Stelldichein der Musen im Barockpalais

Temeswarer Künstlergilde: Ehrung für die Gründer

Ein absurder Augenschmaus: „Die Musik des Briefes“ und „Das Herz der Braut“ der bekannten Temeswarer Künstlerin Suzana Fântănariu. Foto: Zoltán Pázmány

„Lob der Musen und ihrer Begegnisstätte“ betitelt sich die umfassende Gruppenausstellung der Temeswarer Zweigstelle des Verbandes der Bildenden Künstler aus Rumänien UAP, die im Temeswarer Kunstmuseum, dem schmucken Barockpalais am Domplatz, zu besichtigen ist. Der Anlass ist ein ehrender: Durch eine repräsentative Schau mit lebendigen Kunstwerken unserer Zeit soll an die Gründergeneration bzw. an das 140. Jubiläum seit der Gründung der Gesellschaft für Geschichte und Archäologie in der Begastadt gedacht werden. Am 25. Juli 1872 wurde nämlich auf Initiative des Politikers und verdienten Kunstkritikers und -sammlers Zsigmond Ormos (1813-94) diese Gesellschaft gegründet. Diese erste wissenschaftliche Gesellschaft des Banats wurde zur Vorläuferin des heutigen Banater Museums.

Die festliche Gründungssitzung fand am 7. September 1872 im heutigen Barocksaal des Kunstmuseums statt. Daran beteiligten sich dazumal neun Gründungsmitglieder und die ersten 80 Mitglieder. Die ersten wertvollen Teilstücke der heutigen Sammlungen, des jahrhundertealten Kultur- und Kunsterbes des Banater Museums und des Kunstmuseums stammen aus dieser Zeit.

Als Zeichen des Werdegangs der kulturellen, künstlerischen, wissenschaftlichen und Geistesgeschichte Temeswars und des Banats präsentiert UAP Temeswar nun aus künstlerischer Sicht eine Hommage an die sieben Musen der griechischen und römischen Mythologie. Die Temeswarer Künstlergilde- UAP Temeswar besteht unter dieser Benennung seit 1951, als Erbin der Gewerkschaft der Schönen Künste  von 1921, und zählt heute 240 Mitglieder- stellt Malereien, Grafiken, Kleinskulpturen und dekorative Kunst aus. Interessant in dieser Schau die Analogien zu allen anderen Kunstbereichen wie Musik, Poesie, Theater, Tanz aber auch die künstlerischen Vorstöße in Geschichte, soziales Leben ja sogar Religion, Traumleben oder in gewagte Zukunftsvisionen. Gefeiert wird damit auch ein schöner uralter Gedanke der Menschheit, der dem Museum, in der Antike zu Recht als Tempel, Forum und Treffpunkt der Musen, der Künste betrachtet, eine essentielle Bedeutung im Geistesleben der Menschen  und deren bis heute unstillbaren Sehnsucht nach dem Schönen einräumte.

Kurator dieser Gruppenausstellung ist der bekannte Temeswarer Grafiker und Hochschullehrer Alexandru Jakabhazi. Er hat Werke, von Kleinstskulpturen bis zu modernen Installationen, von Grafiken bis zu großflächigen Malereien, von insgesamt 77 Bildenden Künstlern aus  dem gesamten Banat bzw. aus Temeswar, Reschitza, Arad und Karansebesch ausgewählt. Eine Fachjury, bestehend aus den Künstlern Oana Bolog-Bleich, Viorel Cosor und Constantin Catargiu, hat unter den ausgestellten Exponaten vor allem die von Victor Gingiu, Gloria Grati, Rudolf Kocsis, Linda Saskia-Menczel, Doina Mihăilescu, Sorin Nicodim und Ciprian Radovan hervorgehoben.

Dem wahren Kunstliebhaber können trotz der Vielfalt u.a. jedoch kaum so interessante Werke wie die Installationen von Suzana Fântănariu (Die Musik des Briefes, Das Herz der Braut), die postmodernistische „Muse mit Lady Gaga und W.A.Mozart“ von Maria M. Motorca oder die visionäre Malerei einer Ildiko Marosan-Micota (Die zwölfte Stunde) entgehen.