Stipendien für die Roma-Jugend

2011-2014 soll das Medizinstudium gefördert werden

Roma-Schüler, die ab dem kommenden Herbst die 12. oder 13. Klasse besuchen und nach der Bakkalaureat-Prüfung ein Medizinstudium beginnen möchten, werden ab dem Schuljahr 2011-2012 ein Monatsstipendium von 200 Lei und das ganze Schuljahr über, periodisch, kostenfreie Nachhilfestunden in Biologie, Chemie oder Physik angeboten bekommen, meldet Mediafax. 
Um ins Programm aufgenommen zu werden, müssen die interessierten Roma-Schüler ein online-Formular ausfüllen, zu welchem sie auf der Website www.burseromi.ro Zugang haben. Außerdem müssen sie per Post eine Reihe von Dokumenten, die auf derselben Seite aufgelistet sind, ans Unterrichtsministerium und an ActiveWatch, die Agentur für Pressemonitoring, schicken. Letztere hat das Projektmanagement übernommen.

Über die Vormundschaftszentren („Centre de Tutorat“) für Roma sind rumänienweit vorerst 200 solche Stipendien ausgeschrieben worden. Sie wenden sich ausschließlich an junge Roma, die sich 2012 einer Aufnahmeprüfung für ein medizinisches Studium stellen wollen. Falls das Interesse für solche Stipendien die einstweilen ausgeschriebene Zahl überschreiten sollte, besteht laut Unterrichtsministerium und ActiveWatch die Möglichkeit, weitere Stipendien zu vergeben. Endtermin für die Bewerbungsgesuche für dieses Romastipendium zwecks Medizinstudium ist der 30. September 2011.

Nachhilfe und Persönlichkeitstraining

Die lokalen Vormundschaftszentren werden periodisch Vorbereitungen für die Aufnahmeprüfung an den medizinischen Hochschulen organisieren, die von 60 (vom Unterrichtsministerium über die Kreisschulinspektorate) ausgewählten Fachlehrern koordiniert werden. Dadurch soll in der Vision des Unterrichtsministeriums und der Agentur für Pressemonitoring aus den Vormundschaftszentren eine Mittelstelle werden, durch welche den Lyzeanern aus den Reihen der Roma Zugang zum Medizinstudium verschafft wird. Das sagte Andreea Chelaru, die Projektmanagerin seitens der Agentur für Pressemonitoring ActineWatch. Den ausgewählten Schülern werden im Laufe des kommenden Schuljahrs neben den Nachhilfestunden u. a. Motivationstrainings angeboten, Kurse für Karrieremanagement und Führungsfähigkeiten, für effiziente Kommunikation und Verantwortlichkeit in der Berufsausübung sowie für Teamwork. 

Das Projekt nennt sich „Eine Generation von Roma-Fachleuten im medizinischen Bereich” und erstreckt sich über die Zeitspanne Januar 2011 bis Januar 2014. Eine Verlängerung des Unterstützungsprogramms ist (bei Interesse) nicht ausgeschlossen.

Gatsche-Ärzte weniger vertrauensvoll

Die Bedeutung des Projekts ist umso größer, als es in den Reihen vieler Roma-Stämme und –Sippen auch heute noch große Vorbehalte gegenüber Ärzten gibt, die Nicht-Roma (=Gatsche) sind, weil es unter den Zigeunern nach wie vor mehr oder minder fest verankerte eigene Glaubensregeln und Gesetze in allen Tätigkeitsbereichen gibt, die mit Blut zu tun haben. Deshalb war das Erscheinen der ersten Ärzte aus den eigenen Reihen der Zigeuner zu Beginn der 60er-Jahre für den Gesundheitszustand dieser Minderheit in Rumänien ein Segen, weil die Vorbehalte gegenüber Gatsche-Ärzten dadurch ausgehebelt waren und weil die Roma-Ärzte mit ihrem Insiderwissen über Roma-Bräuche und -Gesetze damit besser umzugehen verstanden. 

Bis in die späten fünfziger und Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts war die medizinische Betreuung der Zigeuner fast ausschließlich in der Hand der Weisen Frauen, die sich mit überlieferten Kenntnissen und Naturmedizin sowie Zauberei behalfen. Leider gibt es keine Statistiken zur Lebenserwartung der Zigeuner Rumäniens und deren Evolution, seit es praktizierende Ärzte aus den Reihen der Roma gibt. Angenommen wird allgemein, dass seither (aber auch durch den erheblich höheren Lebensstandart, den die Zigeuner Rumäniens in den jüngst vergangenen Jahrzehnten erreicht haben) die Lebenserwartung der Roma um gut 30 Prozent gestiegen ist.

In das gegenwärtige Projekt involviert sind neben ActiveWatch die Stiftung Roma Education Fund Romania, der Verband der Niedergelassenen Ärzte, das Romazentrum für Gesundheitspolitiken SASTIPEN und das Open Society Institute, meldet Mediafax.