Spiegelungen-Preis für Minimalprosa

Die Gewinnerinnen stehen fest

Natalie Buchholz, eine der Gewinnerinnen des Preises Foto: Peter-Andreas Hassiepen

Zeitgenössische Literatur in deutscher, rumänischer und ukrainischer Sprache zeichnet der „Spiegelungen-Preis für Minimalprosa“ aus. Es handelt sich dabei nach dem „Spiegelungen-Preis für Lyrik“ 2017 um den zweiten Literaturpreis, den das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) vergab – gemeinsam mit der Redaktion der „Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas“ und in Kooperation mit dem Zentrum Gedankendach in Czernowitz. Im Jahr des 100. Geburtstags des berühmtesten Sohnes der Stadt lautete das Motto des Wettbewerbs „Mikrolithen. Jenseits von Celan“. Eingereicht wurden 289 Texte in deutscher, 79 in rumänischer und 201 in ukrainischer Sprache, anonymisiert waren sie den drei Fachjurys vorgelegt worden.

„Glück vielleicht“ heißt der Text, mit dem die 1977 im Elsass geborene Natalie Buchholz den ersten Preis für Literatur in deutscher Sprache erhielt. Sie studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis an den Universitäten Hildesheim und Marseille, 2018 erschien ihr erster Roman „Der rote Swimmingpool“ – der zweite folgt im kommenden Jahr. Die Jury zeigt sich begeistert von ihrer Prosa: „Der Text von Natalie Buchholz verbindet die Radikalität des Augenblicks mit der Zugkraft der erzählerischen Sequenz – Minimalprosa im besten Sinne des Wortes!“, heißt es in der Begründung.

Die Gewinnerin in der rumänischsprachigen Sparte heißt Mariana Codruț und kommt aus Jassy/Iași – der Text heißt „Noua zi“ und zeigt „zwei tiefe Risse durch eine Welt, in der Schwalbengezwitscher bei aufgehender Sonne und das vor Hunger ungebärdige Vieh Normalität zu beschwören scheinen, der bedrohlichen Atmosphäre aber gerade das Gewicht eines Albdrucks verleihen“, so ein Auszug aus der Begründung der Jury.

Halyna Jazenko aus Lemberg/Lwiw überzeugte die ukrainische Jury mit dem Text „Halte dich fest, mein Junge!“. Hervorgehoben wurde ihre eigenständige und originelle Erzählweise, in ihrem Text würden Celan’sche Motive mit Elementen der ukrainischen Tiefenpsychologie verschmelzen.

Auf den Plätzen zwei und drei landeten jeweils Gregor Stefan Heuwangl mit „Der Tschub“ und Katharina Hopp mit „Salzkaramell“, Irina Georgescu mit „Vest“ und Ștefan Bolea mit „2 minute“ in rumänischer Sprache sowie Maria Mykyzej mit „Musik auf der Treppe“ und Mykola Iwanow mit „Schiff der Träume“ auf Ukrainisch.

Am 23. November werden die Preise feierlich verliehen – im Zuge der von Meridian Czernowitz und dem Zentrum Gedankendach veranstalteten Celan-Tage in Czernowitz. Die Gewinnerinnen erhalten ein Preisgeld von 1500 Euro, die drei Texte werden in die beiden anderen Sprachen übersetzt und in den Spiegelungen publiziert – außerdem soll eine dreisprachige Anthologie erscheinen, mit den jeweils drei besten Texten jeder Sprache.