Slănic, Kreis Prahova: Eine Geschichte über Salz

Salzmine „Unirea“, Innensicht Foto: www.salrom.ro

Blick auf den Baia-Baciului-Salzwassersee von der Spitze des Salzbergs

Der Grüne Berg Fotos: die Verfasserin

Können Sie sich für Ihr nächstes Urlaubsziel nicht zwischen Meer und Gebirge entscheiden? Kein Problem, Sie müssen nicht unbedingt einen Kompromiss eingehen, denn in einem kleinen Becken der  Vorkarpaten im Kreis Prahova unweit von Ploieşti (40 km) und genau 100 Kilometer entfernt von Bukarest liegt, umgeben von bis zu 600 Meter hohen Hügeln und bedeckt mit Salzwasserseen, die Stadt Slănic. Wie auch das Toponym slawischer Herkunft darauf hinweist, kann die Tätigkeit der Ortsleute historisch auf Salzgewinnung zurückgeführt werden. Die Stadt Sl²nic erzählt im Weiteren eine Geschichte über Salz.

Salzablagerungen gab es in der Gegend schon Millionen Jahre vor der ersten historischen Erwähnung der heutigen Stadt Slănic als Dorf in einer vom Woiwoden Vlad dem Ertrunkenen 1532 unterzeichneten Urkunde.

Das erste Salzbergwerk wurde 1685 vom Schwertträger Mihai Cantacuzino (1640-1716) eröffnet und das Einkommen von der Salzgewinnung wurde für das 1704 ebenfalls von ihm für die Armenpflege errichtete Bukarester Colţea-Krankenhaus gespendet. 1881 wird die Salzmine „Carol“ eröffnet, die zwei Jahre später als erstes  Bergwerk in Rumänien elektrisch beleuchtet wird. 1912 bis 1970 wird Salz aus der neuen Grube „Mihai“ bzw. aus dem Bergwerk „Unirea“ gewonnen. Die Salzgewinnung wird schließ-lich in beiden Gruben eingestellt und sie erhalten eine neue Funktion: In der Grube „Mihai“ werden nationale und internationale Flugmodellsportwettbewerbe organisiert und die Grube „Unirea“ wurde der Öffentlichkeit für Besuche und Therapien für Lungenkrankheiten unter ärztlicher Aufsicht zur Verfügung gestellt. Daher gibt es in der letzteren bei einer Tiefe von 208 Metern eine separate Ruhezone mit Betten bzw. eine Touristenroute mit Spiel- und Sportanlagen und einen Saal, der den dakischen und römischen Vorfahren der Rumänen gewidmet ist.  Entlang dieser Route können die aus Salz geschnitzten Büsten der Dakerkönige Burebista und Decebal, des römischen Kaisers Trajan und des Dichters Mihai Eminescu wie auch die natürlichen Salzmuster an den 55 Meter hohen Wänden  bewundert werden. Man muss nur beachten, dass die unterirdische Temperatur konstant 12 bis 13 Grad beträgt und die Luftfeuchtigkeit bei 50 bis 60 Prozent liegt. Entsprechende Kleidung ist erforderlich.

Von Salzwasserseen und einem Salzberg

Wenn man wieder an die Erdoberfläche steigt, bemerkt man den Salzberg, der sich nahe der Stadtmitte, am Baia-Baciului-Seenkomplex (Schäfersee) auftürmt. Von diesem Monument der Natur ist infolge eines Einsturzes 1999 heute nur noch die Hälfte seiner ehemaligen Größe übrig geblieben. Die Gewitter und Niederschläge, welche die Spitzen und Blumen des Salzbergs im Laufe der Zeit gestaltet haben, drohen ihn nun zu zerstören.

Der verbleibende Teil des Bergs bildet eine Höhle, die unter Einheimischen als  Brauthöhle  (Grota Miresei) bekannt ist. Diese verbirgt den sogenannten Brautsee (Lacul Miresei). Im Weg der Neugierigen, die den weißen, scheinbar eingefrorenen Brautsee näher betrachten und fotografieren wollen, stehen Hindernisse in Form von spitzen Salzfelsen – die Überreste des Bergfußes. Der das ganze Jahr über von einer Salzschicht bedeckte Brautsee ist mit einer lokalen Legende verbunden. Angeblich soll eine unglückliche Braut ihren Tod in diesem 32 Meter tiefen See gefunden haben, nachdem sie von ihren Eltern gezwungen wurde, die Ehe mit einem anderen Mann als ihrem Geliebten einzugehen.

Von den drei Salzwasserseen des Baia-Baciului-Seekomplexes ist der Salzgehalt des Brautsees mit 260 Gramm pro Liter am höchsten. In dieser Hinsicht an zweiter Stelle steht der in unmittelbarer Nähe gelegene Schweinesee (Baia Porcilor), der nur einen Meter tief, jedoch sehr reich an Heilschlamm ist. Mit 6100 Quadratmetern übertrifft der sieben Meter tiefe Hauptsee „Baia Baciului“, der dem ganzen Seenkomplex den Namen gibt, die anderen beiden in Bezug auf Größe, aber nicht auf den Salzgehalt.

