Tiere sind einfacher als Menschen

Die Arbeit in der Dressurschule für Hunde in Hermannstadt

Hundeführer Alin Pascu zeigt einen der vielen Welpen.

Lebhaft geht es in der Zuchtstation zu.

In diesen Häuschen mit Auslauf sind die Hunde untergebracht.
Fotos: Alyssa Schmid

Kein wildes Gebell weist auf die Hunde-Dressurschule zwischen städtischem Friedhof und Freilichtmuseum im Jungen Wald/Pădurea Dumbrava in Hermannstadt/Sibiu hin. Dafür aber ein Schild mit Mann und Hund darauf. Es steht direkt an der Jungenwald-Straße/Calea Dumbrăvii und führt hinein in den Jungen Wald. Friedlich ist es hier auf dem Weg zur Hundeschule (offizielle Bezeichnung: Centrul Chinologic Dr. Aurel Greblea), wenn auch  geschäftig. Autos passieren die Straße. Der Wachmann an der Schranke am Eingang der Schule hat zu tun. Diese hinter sich lassend, werden Freiflächen und verschiedene Gebäude auf dem Gelände des Trainingszentrums sichtbar.

Die Freiflächen rechts und links sind ausgestattetet mit Balken, Wippen und weiteren Geräten für die Dressur. Einen Sportplatz gibt es auch. Etwa 13.000 Quadratmeter misst das Gelände des Hundezentrums insgesamt. Unterstellt ist es dem Innenministerium.

Besuch im Hundezentrum

Die Hundeschule umfasst neben der Zuchtstation ein kleines Spital und außerdem einen Wohnkomplex für die als Hundeführer auszubildenden Beamten. Hier haben 100 Menschen ihr Wirkungsfeld, vor allem sind es Männer. Nur etwa fünf Prozent der weiblichen Beamten finden ihren Weg in die Hundeschule. Die Zahl der Vierbeiner liegt bei rund 200. Jährlich werden 300 Welpen in der eigenen Zuchtanlage geboren, doch nicht alle werden ausgebildet. „Nur die Vielversprechendsten bleiben hier“, verrät Alin Pascu, einer der Hundeführer.

Durch die Hundeschule führt eine Straße, zu beiden Seiten von Häuschen mit Hundeboxen gesäumt. In je einem Häuschen befinden sich zehn Hundeboxen. Die Hunde haben einen Auslauf nach draußen, sodass sie zu sehen sind.

Freudig wird auf Vorbeigehende reagiert, schwanzwedelnd und aufmerksamkeitsheischend gewinselt, gebellt oder am Gitterzaun Männchen gemacht: man freut sich, auf beiden Seiten des Zauns. Hier gibt es deutsche Schäferhunde, belgische Malinois, Rottweiler, Labradore und Bluthunde. Ganz unterschiedliche Tiere – und jedes auf Grund anderer Fähigkeiten für den Einsatz geeignet. „Jeder kann etwas besonders gut“, meint Pascu.

Bluthunde könnten beispielsweise vier Meter unter Meeresniveau noch Blut riechen. Seit Kurzem ist ausnahmsweise auch ein Terriermischling dabei. Bond – von Vaga-bond – also ein streunender Hund, wurde zwecks Dressur in die Schule aufgenommen. „Damit wollte die Polizei ein Zeichen setzen. Bond war auf der Straße und jetzt bekommt er eine gute Ausbildung“, erläutert Pascu, „Man kann etwas werden“, findet er. Bond gäbe sich trotz seiner „unedlen“ Herkunft genauso gut wie seine Ausbildungsgenossen, meint Pascu noch erklärend.

Die Ausbildung von Mensch und Tier

In der Dressurschule werden alle Hunde in allen Disziplinen ausgebildet. Das ist eine Neuerung im Trainingszentrum und dem von Chefkommissar Crişan-Mucenic Lăzureanu geleiteten Team zu verdanken, aber auch eine Angleichung an die Regeln in der Europäischen Union. Zuvor lernte jeder Hund ein „Fach“ besonders intensiv.

