Sozialladen für ukrainische Kriegsflüchtlinge in Temeswar

Notwendige Produkte werden kostenlos angeboten

In Temeswar wurde neulich ein Sozialladen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine eröffnet.

Der Ort ist gleichzeitig eine Verteilungsstelle mit von Privatpersonen und Unternehmen gespendeten Produkten sowie ein Treffpunkt für die ukrainische Gemeinschaft, die in der Begastadt Zuflucht gefunden hat, und ein Arbeitsplatz für vier der Ukrainer, die dem Krieg entkommen sind. | Fotos: Intersect

Ordentlich verpackte Kleidung und Schuhe sind in Regalen nach genau sortierten Kategorien angeordnet. Hier sind Decken und Bettwäsche, dort Hygieneprodukte, und dort in der Ecke, gleich neben der kleinen Umkleidekabine, hängen Sommerkleider für Groß und Klein. Auch Spielsachen und sogar eine kleine Bibliothek mit Kinderbüchern auf ukrainisch sind hier vorhanden. In der Dorobanților-Straße Nr. 9 ist vor Kurzem der erste Sozialladen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Temeswar/Timișoara eröffnet worden. Im Laden haben Flüchtlinge aus der Ukraine Zugang zu einer breiten Palette von Produkten, die von Privatpersonen und Unternehmen gespendet wurden. Der Ort ist auch als Treffpunkt für die ukrainische Gemeinschaft in Temeswar gedacht.

Der Laden ist auf Initiative des Vereins Intersect in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt der Stadt und mit finanzieller Unterstützung der Gemeinschaftsstiftung Temeswar sowie der globalen Nothilfe- und Entwicklungsorganisation OXFAM entstanden, die mit Hilfe der britischen Regierung finanziert wird. „Die Eröffnung dieses Ladens ist ein erster Schritt, den der Intersect-Verein zusammen mit Partnern unternimmt, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und den Zugang zu Lebensmitteln für bedürftige Menschen zu erleichtern. Wir möchten, dass unsere ukrainischen Nachbarn wissen, dass sie in dieser Zeit, in der sie ihr Land wegen des Krieges verlassen mussten, im Sozialladen die Lebensmittel und Haushaltsprodukte finden können, die sie brauchen“, sagte die Vorsitzende des Vereins Mihaela Vețan bei der Ladeneröffnung. 

Seit Beginn des Krieges wurde in der Begastadt auf Initiative des Bürgermeisteramts von Temeswar das Projekt „Temeswar für die Ukraine“ ins Leben gerufen. Dieser Initative schlossen sich rund 30 Institutionen, NGOs und Unternehmen aus der Stadt an. Der am Mittwoch, den 6. Juli, eröffnete Sozialladen ist nun Teil einer Reihe von Projekten, die den in Temeswar und der Umgebung verbliebenen Ukrainern helfen sollen, sich in das Leben der Stadt zu integrieren. 

Die Produkte werden kostenlos bereitgestellt, die Flüchtlinge müssen aber eine Bescheinigung vorweisen, die von der Direktion für Sozialhilfe des Temeswarer Bürgermeisteramts ausgestellt wurde. „Die meisten Ukrainer, die in unserer Stadt ankommen, suchen zunächst das auf Initiative des Temeswarer Bürgermeisteramts organisierte und von uns koordinierte Unterstützungszentrum für die Ukraine auf, um sich registrieren zu lassen und um Hilfe bei der Beschaffung von Wohnraum zu erhalten, der von den Behörden sowie von Privatpersonen und Unternehmen bereitgestellt wird. Das Anmeldeverfahren ist einfach und dauert nur wenige Minuten, dann erhalten die Begünstigten eine Bescheinigung, mit der sie die Dienste in der Gemeinde in Anspruch nehmen können“, erklärt Angela Ciupa-Rad vom Temeswarer Sozialamt.

