Theologe, Historiker, Politiker

Zum Ableben von Prof. Dr. Paul Philippi, dem Ehrenvorsitzenden des DFDR

Paul Philippi war ein kluger, kritischer, klar- und weitsichtiger Denker, er war ein brillanter und pointierter Formulierer. All das auf der Grundlage eines immensen Wissens, des Diplomatiegespürs und dem Mut, unbequem zu sein. Er hinterlässt ein umfangreiches Werk an theologischen, historischen und minderheitenpolitischen Schriften. Paul Philippi gehört zu den he-rausragenden Persönlichkeiten der deutschen Minderheit im Rumänien der Gegenwart.


Paul Philippi wurde am 21. November 1923 in Kronstadt geboren und starb am 27. Juli in Hermannstadt. Nach dem Abitur an der Honterusschule, rückte er 1943 in die Waffen-SS ein und geriet nach Kriegsende in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Freilassung studierte er in Erlangen Theologie mit der Absicht, in seine Heimat Siebenbürgen zurückzukehren, um Dorfpfarrer zu werden, wie er anlässlich seines 90. Geburtstages sagte. Es kam zunächst jedoch anders. Er ging an die Universität Heidelberg, promovierte, wurde 1963 mit einer Arbeit aus dem Bereich der Diakonie habilitiert und leitete von 1971 bis 1986 als ordentlicher Professor der Universität Heidelberg das Diakoniewissenschaftliche Institut. In der Absicht, nach Siebenbürgen zurückzukehren, ließ er sich von Bischof Friedrich Müller für die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien ordinieren und pflegte regen Kontakt zu ihr. 1974 wurde ihm vom Protestantisch-Theologischen Institut in Klausenburg die Ehrendoktorwürde verliehen, von 1979 bis 1981 lehrte er an dessen Zweigstelle für Evangelische Theologie in Hermannstadt als Gastprofessor und nach der Rückkehr nach Siebenbürgen im Jahre 1983 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 als ordentlicher Professor.


Paul Philippi hat Anfang der 1950er Jahre zu den Gründern des „Arbeitskreises junger Siebenbürger Sachsen“ gehört, aus dem der „Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde“ erwuchs. Dieser verstand sich als Fortsetzung des 1947 in Rumänien verbotenen Landeskundevereins, er widmet sich der der wissenschaftlichen Erforschung der siebenbürgischen Geschichte, verfügt über eine umfangreiche Publikationsreihe und hatte auch in kommunistischer Zeit gute Kontakte zu rumänischen und ungarischen Wissenschaftlern.
In die politische Verantwortung für die deutsche Minderheit stieg Paul Philippi während der Tage der Revolution im Dezember 1989 ein als Mitbegründer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR). Dessen Vorsitz hatte er von 1992 bis 1998 inne und war danach als Ehrenvorsitzender stets präsent. Ihm ist das Durchsetzen des Paradigmas in der Politik des rumänischen Staates den Rumäniendeutschen gegenüber zu verdanken, über Fragen und Anliegen der Rumäniendeutschen nicht über ihre Köpfe hinweg zu verhandeln und zu entscheiden, sondern mit deren Vertretern. Auch wies er wiederholt auf die besondere Rolle hin, die selbst die kleingewordene deutsche Minderheit dank ihrer Geschichte, Erfahrung und Traditionen für die Entwicklung des Landes haben kann.


Zeit seines Lebens wurde Paul Philippi für seine theologischen Arbeiten, glei-chermaßen aber auch sein herausragendes Engagement für die Wahrung des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen sowie für seine Verdienste als deutscher Minderheitenpolitiker in Rumänien gewürdigt.