt und Umgebung gewann er im Lauf der Zeit zu Freunden und Bekannten, sondern auch Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller, Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Er hat im Laufe der Zeit viele interessante Leute kennengelernt: durch Interviews, auf Tagungen, Vernissagen, Dichterlesungen, Vereinssitzungen oder Volksfesten und nicht zuletzt im ArtCafé, das für ihn ein Ort der besonderen Begegnungen wurde. 

Aus seinem ersten Gedicht 
„Dämonen mit indigo Schürzen“:
„ich erkenn die gealterten dämonen (…)
ich bitte um vergebung
es hilft nicht viel
sie antworten nicht
sie sind ja nicht hier
ich vergebe (…)
der Herr ist wieder mit mir
halleluja!“

Aus „Der Ahn schnitt Rohr“, 2006

Möge er in Frieden ruhen!