Umweltschützer fordern Nachhaltigkeit und Empathie

„Lösung“ der Umweltfragen in der Donauenge – ein Provisorium

Volontärin der Umweltschutzorganisation GEC Nera beim Entnehmen einer Probe des Abraums auf der Kippe Boșneag
Foto: GEC Nera

Die jüngst von der Ministerin für Umweltschutz und Vizepremierministerin der PSD/ALDE-Regierung, Grațiela Gavrilescu (ALDE), in Reschitza angekündigte „Lösung“ der Frage der Verfestigung der gifthaltigen Sanddünen aus dem Abraum der Kupfererzanreicherung in Neumoldowa werden von den Umweltschützern von GEC Nera aus Orawitza, die mit Sicherheit über die größte Expertise zu den Abraumhügeln Boșneag und Tăușani des stillgelegten Erzanreicherungswerks Moldomin verfügen, als „Feuerwehrvariante“ bezeichnet. Womit sie meinen, dass die Regierung der Öffentlichkeit Sand in die Augen streue. Die Umweltschützer und die EU-Kommission sollen damit beruhigt, das Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumänien wegen fahrlässigem Umgang mit den hochgiftigen Feinstaubdeponien erst mal eingestellt werden. Was die Regierung aber dort finanziert, sei laut GEC Nera, „bloß ein Provisorium“.

Die Reaktion der Umweltschützer aus Orawitza, die seit 12 Jahren, seit Stilllegung des Kupfererzanreicherungswerks Moldomin, mehrmals im Jahr die Lage vor Ort untersuchen und dabei mit Umweltschützern aus dem benachbarten – und mitbetroffenen – Serbien zusammenarbeiten, war prompt und kategorisch, als die Umweltministerin und, kurz darauf, auch das Wirtschaftsministerium (faktisch für den rumänischen Staat der Besitzer der Ruinen des Erzanreicherungswerks und der Abraumdeponien) die beruhigenden Signale aussandten. Schon deren Inhalt war beunruhigend: „Spätes-tens bis 2020 wird alles gut“, hieß es im Resümee, wobei mitzuverstehen ist: Die kommenden zweieinhalb Jahre geht es eh weiter wie bisher... GEC Nera analysierte die Vorbereitungen für die Umsetzung der „Lösung“ der beiden Ministerien vor Ort und schlussfolgerte: Was die vorhaben, ist ein Provisorium! Augenwischerei! Mit den angedachten Maßnahmen wird man dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs betreffs Neumoldowa nie gerecht. Diese Lösung der Besprühung der beiden Abraumdeponien mit Donauwasser kann nie eine Dauerlösung werden. Das 2016 ausgelöste Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen Rumänien wegen der ungesicherten Abraumdeponien Boșneag und Tăușani dürfte nach solchen Maßnahmen nicht eingestellt werden, warnt GEC Nera.

Die Lösung, zu der sich das verantwortliche Wirtschaftsministerium entschlossen hat, bestehe in der Feuchthaltung der giftigen Hügel aus Abraum mittels in der Landwirtschaft zur Bewässerung verwendeter Anlagen, die mittels Pumpen mit Donauwasser versorgt werden sollen. Im August dieses Jahres sollte die Anlage bereits in Betrieb gehen, haben die Umweltschützer vor Ort erfahren. Was allerdings, nach Begutachtung der Ist-Lage vor Ort, unmöglich sei. Eine Nachfrage beim Bukares-ter Wirtschaftsministerium ergab, dass dieses ziemlich genau über den Stand der Arbeiten zwischen Neumoldowa und Coronini informiert ist und dass es – so sein Schreiben an GEC Nera – vom Europäischen Gerichtshof bereits die Zustimmung erhalten habe, die Anlage erst im Dezember 2018 in Betrieb setzen zu dürfen, weil die angegebenen „objektiven Gründe“ für den Aufschub der Inbetriebnahme akzeptiert wurden.