In Temeswar sind rund 2500 Flüchtlinge aus dem Nachbarland mit Hilfe von Banat IT offiziell in der Datenbank des Temeswarer Sozialamtes registriert worden. Davon sind etwa tausend in Temeswar und der Umgebung geblieben. In den ersten acht Tagen seit der Eröffnung des Ladens besuchten Vertreter von 130 Familien den Laden, um Produkte abzuholen. „Die Idee, eine solche Stelle zu eröffnen, kam schon recht früh, denn wir hatten das Unterstützungszentrum schon seit Anfang März. Die ersten Flüchtlinge, die nach Rumänien bzw. Temeswar kamen, waren meistens Mütter mit Kindern, die mit Zügen oder Bussen anreisten und einfach nur wenig Gepäck mit sich schleppen konnten. Es war gerade dieser Jahreszeitwechsel von Winter zu Frühling, wo die Flüchtlinge neue Kleider und Schuhe brauchten. 

Viele fragten uns auch nach Haushaltssachen – von Besteck und Geschirr bis hin zu Bettwäsche usw., und wir haben tatsächlich auch viele Sachen gespendet bekommen. Wir hatten aber keinen passenden Raum dafür. Nun kann man all diese Sachen hier bekommen“, erzählt Angela Ciupa-Rad. Wer Waren spenden möchte, wird gebeten, die Aushänge des Vereins zu beachten, um sicherzugehen, dass sie wirklich gebraucht werden, da die Räumlichkeiten keine übermäßige Lagerung von Gegenständen zulassen. Das gesamte Sozialprogramm wird mit der Unterstützung von vier Ukrainern durchgeführt: Evgenia, Sergio, Svetlana und Victoria wurden vom Intersect-Verein im Geschäft beschäftigt und werden den Flüchtlingen bei der Auswahl der Sachen helfen, die sie benötigen. 

Evgenia Rozbytska ist seit Mitte März in Temeswar nach einem ersten Halt mit ihrer Familie, Mann und zweijähriger Sohn, in Klausenburg/Cluj-Napoca. „Wir sind schon am ersten Tag, in den ersten zwei Stunden, nachdem die Bomben am 24. Februar aufgehört haben, aus Odessa weggefahren. Was uns nach Temeswar zog, war gerade dieses gut organisierte Unterstützungszentrum für Flüchtlinge, denn ich wollte unbedingt weiterhelfen“, erzählt die 40-jährige Evgenia, die von den Menschen in Temeswar einfach „Jane“ gerufen wird. Durch ihre guten Englischkenntnisse koordiniert sie die Arbeit ihrer drei weiteren ukrainischen Mitarbeitern im Laden. Sergio, Svetlana und Victoria sprechen keine Fremdsprachen und sind etwa 60 Jahre alt. „Wir wollten unbedingt einer Gruppe von Menschen entgegenkommen, die es nicht leicht hätte, eine Arbeitsstelle vor Ort zu finden“, sagt Mihaela Vețan. 

Der Intersect-Verein nimmt sich vor, auch weitere Aktivitäten für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in der Umgebung zu unternehmen, damit sie gemeinsame Zeit verbringen können. Reisen und verschiedene kulturelle und pädagogische Veranstaltungen sind für mindestens 75 Kinder und Erwachsene geplant. Schon am ersten Juliwochenende wurde ein Ausflug für Groß und Klein nach Murani bei Bruckenau/Pi{chia organisiert. Eine weitere Reise nach Margina steht für den 30. Juli an. Fahrten mit Pferdekutschen, Handwerksworkshops, ein Dorfmuseumsbesuch und ein Mittagsessen mit lokalen Produkten sollen dabei angeboten werden. 

Außerdem wird der Verein in den kommenden Monaten auch drei gastronomische Veranstaltungen organisieren, bei denen der lokalen Gemeinschaft traditionelle ukrainische Rezepte angeboten werden.


„Es besteht die Hoffnung, dass solche Sozialläden auch für andere gefährdete Gruppen in der Stadtgemeinschaft eröffnet werden.“ – Mihaela Vețan

Der Intersect-Verein wurde März 2021 in Temeswar gegründet. Ziel der NGO ist es, einen Beitrag zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung und zur Entwicklung von Mechanismen zur Förderung der sozialen Solidarität zu leisten. Der Verein beteiligt sich an Bildungs- und Sozialprogrammen sowie Sensibilisierungskampagnen, die zur Unterstützung benachteiligter Menschen entwickelt wurden. Details zur Tätigkeit des Vereins und den Programmen sind auf intersect.org.ro abrufbar.