Technische Uni verleiht Holender die Ehrendoktorwürde

Ex-Direktor der Wiener Staatsoper als bedeutender Temeswarer geehrt

Temeswar (ADZ) – Die Technische Universität Temeswar hat am Donnerstag dem langjährigen Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, die Ehrendoktorwürde verliehen. An der Zeremonie beteiligten sich unter anderen Kulturminister Lucian Romașcanu und Bürgermeister Dominic Fritz. Laut dem Vorsitzenden des TU-Senats, Professor Dr. Radu Vasiu, habe die Technische Universität einen ihrer Studenten ehren wollen, da er zu einer der bedeutendsten und international anerkanntesten Temeswarer Persönlichkeiten geworden ist.

Der 1935 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Temeswar geborene Holender hatte Mitte der 1950er Jahre das Studium der Mechanik am Temeswarer Polytechnikum begonnen, doch nach dem Aufstand in Ungarn 1956 wurde er, gemeinsam mit anderen Studierenden, die Sympathien für die Causa der ungarischen Revolutionäre gezeigt hatten, exmatrikuliert. Drei Jahre später wanderte er nach Österreich aus und begann ab den frühen 1960ern eine Karriere als Opernsänger in Klagenfurt und St. Pölten, ab 1966 war er Opernagent. Zwischen 1992 und 2010 leitete er die Wiener Staatsoper, keiner vor oder nach ihm stand so lange an der Spitze dieser Institution.

Laut TU-Senatspräsident Vasiu sei es kein Zufall, dass die Universität die Ehrendoktorwürde an Holender am Vortag der Eröffnungsfeierlichkeiten des Kulturhauptstadt-Jahres verliehen hat, da sich dieser immer für seine Heimatstadt eingesetzt habe. In seiner Ansprache verwies der Rektor der Technischen Universität, Dozent Dr. Florin Drăgan, darauf, dass Holender, als er gebeten wurde, den Ehrendoktortitel anzunehmen, gefragt habe, ob ihm „sein Polytechnikum“ diese Ehre erweise; Holenders Verbundenheit zur Universität, an der ihm der Studienabschluss vergönnt wurde, sei weiterhin sehr stark. Die Laudatio auf Holender verlas Professor Dr. Stefan Kilenyi, ein langjähriger Freund, der auf das abenteuerliche Leben des Wiener Operndirektors einging. 

Holender selbst erinnerte sich an seine Kindheit und Jugend in Temeswar, insbesondere an die Zeit als Student der Technischen Universität und vor allem an seine damaligen Professoren, vor denen er nach wie vor einen besonderen Respekt habe. Auch erinnerte er sich an die Unruhen von 1956, an denen er sich beteiligt habe und die sein Leben für immer verändert haben. Er habe immer Heimweh gespürt, vielleicht auch deshalb habe er stets versucht, rumänische oder aus Rumänien stammende Künstler zu fördern, als er die Möglichkeit dazu gehabt habe.

Als 2016 Temeswar zur Europäischen Kulturhauptstadt gewählt und ein Kulturhauptstadt-Verein gegründet wurde, hatte man Holender das Amt des Ehrenvorsitzenden des Vereins angetragen, das er auch annahm. Nach längerem Streit mit der damaligen Vereinsdirektorin Sorina Neumann legte Holender 2018 jedoch sein Amt nieder, in einem offenen Brief kritisierte er die gravierenden Mängel im Verein und wies auf das Risiko hin, durch schlechtes Management eine einmalige Chance zu vertun, die Temeswar so schnell nicht wieder bekomme. Nach Holenders Rücktritt verschärfte sich die Krise des Kulturhauptstadt-Vereins deutlich, erst nach der Abwahl von Nicolae Robu konnte man das Projekt Kulturhauptstadt, das ges-tern offiziell begonnen hat, wieder in gelenkte Bahnen bringen und das Programm auf die Beine stellen.