„Die Vertreter des Wirtschaftsministeriums bemerkten korrekterweise, dass es sich um eine provisorische Lösung handelt“, sagen die Leute von GEC Nera, „die angenommen wurde, um sich je rascher dem Urteil des Gerichtshofs zu fügen.“ „Rasch“ heißt in diesem Fall zweieinhalb Jahre nach Urteilsverkündung... GEC Nera hingegen fügt hinzu, dass die Lösung „allzu improvisiert“ sei und dass sie „kaum im Bezug steht mit den Realitäten vor Ort“, dass sie zudem mit einem Kostenvoranschlag von 1,7 Millionen Euro „außerordentlich teuer“ sei, wenn man sich überlegt, dass dieses Geld vom Staatshaushalt kommen muss. Außerdem: „Wenn die Arbeit beendet ist, haben wir keinerlei Garantien, dass das Problem auch gelöst ist, dass die erwarteten Veränderungen bei den beiden Abraumdeponien eintreten, dass also die Umweltverseuchung mit Giftstoffen an beiden Donauufern gestoppt wird“, schreibt GEC Nera in der jüngsten Pressemitteilung. „Außerdem sind die Kosten der ständigen Feuchthaltung von 120 Hektar Sanddünen unverhältnismäßig hoch und wir fürchten, dass gerade dann das Geld für das Betreiben der Pumpen ausgehen wird, wenn sich der nächste Sandsturm ankündigt. Andererseits und vorausgesetzt, die Ministerien werden regelmäßig die Kostenabrechnungen überweisen: Wahrscheinlicher Verwalter dieser Gelder wird der Justizverwalter des insolventen Betriebs SC Moldomin sein, derselbe, der bisher bereits mehrmals Gelder `liquidiert´ hat, die zu ganz anderen Zwecken bestimmt waren, u. a. auch zur Verringerung der Umweltverseuchung... Nicht zuletzt sollte das Risiko nicht ignoriert werden, dass Teile der Befeuchtungsanlage, die automatisch laufen soll, einfach gestohlen werden, um, ebenso wie nahezu die gesamte Erzanreicherungsanlage von Moldomin oder die Eisenrohre zur Ableitung des Industriewassers, als ‘Alteisen’bei den Schrotthändlern zu landen.“

Laut GEC Nera sollte auch mit mehr Empathie an die rund 18.000 Betroffenen an beiden Donauufern gedacht werden, die wegen der Umweltverseuchung durch die Abraumdeponien akut krankheitsbedroht sind. (Statistiken hinsichtlich der erhöhten Häufigkeit des Auftretens diverser Krebsarten in den betroffenen Gebieten hat die ADZ schon veröffentlicht, allerdings hat nur Serbien bisher solche bekannt gemacht.) In solchen Fällen sei es weniger wichtig, den Europäischen Gerichtshof regelmäßig mit Berichten ruhigzustellen, als effektiv Schutzmaßnahmen von Nachhaltigkeit für die Bevölkerung einzuleiten.

Deshalb müssen sofort nach Inbetriebnahme der Feuchthaltungsanlage Maßnahmen zur Begrünung der Abraumdeponien getroffen werden. Man weiß inzwischen sehr wohl (und es gibt auch eine diesbezügliche Doktorarbeit eines der ehemaligen Bürgermeister von Neumoldowa, des Forstingenieurs Chisăliță, die ausdrücklich die Begrünung der Abraumdeponien Tăușani und Boșneag zum Thema hat), welche Pflanzen – vor allem Baumarten – auf solchem Gelände gedeihen. Es muss unverzüglich mit der Bepflanzung der gifthaltigen Sandwüste am Donauufer begonnen werden, wenn man Nachhaltigkeit zu erzielen gedenkt. Die vegetative Konsolidierung der Sandhügel ist die einzige nachhaltige Lösung, zudem mit den geringsten Kosten, die in diesem Fall anwendbar sei. Der Schlüssel dazu: Erst einmal ins Befeuchtungswasser nach der Bepflanzung Nährstoffe einzuführen, um das Wachstum der Vegetation zu beschleunigen. Auch sollten für die Neutralisierung der Kupfer, Zink- und Schwefelrückstände (in Maßen) die entsprechenden Chemikalien eingesetzt werden, um eine nachhaltige Lösung durchzusetzen.