Temeswar will Kulturhauptstadt 2020 werden

Vergleich zu Klausenburg wird immer öfter gezogen

Die Bewerbung der Stadt Temeswar/Timisoara um den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2020 nimmt konkrete Formen an. Diese Woche wurden die Temeswarer aufgerufen, die Kandidatur der Stadt zu unterstützen: Am Montag, den 20. Juni, wurden die ersten konkreten Schritte unternommen, um den Gemeinschaftsverein „Timisoara – Europäische Kulturhauptstadt“ zu gründen und damit den Startschuss zur operativen Phase der Bewerbung zu geben.

Alle, die dieses Anliegen unterstützen wollen, können Mitglieder werden. Die Mitglieder der Gesellschaft sollen gemeinsam ein umfangreiches Kulturprogramm erarbeiten und die Bewerbung für den europäischen Titel vorbereiten. Vertreter der Temeswarer Kultur- und Bildungseinrichtungen wurden aufgerufen, sich für die Förderung der Stadt aktiv einzusetzen.

Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu, Vizebürgermeister Adrian Orza und der Temescher Präfekt Mircea Bãcalã wohnten der Veranstaltung bei. Auch die Intendanten der drei Theatereinrichtungen aus Temeswar, die Rektoren der Westuniversität und der „Politechnica“, Vertreter des Schriftstellerverbands, des Bürgermeisteramtes, des deutschen, italienischen und französischen Kulturzentrums, des Deutschen Wirtschaftsclubs u. a. beteiligten sich daran. Um den Titel Europäische Kulturhauptstadt bewirbt sich auch Klausenburg/Cluj-Napoca. Auch Jassy/Iasi und Karlsburg/Alba-Iulia planen, in den Wettbewerb um den europäischen Titel zu treten. 

„Wir haben schon beim Start einen Nachteil. Klausenburg hat bereits über 70 Millionen Euro für einen neuen Philharmoniesaal bekommen. Die Temeswarer Philharmonie ist dagegen ohne Sitz geblieben, da derzeit alle Kinos rückerstattet werden. Wir haben aber eine Million Euro in diesen Saal investiert. Ich hoffe, dass sich da noch was ändert“, sagt Ioan Coriolan Gârboni, Leiter der Banater Philharmonie.

„Temeswar kann, trotz aller Schwachpunkte, Kulturhauptstadt werden. Dieser Bewerbung lag keine politische Entscheidung zugrunde. Temeswar ist eine einzigartige Stadt, besonders wegen der Multikulturalität und der europäischen Stimmung, die hier herrscht. Diese Anerkennung könnte uns helfen, die Stadt im Ausland sichtbarer zu machen“, sagte Ciuhandu. „Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir aber zusammenarbeiten. Dazu brauchen wir eine bessere Kommunikation untereinander“, fügte der Stadtvater hinzu. 

Vielen scheint es jedoch klar zu sein, dass Klausenburg gewisse Vorteile im Vergleich zu Temeswar hat: Einerseits ist eine solche Kulturgesellschaft bereits 2010 in Klausenburg gegründet worden, zugleich sei die Stadt durch den Besuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen Jahr mehr gefördert worden. Mehr Pluspunkte räumt Klausenburg auch im Bereich Infrastruktur ab: „Die Infrastruktur ist das erste Problem, das wir lösen müssen. Wir müssen da nationale oder europäische Gelder beantragen“, sagte der Historiker Ioan Hategan.

Er erwähnte aber auch die Pluspunkte der Stadt an der Bega „Im Vergleich zu Klausenburg haben wir die große Offenheit und die Nähe des Westens“. Ioan Gârboni zählte u. a. auch die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und den Wiener Operndirektor Ioan Holender – beide aus dem Banat – zu den Pluspunkten. Klausenburgs Nachteil sei, laut Gârboni, die geografische Nähe zu Hermannstadt/Sibiu, Kulturhauptstadt 2007. Es sei zweifelhaft, dass noch eine zweite Stadt aus der gleichen Gegend schon bald zur Kulturhauptstadt ernannt wird.

Bis 2014 müssen die Bewerber ein Kulturprogramm erarbeitet haben. 2015 soll eine Kommission die Programme bewerten und eine Stadt aus jedem Land auswählen. 2016 wird dann letztendlich entschieden, welche Stadt, vier Jahre später Europäische Kulturhauptstadt wird.