Temeswar: Premiere am Reformationstag

Alle Protestanten feiern zum ersten Mal gemeinsam

Die evangelisch-lutherische Kirche in Temeswar wurde 1839 am Reformationstag eingeweiht.
Foto: Arch. Mihai Botescu

Temeswar – Zum ersten Mal begehen die Temeswarer evangelischen und reformierten Gläubigen den Reformationstag, am 31. Oktober, in der einzigen Lutherkirche in der Stadt an der Bega zusammen. Der Reformationstag versteht sich als Erinnerung an den Anfang der Bewegung der Reformation, als Martin Luther, damals Augustiner Mönch und Theologieprofessor, am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen an die Tore der Schlosskirche in Wittenberg schlug zwecks Erneuerung der römisch-katholischen Kirche. „Dies ist ein Fest, vielleicht das einzige Fest, das nur die Protestanten feiern, alle andere Feste feiern wir dann zusammen mit den Katholiken und allen anderen Christen“, sagt Pfarrer Zsombor Kovács, der der evangelisch-lutherischen Gemeinschaft in Temeswar/Timişoara vorsteht.

Das Reformationsfest wurde zum ersten Mal im 19. Jahrhundert gefeiert, erinnert sich der evangelische Pfarrer. In diesem Jahr werden zum ersten Mal alle Protestanten in der Lutherkirche in Temeswar zusammen feiern. Außer der evangelischen Gemeinde handelt es sich dabei um die vier reformierten Kirchengemeinden in der Innenstadt, am Marienplatz, in der Fabrikstadt, in der Roten Tscharda/Ciarda Roşie und in Alt-Kischoda/Chişoda. Zu diesem Anlass wird ein Festgottesdienst zelebriert mit einer Predigt aus dem Römerbrief des Hl. Paulus, dem Lieblingsbuch Luthers, so Zsombor Kovács. Der Gottesdienst mit einer zwei- oder dreisprachigen Liturgie ist um 17 Uhr vorgesehen. „Ich werde die Predigt auf Deutsch halten und einer der reformierten Pfarrer auf Ungarisch, wahrscheinlich wird auch Rumänisch gepredigt“, präzisiert Pfarrer Kovács. Gesungen werden Lieder, die sowohl in den evangelischen als auch in den reformierten Gesangbüchern enthalten sind.

Nach dem Festgottesdienst findet ein Konzert mit dem Klausenburger Flauto Dolce- Ensemble statt. In der Besetzung des Ensembles: Zoltán Majó (Blockflöte, künstlerische Leitung), Mária Szabó (Blockflöte), Agnes Tóth (Blockflöte) und Mihaela Maxim (Sopran). Der evangelische Pfarrer Walther Sinn in Semlak (Kreis Arad) hat den Festgottesdienst zu Ehren des Reformationstages bereits letzten Sonntag gehalten. Eine zweisprachige Messe – auf Deutsch und Rumänisch – hielt Pfarrer Sinn zu diesem Anlass. Ebendann wurden auch 170 Jahre seit der Weihe der Semlaker evangelischen Kirche gefeiert, die am 2. November 1845 eingeweiht wurde.