Tunnels, Brücken und Viadukte

Über zehn Milliarden Euro soll die Autobahn Kronstadt-Ploiești kosten

Bereits befahrbar ist die Teilstrecke zwischen Rosenau und Neustadt.

Eine Variante sieht einen 7100 m langen Tunnel (gelbe Farbe) zwischen Predeal und Pârâul Rece vor.

Die Autobahn-Teilstrecke Kronstadt/Brașov-Ploiești sorgt wieder für Schlagzeilen: Diesmal ist es der Preis, der die Gemüter bewegt. Über zehn Milliarden Euro wird diese Investition kosten, egal welche der fünf in der Machbarkeitsstudie vorgestellten Varianten bevorzugt wird.

Diese stehen jetzt nämlich zur öffentlichen Debatte, gab die Landesgesellschaft für Straßeninfrastruktur (CNAIR) bekannt. Alle weisen sie Tunnels, Viadukte, Brücken, Über- und Unterführungen auf. Das Gelände ist schwierig, Höhenunterschiede sind zu überwinden. Hinzu kommt das teilweise enge Prahova-Tal, die bestehende Verkehrsinfrastrukur (die Eisenbahnmagistrale Kronstadt-Bukarest und die DN 1), Hochspannungsleitungen, Gebäude, die abgetragen werden müssen; Militäreinheiten (z.B. bei Predeal in Richtung P²r²ul Rece), die berücksichtigt werden müssen, das Cantacuzino-Schloss bei Bu{teni das einer Variante buchstäblich „im Weg steht.“ Eine Variante sieht Tunnels von 41 km Länge auf der 113 km langen Strecke vor – ein Drittel soll also unter der Erde gefahren wreden. Schon sprechen manche von einer „Metro-Autobahn“, die zum Albtraum wird. Eine andere Variante sieht Viadukte, Überführungen und Brücken in Gesamtlänge von 64 km vor – also mehr als die Hälfte der Strecke.

Tunnels, Straßenüberführungen und Brücken sind auch auf dem Kronstädter Teil dieser Strecke vorzufinden. Diese führt ab Predeal in Richtung Pârâul Rece und Rosenau/Râșnov, meidet also das Tömösch-Tal, das wahrscheinlich wegen den zahlreichen und engen Serpentinen für die Straßenbauer noch schwieriger zu meistern gewesen wäre. Bei Rosenau gibt es bereits die Autobahnstrecke von rund 7 km Länge, die zur Zeit eher als Umgehungsvariante für Rosenau und Neustadt/Cristian ihren Nutzen erweist. Die zukünftige Autobahn wird wahrscheinlich irgendwo zwischen Wolkendorf/Vulcan und Zeiden/Codlea mit einer weiteren Autobahn verbunden werden (oder in einer ersten Phase mit einer Zeidner Umleitung). Wann diese Autobahn bei Zeiden Wirklichkeit wird weiß niemand – unklar ist sogar ihr Verlauf: Wird sie in Richtung Hermannstadt/Sibiu führen? Vor gut zwei Jahrzehnten war noch eine Autobahn Bukarest-Kronstadt-Großwardein/Oradea im Gespräch. Es war die „Transilvania-Autobahn“, damals bekannt auch als „Bechtel“, nach dem Namen des Investors und Partners aus den USA. Der hat sich aber nach kurzer Zeit zurückgezogen und anscheinend diesen Austritt auch vertraglich gut abgesichert.

Bei den sehr hohen Kosten (es wird die teuerste Autobahn des Landes werden) stellt sich die Frage, wie das alles finanziert wird. Ein Investor wird sicher eine Studie heranziehen, um zu wissen, wie und in welchem Zeitintervall er seine Kosten decken und einen Profit einrechnen kann. Bis jetzt wurde gleich mehrmals versucht, eine öffentlich-private Partnerschaft zur Umsetzung dieses „Jahrhundertprojekts“ zu gründen. Das scheiterte jedes Mal: Es gab noch keine solide gesetzliche Grundlage, oder die Investoren konnten die verlangten Garantien nicht vorlegen.

Auch die rein statistischen Daten betreffend Verkehrsfluss sorgten für gewisse Bedenken. Zwar sind die Bilder und Meldungen über Staus an den Wochenenden auf den Straßenabschnitten zwischen Predeal und Sinaia regelmäßig in den Nachrichten zu sehen – aber die Verkehrsdichte ist im Alltag und im Durchschnitt noch lange nicht so groß. Und eine Autobahn baut man nicht ausschließlich für den Tourismus, heißt es. Sie soll aber nachher, so wird gehofft, mehr Touristen und Reiseunternehmen bringen. Der Lkw-Verkehr ist auf der DN 1 nicht sehr stark, da die Transportfirmen aus Kostengründen und wegen der bestehenden Einschränkungen andere Varianten vorziehen.

Ob die Autobahn Kronstadt-Ploiești auch aus EU-Mitteln finanziert werden kann, ist fraglich. Der Preis von rund zehn Milliarden Euro sei ein Preis, den sich Rumänien zu diesem Zeitpunkt nicht leisten könne, sagte CNAIR-Chef Cristian Pistol. Deshalb sollen Umleitungen einiger Ortschaften (z.B. Comarnic, Azuga) bevorzugt und gemeinsam mit dem Kreisrat Prahova finanziert werden, wünscht sich der CNAIR-Direktor.

Im Landesplan für Resilienz und Aufbau (PNRR) sind für den Kapitel Transport insgesamt 7,6 Milliarden Euro vorgesehen. Inzwischen ist die Autobahn Kronstadt-Ploie{ti auch im allgemeinen Masterplan für Transport (MGPT) aufgenommen und als ein Projekt von strategischer Bedeutung anerkannt, was eine EU-Finanzierung erleichtern könnte – aber nicht, wenn man bei den zehn Milliarden Euro bleibt.