Temeswarer Heizungskrise: noch immer kein Gas für Colterm

66-Jähriger lässt Herd an und stirbt / Ex-Bürgermeister sieht Schuld nur bei Fritz

Temeswar (ADZ) – Obwohl Bürgermeister Dominic Fritz am Mittwoch mitgeteilt hatte, dass ein neuer Erdgasversorger für Colterm gefunden wurde und dass ein kurzfristiger Vertrag mit diesem sofort unterzeichnet werde, konnte die Lieferung von Fernwärme und Warmwasser nicht aufgenommen werden. Am Donnerstagmorgen erklärte der Bürgermeister, dass dieses Unternehmen seine Einstellung geändert und an einem Vertrag kein Interesse mehr habe. Darüber soll Fritz erst am Mittwochabend informiert worden sein. Zu Mittag hatte man sich auf die Details geeinigt und vereinbart, die bevorstehende Vertragsunterzeichnung publik zu machen. Daraufhin habe man Verhandlungen mit einem anderen Unternehmen aufgenommen und bis spät in die Nacht hinein diskutiert. Allerdings hieß es dann, dass die Verhandlungen erst am Donnerstag abgeschlossen werden können. Die Stadt habe 5 Millionen Lei an Colterm überwiesen, damit Gas eingekauft werden könne, auch gegen Vorauszahlung. Er verstehe die Tragik und den Frust, er wisse, dass viele Bürger zu leiden haben und dass Worte allein nichts daran ändern können. Man arbeite weiter rund um die Uhr an Lösungen, die die Rückkehr zur Normalität und zur Sicherheit gewährleisten sollen, versicherte der Bürgermeister, der den Erdgasversorgern erneut ins Gewissen redete. Er appelliere an deren Menschlichkeit, sie sollten die Gasversorgung wieder aufnehmen.

In Wohnungen, Krankenhäusern und sonstigen öffentlichen Institutionen blieben zumindest bis Donnerstag die Heizkörper kalt; vor allem in den Spitälern sucht man weiterhin nach Notlösungen. So teilte der Temescher Kreisratsvorsitzende Alin Nica mit, dass seine Behörde umgehend Gelder locker machen werde, um die Heizzentrale des Kreiskrankenhauses betriebsfähig zu machen und dadurch die Abhängigkeit des Spitals von Colterm zu beenden. Ebenfalls am Mittwoch verstarb ein 66-jähriger Mann in seiner Wohnung in der Dumitru-Kiriac-Straße an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Er lebte gemeinsam mit einer seiner beiden Töchter. Der Mann hatte den Küchenherd angelassen, um die Wohnung zu erwärmen, und dabei überhaupt kein Fenster geöffnet, so dass es durch Luftmangel zur Bildung von Kohlenmonoxid gekommen war. Die andere Tochter des 66-Jährigen hatte mehrmals bei ihrer Familie angerufen und sich dann auf den Weg gemacht, um nach Vater und Schwester zu sehen. Sie fand den ersten bereits tot und ihre Schwester bewusstlos, die dann medizinisch versorgt wurde.
Währenddessen setzen alle Beteiligten den medialen Krieg fort, immer lauter werden die an Bürgermeister Fritz gestellten Rücktrittsforderungen. Die PSD schrieb erneut einen Brief an Fritz, einige Jungsozialdemokraten protestierten vor dem Rathaus. Auch Energieminister Virgil Popescu, der angeblich den inzwischen aufgegebenen Vertrag mit einem neuen Erdgasversorger eingefädelt habe, kritisierte am Mittwoch die Temeswarer Stadtverwaltung und beschuldigte sie der eindeutigen Inkompetenz. Sie habe wertvolle Zeit vergeudet und war nicht im Stande gewesen, im Frühjahr oder spätestens im Sommer neue Erdgaslieferverträge abzuschließen, sagte der liberale Minister.

Da die USR den ehemaligen Bürgermeister Nicolae Robu für die katastrophale Finanzlage von Colterm verantwortlich machte, reagierte auch dieser. Der Ex-Stadtvater schob die gesamte Schuld seinem Nachfolger in die Schuhe. Wäre Fritz kein Deutscher, hätte ihn die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft längst festgenommen und strafrechtlich verfolgt, sagte Robu. Fritz trage die gesamte Verantwortung für die ungeheure Katastrophe, die Temeswar erlebe, er sei ein verantwortungsloser Hochstapler, ein Abenteurer, der geglaubt habe, dass sich die Stadt wie ein Kirchenchor leiten lasse. Schlimm sei, dass gewisse Interessengruppen hinter Fritz stünden und ihn finanziell unterstützen und der Staat diese Gruppen nicht entmachten könne, da sie größtenteils Schwarzgeld in Fritz investieren würden. Rumänien sei aber keine Kolonie, sagte Robu. Als ehemaliger Bürgermeister flehe er aber die Regierung und die Erdgaslieferanten an, zumindest den Krankenhäusern zu helfen. Unschuldige Bürger sollten keine Not leiden, nur weil ein Hochstapler sie manipulieren konnte und durch Manipulationen zum Bürgermeister gewählt wurde, schrieb Robu am Mittwoch. Allerdings ist zu erwähnen, dass E.ON auch in den Jahren 2018 und 2019 mit der Einstellung der Erdgaszufuhr gedroht hatte und einige Male die Drohung auch umsetzen ließ. Unter Robu hatte Colterm einen Schuldenberg von mehr als 70 Millionen Lei angehäuft, Investitionen in das marode Netz wurden kaum getätigt und das Colterm-Personal mit anderen Aufgaben, zum Beispiel der Sanierung des Büros des Bürgermeisters, betraut. Robu nahestehende PNL-Mitglieder saßen über Jahre im Colterm-Verwaltungsrat und wurden mit außerordentlich hohen Diäten versorgt.