Tonitza und zeitgenössische Kunst im Mittelpunkt

Der Kunstpavillon Bukarest erfreut sich eines hervorragenden Erfolgs

„Quantum Space“ ist eine immersive Installation der russischen Künstlergruppe Kuflex, welche mittels neonfarbenen Lichtstrahlen die Bewegungen der Betrachter nachahmt.

Nicolae Tonitzas „Kind mit grünen Schleifen“, eines seiner bekanntesten Werke, ist Teil der Ausstellung. Fotos: Art Safari

Bukarest Art Safari ist die größte jährliche Kunstausstellung in Rumänien und erfreut sich auch 2019 großer Beliebtheit beim Publikum. In diesem Jahr wurde sie von Architekt Attila Kim, dem rumänischen Kommissar bei der Kunstbiennale in Venedig, auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern eingerichtet. Vier thematische Kunstpavillons und weitere zwei Ausstellungen erwarten Kunstliebhaber aller Altersgruppen in dem von Architekt Oscar Maugsch entworfenen gleichnamigen Palast, dem Bankgebäude der BCR auf dem Universitätsplatz, und versprechen eine einmalige Erfahrung. Darüber hinaus bietet Art Safari heuer mehrere Neuigkeiten, darunter die erstmalige Öffnung des erwähnten Gebäudes für das Publikum.

Anfangs führt der Weg durch den von Zoltán Soós, Direktor des Kreismuseums Muresch, kuratierten Museumspavillon „Tonitza und die Genialität der Kindheit“, der in Partnerschaft mit 18 Staatsinstitutionen und Museen sowie Privatsammlern aus dem In- und Ausland fast 300 Werke des Malers Nicolae Tonitza (1886 – 1940) vereint. Der Meister zählt zu den wenigen glücklichen Fällen von Künstlern, welche sich während ihres Lebens der Anerkennung der Zeitgenossen erfreuen durften, und gilt als einer der wichtigsten Vertreter der rumänischen Kunst. Seine Ausdrucksebene reicht vom Postimpressionismus bis zum Expressionismus und vor allem hat er Kinder als beliebtestes Sujet dargestellt. Daneben umfasst die Ausstellung Frauenporträts, Landschaften – insbesonde-re von der ehemaligen rumänischen Meeresküstenstadt Balcic –, und Stillleben sowie auch Aktmalerei. Der rote Faden seiner Gemälde scheint eine gewisse Stilisierung der menschlichen Gestalten zu sein, welche sie in die Anonymität rücken lässt und sie zugleich zu typischen Vertretern ihres Zeitalters macht.

Neben der Hauptausstellung von Art Safari kann noch der internationale von Ji Zhongpeng kuratierte Pavillon mit neuerer chinesischer Kunst besucht werden. Dieser wurde laut Direktorin von Art Safari, Ioana Ciocan, absichtlich „Made in China“ (hergestellt in China) betitelt, um das gegenwärtig herrschende Stereotyp über die chinesische Massenproduktion mithilfe der Kunst zu beseitigen und dem europäischen Publikum das authentische Schaffen der chinesischen zeitgenössischen Künstler vorzustellen.
Der Pavillon für zeitgenössische Kunst bietet unter dem Titel „Junges Blut. Kunst deiner Zeit“ (Kurator Mihai Zgondoiu) der aktuellen rumänischen Kunstszene eine Bühne und schafft einen Einblick in die schöpferische Arbeit der jungen Künstler im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, welche vorwiegend Computer-Kunst, aber auch überraschende Installationen, Performances und ein paar Gemälde zeigen.

Für das bessere Verständnis des gegenwärtigen Kunstbetriebs sorgen Horia-Roman Patapievici, Vorsitzender des Auktionshauses A10 von Artmark, Doina Păuleanu, Direktorin des Kunstmuseums in Konstanza u. a. durch eine am selben Ort stattfindende Vorlesungsreihe. Daran beteiligen sich als Sprecher auch Gastkünstler aus Italien (Giuseppe Ragazzini), Irland (Donough O’Malley) und Russland (Kufelx), die mit einem Video von einer Art russischem Roulette austauschbarer, der Renaissancekunst entstammenden Porträtteilen und mit immersiven Kunstinstallationen, welche die Bewegungen der Beobachter durch neonfarbene Lichtstrahlen nachahmen, bei Art Safari mitmachen.

Nicht zuletzt bietet der von Călin Dan, Direktor des Nationalmuseums für Gegenwartskunst, gestaltete zentrale Pavillon „REPVBLICA. Zum Schatten in der Bildhauerei“ den Besuchern eine anthologisch-analytische Perspektive über die auf dem Gebiet des heutigen Rumänien vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in die Gegenwart entstandenen Skulpturen an und stellt die Werke der wichtigsten Bildhauer aus staatlichen und privaten Sammlungen aus dem In- und Ausland wie in einer Künstlerwerkstatt aus. Außerdem rücken ins Rampenlicht auch die vier Statuen vom Universitätsplatz, die dem Event einen Kontakt zur Stadt und vor allem zu den Passanten verleihen.
Auch für Kinder werden verschiedene Werkstätten organisiert.

Art Safari kann noch bis Sonntag, den 6. Oktober 2019, heute auch mit nächtlicher Führung und am Sonntag, von 12 bis 21 Uhr bzw. am Samstag von 12 bis 24 Uhr besucht werden. Tickets und das Programm sind unter www.artsafari.ro verfügbar.