Wichtige Disziplinen im Leben eines jeden Hundes im Zentrum spielen seit vier Jahren nun Drogen, Sprengstoff, Banknoten, Vermisste, Blut, Leichen oder lebende Personen, beziehungsweise das Schützen von Bereichen. Die Hunde lernen unter anderem ihren Einsatz bei Verschüttungen, Personenschutz, Suchaktionen sowie Kontrollen beim Zoll. Außerdem sind die Vierbeiner Gehilfen für Feuerwehr, Landes- und Grenzpolizei. Zusammen mit ihren Führern selbstverständlich.

Die Ausbildung zum Hundeführer ist eine zusätzliche Ausbildung des Polizeibeamten. Diese kommen aus ganz Rumänien ins Trainingszentrum in Hermannstadt. Dort verbringen sie zunächst zwei Wochen Grundtraining mit einem Hund. Dabei kann ein Beamter mit 2 bis 3 Hunden arbeiten. „Wenn festgestellt wird, dass die Beziehung Hund-Hundeführer klappt, geht es zurück zum ursprünglichen Arbeitsort“, sagt Pascu. Im Grundtraining, vor der eigentlichen Dressur, steht der Aufbau einer Bindung zwischen Hund und Mensch im Vordergrund.

Erst wenn der Hund ein Jahr alt ist, kehrt er für drei bis sechs Monate zurück in das Trainingzentrum Hermannstadt, um die diversen Disziplinen zu erlernen. Viele Übungen werden auf Flächen im Jungen Wald gemacht. Das Schnüffeltraining basiert auf einer „Riechbank“ in einem Bürokomplex auf dem Gelände des Zentrums. Hier lernen die Hunde, bestimmten Gerüchen nachzugehen. Innerhalb von Sekunden müssen die Vierbeiner fündig werden.

Die Bindung zwischen Hund und Herrchen

Die Ausbildung begehen Mensch und Tier gemeinsam. Der Dienst wird als Einheit von Tier und Mensch gesehen, führt Pascu aus. Die Bindung, die im Laufe der Dienstjahre zwischen Herrchen und Vierbeiner entstanden ist, wird auch nach der „Arbeitszeit“ des Hundes aufrechterhalten.

Durchschnittlich acht Jahre „arbeitet“ ein Hund, dann geht er in Rente. Sofern Herrchen will, bleibt sein Hund danach bei ihm zu Hause. „Die Hunde wachsen einem nach all den Jahren ans Herz“, weiß Pascu. „Ein Hund begrüßt dich jeden Tag mit demselben Wesen, Menschen haben ihre Launen. Es ist einfach angenehm, mit dem Tier zu arbeiten“, meint er. Er findet den Dienst mit Tieren einfacher. Dass die Vierbeiner auch nach Dienstschluss jeden Tag mit nach Hause genommen werden können, findet der Hundeführer gut. Auch dies sei eine Neuerung unter der EU-weiten Zusammenarbeit.

Kooperation mit der EU

Seit dem EU-Beitritt nimmt die Hundeschule am Frontex Projekt zur gemeinsamen Grenzsicherung teil. Die Hunde aus Hermannstadt haben schon bei Aktionen in Spanien und Griechenland geholfen. Der Austausch mit anderen EU-Ländern wird im Zentrum geschätzt, da auf diese Weise viel dazugelernt werden könne, erklärt Pascu.

Die Zuchtstation

Die auszubildenden Hunde werden in der eigenen Zuchtstation aufgepäppelt. Diese befindet sich am Ende des Geländes, am Fuß des Zibingebirges. Auch hier stehen rechts und links wieder die Häuschen mit je zehn Hundeboxen. Hier sind die Mütter mit den Welpen untergebracht. Etwas lebhafter geht es da. Kleine Schäferhunde drücken sich aneinander, nebenan kleine schwarznasige Malinois und in der Box daneben schnuppern schlappohrige Bluthund-Welpen am Gitter.

Acht Wochen bleiben Mutter und Welpen zusammen in einer Box. Die Jungtiere werden regelmäßig von speziell dafür ausgebildeten Mitgliedern der Hundeschule in ihrem Verhalten beobachtet. So können wichtige Informationen für die Züchtung sowie für die spätere Arbeit mit den Hunden gewonnen werden.