In der Nähe des Bahnhofes befindet sich ein weiterer Salzwasser-Seenkomplex „Baia Verde“ (Grüner See), dessen drei Seen mit grünem Wasser dadurch beeindruckend wirken, dass sie in Terrassen unterteilt sind.

Die sechs erwähnten Salzwasserseen sowie der Baia-Ro{ie-See (Roter See) nahe der Neuen oder Cantacuzino-Salzmine sind infolge des Einsturzes ehemaliger Salzstöcke und deren Überflutung durch Grundwasser entstanden.
Millimetergroße Krebstierchen oder Salzkrebschen (Artemia) bevölkern die Salzseen in Slănic. Diese spielen eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung des hochwertigen Heilschlamms, der dank seiner therapeutischen  Eigenschaften sehr gefragt ist und zur Behandlung von Patienten mit Arthritis und Rheumatismus genutzt wird. Behandlungen mit Heilschlamm sind in Slănic im Hotel „Valdor“ verfügbar.  

Der Grüne Berg

Als ob es mit insgesamt sieben Salzwasserseen nicht genügend Gewässer gäbe, wird Slănic vom gleichnamigen Fluss vom Vorort Prăjani über die Stadtmitte bis hin zu Gro{ani, dem Vorort am anderen Ende der Reihenstadt, durchquert. Fährt oder geht man bergauf entlang des Flusses, so gelangt man nach etwa zwei Kilometern, wenn der Fluss seinen Lauf ändert, an den Fuß eines einzigartigen Bergs mit hellgrünem Stein, der das kleine Karpatenbecken überwacht. Der Grüne Berg besteht aus einem sehr zerbrechlichen undurchsichtigen vulkanischen Tuff, dessen grüne Farbe bei feuchtem Wetter noch intensiver wirkt. Das grüne Gestein wird von den Ortsleuten zur Mauerverkleidung benutzt, obwohl dessen Abbau streng verboten ist. Der Berg wurde aufgrund seiner geologischen Besonderheit zum Reservat erklärt. Auf einem Areal nördlich des Bergs wächst die Waldlilie, eine gesetzlich geschützte Blumenart. Auf dem Grünen Berg kann man Fossilien mit Abdrücken von längst verstorbenen Tier- und Pflanzenarten finden. Dort lag auch eine Dakersiedlung, wie zirka 2400 Jahre alte Keramikscherben bezeugen, die vor Ort entdeckt wurden.

Aerosoltherapie auf allen Wegen

Eine salzige Atmosphäre ist überall in der Gegend spürbar. Geht man auf einem längeren Spaziergang durch die kleine Stadtmitte oder wandert, so fühlt man danach einen leichten Salzgeschmack auf den Lippen. Auch mehrere Monate im Haus liegen gelassene Gegenstände bekommen eine weiße, dünne Salzschicht, wenn sie nicht in geschlossenen Schränken aufbewahrt werden. Das allgegenwärtige Salz eignet sich gut für die Aerosoltherapie, die Leuten mit Lungenerkrankungen unentbehrlich ist und gute Auswirkungen auf uns alle hat. Aerosoltherapie mit Salz reinigt die Lungen und schützt vor Erkältungen. Obwohl der Salzgehalt in der Luft rings um die Salzwasserseen und selbstverständlich in der Salzmine am höchsten ist, macht man in Sl²nic automatisch auf allen Wegen eine Aerosoltherapie.

Salzmuseum und andere Attraktionen

Alles über Salz, dessen Gewinnung, Anwendungen und viele andere Informationen kann man im Museum des Salzes im Haus der Kämmerer erfahren, ein architektonisches Denkmal  im örtlichen Baustil aus dem 18. Jahrhundert.
Weitere kulturelle Ziele in Slănic sind: die in der Stadtmitte befindliche orthodoxe Kirche der Heiligen Gregorius, Johannes Chrysostomos (Goldmund) und Basilius des Großen, die Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, die einen Kilometer davon entfernte, bereits sanierte orthodoxe Marienkirche aus dem 17. Jahrhundert und die Kulturherberge, wo regelmäßig kulturelle Veranstaltungen organisiert werden. Die Stadt verfügt noch über vier Hotels, mehrere Restaurants und Biergärten. Bald soll es auch einen Freizeitpark in Sl²nic geben, der mit EU-Fördergeldern bis zum 31. August 2020 fertig gebaut werden sollte.

Der Ferien- und Kurort Slănic eignet sich zu jeder Jahreszeit für einen Aufenthalt, sei es in den Sommer-, Oster- oder Weihnachtsferien für eine Aerosoltherapie, für eine Behandlung mit Heilschlamm hingegen besonders im Frühling oder Herbst.