Spam-Emails als Motiv für ein Buch der freien Literatur-Szene

Călin Torsan stellt seinen neuen Band in der Casa Tranzit vor

Klausenburg – 55,5 Prozent aller Spam-Emails, die weltweit in privaten und geschäftlichen Postfächern landen, würden auf das Konto Asiens als Wohnort der ungebetenen Absender gehen, gab 2013 die in Moskau eingetragene und internationale Organisation „Kasperski Lab“ für kybernetische Sicherheit nach ihrer Ermittlung bekannt. Um genau diese Art belästigender Kommunikation, von der eigentlich kein Empfänger auch nur im Geringsten profitieren kann, geht es Montagabend, am 12. Dezember, um 19 Uhr in der Casa Tranzit in Klausenburg/Cluj. Schriftsteller Călin Torsan, im beruflichen Alltag Arbeitnehmer des Nationalen Bauernmuseums in Bukarest, stellt seinen neuen Text- und Bildband „Spam Book“ vor, der dem sehr dreisten Schreiben und Versenden aufsässiger Phishing-Emails mit einem Schuss Humor literarischen Mehrwert abgewinnt. China, Südkorea, Taiwan, Vietnam und Indien sind die Länder, aus denen mehr als jede zweite Aufforderung abgeschickt wird, zwielichtigen Angelegenheiten mit einer dicken Spende aus angeblich wirtschaftlicher Klemme zu helfen. Als Nutzer von vier verschiedenen Email-Adressen – zwei private, eine geschäftliche von seinem Arbeitgeber und eine literarisch-experimentelle – hat Călin Torsan über einen längeren Zeitraum absichtlich zahlreiche Phishing-Emails gelesen und für seinen 158 Seiten starken Band „Spam Book“ bearbeitet. „Die hinkenden und an Fehlern überaus reichen Ausdrucksweisen können hinreichend als Beweise dafür dienen, dass die betreffenden Geschäftsgesellschaften niemals die Zusammenarbeit mit eventuellen literarischen Beratern in Betracht gezogen haben.“, vermutet Călin Torsan, 1970 in Bukarest geboren und mehrfach für seine schriftstellerische Tätigkeit ausgezeichnet. Die für die satirische Veröffentlichung bestimmten Phishing-Emails auf Englisch hat er in die rumänische Sprache übersetzt und ihnen dabei „eine gewisse stilistische Eleganz“ aufgetragen. Außerdem wäre der 13. Platz, den Rumänien als Ursprungsland von etwas mehr als einem Prozent aller unerwünschten Zuschriften in der Weltrangliste der Phishing-Email-Absender belegt, ganz und gar nicht zu vernachlässigen. Die Buchvorstellung und Autorenlesung in der unabhängigen Casa Tranzit wird durch einen Auftritt der Band „multumult“ mit Flötenspieler, Saxophonist, Sänger und Leader Călin Torsan in Begleitung von Vasile Gherghel an einigen elektronischen Instrumenten und Marius Achim am Schlagzeug ergänzt. Zur Herausgabe von „Spam Book“ hat sich der Verlag „Casa de Pariuri Literare“ überzeugen lassen. Die Klausenburger Veranstalter und ihr schriftstellerisch wie musikalisch bekannter Gast werben mit einem Zitat von Franz Grillparzer, dessen Tod 150 Jahre zurückliegt, für die Buchpräsentation: „Prosa spricht und die Dichtung singt.“