Theater und Deutsch können kinderleicht sein

Schauspielerinnen bieten Kurse für die ganz Kleinen an

Die Theatergruppe „Die Lustigen“ nahm mit „Ritter Rost geht zur Schule“ am deutschsprachigen Jugendtheaterfestival 2016 teil.
Foto: Der Verfasser

Drei Jahre später und aus einer ausgefallenen Idee ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Die deutschsprachigen Schauspielerinnen Olga und Silvia Török starteten 2013 einen Theaterkurs für Kinder. Das Deutsche Kulturzentrum Temeswar unterstützte das Projekt und wurde zum Partner. Seitdem schreiben sich jährlich rund 10 bis 15 Kinder ein. Stand anfangs besonders der Traum von der großen Schauspielerkarriere im Vordergrund - zumindest für manche Eltern, die ihre Kinder schon als große Stars sahen - ist der Grund inzwischen eher ein pragmatischer. Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder Deutsch lernen bzw. üben. Zuhause geht das schwer, weil weder sie noch andere Familienmitglieder die Sprache beherrschen und Sprachkurse für Kinder gibt es wenige, wobei diese meistens schlichtweg langweilig sind.
Olga und Silvia Török versprechen dagegen einen unterhaltsamen Nachmittag: Deutsch wird außerdem gelernt, während sich die jungen Nachwuchsschauspieler auf das Schauspiel konzentrieren. „Die Kinder überraschen uns jedes Mal“, so Silvia Török. „Sie lernen voneinander. Mit ihnen zu arbeiten ist komplett anders, als wenn man mit Erwachsenen oder Teenagern arbeitet.“

Die beiden erfahrenen Schauspielerinnen setzen Kenntnisse um, die sie selber von ihrem Studium sowie aus Seminaren kennen. Schauspielübungen, deren Ziel es ist, die Konzentrationsfähigkeit der Schauspieler zu verbessern, das Zusammenspiel auf der Bühne. Darum ist es auch kein Wunder, dass sich in den drei Jahren eine Gruppe gebildet hat. Sie nennen sich „Die Lustigen“ und haben in diesem Jahr am deutschsprachigen Jugendtheaterfestival in Temeswar teilgenommen. Für die Teilnahme arbeiteten sie monatelang an dem Stück „Ritter Rost geht zur Schule“ – eine Adaption eines bekannten Kinderbuchs. „Silvia hat das Buch gefunden und kam mit dem Vorschlag“, so Olga Török. „Wir haben natürlich Änderungen vorgenommen und es an unsere Gruppe angepasst“, ergänzt Silvia.

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Das hatte nicht nur logistische Gründe, weil zum Beispiel nicht genügend Schauspieler für die im Buch vorkommenden Figuren vorhanden waren, sondern es hatte auch pädagogische. „Wir haben uns immer bemüht, das Beste aus jedem rauszuholen“, erklärt Silvia. Wenn eines der Kinder schüchterner war, bekam es eine Rolle, für die es aus sich herausgehen musste. Mit weniger als zehn Teilnehmern in diesem Jahr, war es für die beiden Schauspielerinnen einfach, sich auf jeden Einzelnen zu konzentrieren.
„Wir haben auch eine Menge gelernt“, so Olga. „Die Kinder sind einfach bezaubernd.“ Denn sie bringen eine Offenheit mit, die bei Erwachsenen fehlt. „Wenn ihnen etwas nicht passt, dann zeigen sie es auch.“
Inzwischen hat sich eine Stammkundschaft gebildet. Kinder, die in anderen Jahren dabei waren, sind wieder gekommen. Andere sind aber nach den ersten Stunden abgesprungen. „Wir spielen nicht nur“, sagt Silvia. „Das begreifen viele Kinder nicht. Wenn wir ihnen dann Hausaufgaben geben, wenn sie zu Hause einen Text lernen oder eine Übung wiederholen müssen, dann verlieren sie das Interesse.“

Das macht aber nichts. Für Olga und Silvia Török ist der Kennenlernprozess besonders wichtig. Sie versprechen keine Stars. Es geht hier nicht darum, jemanden auf eine mögliche schauspielerische Karriere später vorzubereiten. Das wäre auch unmöglich. Darum fragen auch die Eltern inzwischen öfters, wie sich ihre Kinder mit der deutschen Sprache angefreundet haben. Ab Herbst wollen die beiden erneut ein Seminar im Deutschen Kulturzentrum Temeswar anbieten. „Die Kinder sollen Mut und Freude mitbringen“, zählt Silvia die Anforderungen auf. „Um den Rest kümmern wir uns dann.“
Schließlich hat Theater längst einen wichtigen Stellenwert in anderen Bereichen erlangt. Pädagogik wird auch mit Theater verbunden und auch mit Sprachförderung.