Starker Schweizer Franken belastet Kreditnehmer

Ausfälle bei der Rückzahlung von Fremdwährungskrediten befürchtet

Bukarest - Die Schweizer Währung klettert auf ein Rekordhoch. Am Mittwoch notierte ein Schweizer Franken (CHF) bei 3,8 RON. Im Herbst wird die Parität zum Euro erwartet. Das bedeutet, dass ein CHF, gleich dem Euro, über vier RON kosten wird. Massive Probleme bereitet dieser Umstand all jenen, die einen Fremdwährungskredit in Schweizer Franken zurückzahlen müssen. „Viele Kunden müssen um 30-40 Prozent höhere Raten bezahlen, als ursprünglich angenommen“, wird Johann Lurf, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank România, von der Agentur Mediafax zitiert.

Beispielsweise hat der Wechselkurs in den Jahren 2006 und 2007 2,2 RON pro CHF betragen. Da nun der Wert an der vier RON Marke kratzt, müssen Kreditnehmer mehr Geld aufbringen, um die Forderungen in CHF zu bedienen. Der Experte erwartet Laufzeitverlängerungen vieler Kredite und sogar Zahlungsausfälle einiger Schuldner. Laut Daten der Nationalbank steigen die Zahlungsrückstände, verursacht durch den Kursanstieg, pro Monat um insgesamt 10 Millionen Euro und erreichten im Mai 2011 einen Gegenwert von etwa 250 Millionen Euro. Im gleichen Monat des Vorjahres betrug das Gesamtvolumen der Fremdwährungskredite in CHF noch 150 Millionen Euro.

Grund für den starken Kursanstieg des Frankens ist die Unsicherheit an den globalen Finanzmärkten. Nachdem die USA nur knapp an der Zahlungsunfähigkeit vorbeigeschrammt sind und der Euro durch die Schuldenkrisen einzelner Staaten als gefährdet gilt, flüchten Investoren in sichere Häfen. Gold und eben der Schweizer Franken sind als konjunkturell relativ unabhängige Anlagemöglichkeiten sehr begehrt. Seit Monaten hadert auch die schweizerische Wirtschaft mit der starken Währung, denn sie macht Produkte aus der Schweiz für ausländische Kunden extrem teuer.

Seit der letzten vierteljährlichen Lagebeurteilung der Schweizerische Nationalbank (SNB) hätten sich die globalen Wirtschaftsaussichten und auch die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft eingetrübt. Nach langem Abwarten hat sich die SNB am Mittwoch entschieden, Maßnahmen gegen einen weiteren Kursanstieg zu ergreifen. Sie strebe ab sofort einen Dreimonats-Libor so nahe bei Null wie möglich an und werde das Zielband entsprechend verändern, teilte sie mit. Zudem werde sie die Liquidität am Franken-Geldmarkt massiv erhöhen. Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist der Zinssatz, den Banken am Londoner Eurogeldmarkt für kurzfristige Ausleihungen an andere Banken verlangen.