Strafanzeige wegen illegalem Roden

EU-Parlamentarier fordert DNA-Untersuchungen gegen Romsilva-Chef Tabugan und Forstamtsbezirksleiter Andronache

Die höchste Begehr der Holzmafia des Banater Berglands sind die kerngesunden alten Buchenwälder, die hier, im eigentlichen „Buchenland“ Rumäniens, wachsen.

Fotos: Der Verfasser

Der EU-Parlamentarier Vlad Gheorghe (USR) hat der Nationalen Direktion zur Korruptionsbekämpfung DNA eine Strafanzeige zukommen lassen wegen illegalem Roden der Wälder des Banater Berglands. 

Angezeigt sind die Forstdirektion Romsilva Karasch-Severin und ihr Leiter, der Ex-Parlamentsabgeordnete Ion Tabugan (der als Politiker in mehreren Legislaturperioden schon zwischen vier Parteien herummigriert ist) und der Forstamtsbezirk Nera, der (indirekt) auch das Naturschutzgebiet Nera-Klamm-Beu{ni]a-Wasserfälle verwaltet, vertreten durch dessen Amtsleiter Marcel Andronache. Vorgeworfen wird den Institutionen und deren Leitern Korruption, Amtsmissbrauch und Unterschlagung.

Die Anzeige gründet auf öffentlichen Bekanntmachungen der Forstgarde Temeswar, aufgrund der in den Forsten des Banater Berglands durchgeführten ausführlichen und tiefergehenden Kontrollen. Unter anderem wird Tabugan und Andronache vorgeworfen, sich erstens geweigert zu haben, überhaupt an den Kontrollen vor Ort teilzunehmen, die von der Forstgarde vorgenommen wurden – wie es das Kontrollprozedere vorschreibt. Dann hätten beide – so die Schlussfolgerung der Forstwache, die der Öffentlichkeit bekanntgegeben wurde – Aufforstungen verrechnet, die nur auf dem Papier existieren, also fiktiv sind. Zudem hätte Tabugan und der ihm hierarchisch untergeordnete Forstamtsleiter sich geweigert, den Kontrolleuren von der Forstwache  Unterlagen zur Einsicht auszuhändigen, die zum Vergleich mit dem im Gelände Nachprüfbaren nötig gewesen wären. 

Tabugan habe höchstoffiziell seine Forstamtsleiter „verständigt“, dass der amtierende Leiter der Temeswarer Forstwache, Aman Ienea, ohnehin demnächst abgesetzt werde, dass man mit ihm also nicht mehr zusammenzuarbeiten brauche. Gleichzeitig, schreibt der EU-Abgeordnete, habe der Fraktionschef der PSD im Parlament, Alfred Simonis, seines Zeichens auch Abgeordneter des Landeskreises Temesch und laut Medien des Banater Berglands der Schwiegersohn des größten Holzunternehmers des Banater Berglands, Druck auf die Temeswarer Forstwache  ausgeübt, die Kontrollen in den Forstamtsbezirken des Banater Berglands lascher angehen zu lassen.

Der illegale Holzeinschlag im Banater Bergland und das illegale Roden (auch geschützter und sogar streng geschützter) Forste seien zu einer Dimension angewachsen, die als Bedrohung der Nationalen Sicherheit Rumäniens angesehen werden könne, schreibt der EU-Parlamentarier. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung und für die der künftigen Generationen könne gar nicht ernst genug genommen werden, die durch das illegale Roden der Banater Wälder ausgelöst wird. Zudem: Umweltschätze werden durch den illegalen Holzeinschlag unwiederbringlich zerstört. 
Der EU-Parlamentariert Vlad Gheorghe appelliert auch an die DNA der Wälder und an den Grünen EU-Staatsanwalt, einzugreifen, bevor alles verloren ist. „Ich werde nicht aufgeben, bevor die Holzräuber der rumänischen Wälder und ihre Komplizen gestoppt sind!“, schreibt der EU-Parlamentarier. Die Forstbeamten sieht Vlad Gheorghe implizite als Komplizen dieser „Holzräuber“.

Die Lage im Banater Bergland sei alarmierend – was übrigens seit Jahren auch die großen rumänischen und internationalen Naturschutzorganisationen genauso sehen. Auch der inzwischen als Folge des Bukarester politischen Karussells ersetzte Ex-Vizepräfekt Andrei Plujar (USR), der vor seiner Absetzung von der Temeswarer Forstwache eine offizielle Information über den Zustand und die Vorgänge in den Forsten und Naturschutzgebieten des Banater Berglands angefordert hatte, kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Die Aufmerksamkeit, mit der die Vorgänge in den Forsten des Banater Berglands verfolgt werden, beruht auch auf der Tatsache, dass die Forstverwaltung Romsilva in Reschitza über ihre 17 Forstamtsbezirke fast ein Viertel aller noch existierenden Urwälder Rumäniens verwalten (und effektiv schützen) sollte, auf alle Fälle aber die größten Staatswaldungen Rumäniens in ihrer Obhut hat. 

Und immer mehr verdichten sich die Vorwürfe gegen den nach den jüngsten Parlamentswahlen wieder als Romsilva-Chef des Banater Berglands eingesetzten Ion Tabugan, dem laufend Missmanagement nachgewiesen wird, belegbar allein schon durch die 232 Geldstrafen des vergangenen Jahres im Gesamtwert von 432.500 Lei, die seine Untergebenen und er berappen mussten, nachdem ihnen die Forstwache allerlei Schwindeleien nachweisen konnte. Und der Verdacht, dass die offiziell eingesetzten Beschützer der Forste Hand in Hand mit der mächtigen Holzmafia arbeiten, wird laufend verhärtet. Andrei Plujar, der USR-Kreisvorsitzende in Karasch-Severin: „Ich möchte unterstreichen, dass Karasch-Severin nicht die Republik eines Tabugan ist und dass auch die Bevölkerung des Banater Berglands sich nichts sehnlicher wünscht, als die Massakrierung der Wälder gestoppt zu sehen.“

Die Forstwache Temeswar hat allein im Forstamtsbezirk Reschitza jüngst nachgewiesen, dass hier im vergangenen Jahr 212,235 Kubikmeter Holz im Wert von 106.039,658 Lei illegal geschlagen wurden, während im Forstamtsbezirk Nera 117,7 Hektar fiktive Aufforstungen verrechnet worden sind.