UN-Bericht: Zahl an Dürren um 29 Prozent seit 2000 gestiegen

Dürren gab es schon immer – das weiß bereits die Bibel zu berichten. Doch der Klimawandel verschärft die Situation, auch in Europa

Während der Dürre 2012 trocknete der Sohodol bei Runcu in Gorj vollständig aus.

Dürre führt auch zur Erosion von fruchtbarem Ackerboden – ist er trocken genug, bläst der Wind ihn einfach davon, wie hier in Sulzbach am Taunus, Hessen.
Fotos: Wikimedia

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl und Dauer von Dürreperioden global gesehen um 29 Prozent gestiegen. Das geht aus dem UN-Dürrebericht hervor, der am Mittwoch auf der 15. Weltbodenkonferenz im westafrikanischen Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste, vorgestellt wurde. Und die Klimaerwärmung dürfte die Situation in vielen Regionen der Welt noch verschärfen. Der wirtschaftliche Schaden durch Dürren wird in dem Bericht allein für die Jahre von 1998 bis 2017 mit rund 124 Milliarden Dollar (117 Milliarden Euro) beziffert.

Staub statt Erde


„Land trocknet aus, fruchtbarer Boden verwandelt sich in Staub“, warnte Ibrahim Thiaw, Exekutiv-Sekretär des internationalen Abkommens zum Schutz der Böden (UNCCD). „Dürren gehören zu den größten Bedrohungen einer nachhaltigen Entwicklung.“

Doch während dramatischer Mangel an Wasser, Verlust fruchtbaren Landes und anhaltende Trockenheit bislang vor allem unterentwickelte Länder wie etwa im Sahel getroffen hätten, seien zunehmend auch andere Regionen betroffen. Thiaw hatte bereits am Vortag die zunehmenden Dürren auch in Europa als „Weckruf für die Europäer“ bezeichnet. „Kein Land ist immun gegen Dürre“, betonte er.

Ist von Dürre die Rede, denken die meisten vermutlich an die Ausbreitung der Wüstengebiete im Sahel und an die wiederholten Hungerkatastrophen nach Dürre am Horn von Afrika, etwa in Äthiopien und Somalia, wo auch derzeit wieder viele Menschen seit Monaten vergeblich auf Regen warten.

Tatsächlich ist Afrika dem Bericht zufolge stärker von Dürre betroffen als jeder andere Kontinent. In den vergangenen hundert Jahren wurden dort mehr als 300 Dürreereignisse verzeichnet, heißt es in dem Bericht. Das seien 44 Prozent der Dürren weltweit. Zudem erlebe Afrika südlich der Sahara in dramatischer Weise die Auswirkungen des Klimawandels. Extremwetterereignisse wie Dürre treten häufiger und intensiver auf.

Auch Europa ist betroffen

Doch auch in Europa wurden im vergangenen Jahrhundert immerhin 45 größere Dürren verzeichnet, die Millionen Menschen trafen und einen wirtschaftlichen Gesamtschaden von 27,8 Milliarden Dollar verursachten. Inzwischen seien rund 15 Prozent der Landfläche und etwa 17 Prozent der Bevölkerung der EU von Dürre betroffen, so der UN-Bericht. Die jährlichen wirtschaftlichen Verluste in der EU und in Großbritannien beliefen sich inzwischen auf neun Milliarden Euro jährlich.

„Jedes Jahr verliert die Welt eine Fläche mit fruchtbaren Böden vom Ausmaß Bulgariens“, sagte Jochen Flasbarth, Staatssekretär des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Abidjan. „Das müssen wir stoppen. Ohne fruchtbare Böden gibt es auch keine Nahrungsmittel.“

Allein in diesem Jahr sind nach UN-Angaben nahezu 160 Millionen Kinder schwerer und anhaltender Dürre ausgesetzt, mehr als 2,3 Milliarden Menschen weltweit sind unzureichend mit Wasser versorgt. Bis zum Jahr 2040 könnte nach UN-Schätzungen jedes vierte Kind weltweit von Wassermangel betroffen sein.

Eine Entwarnung ist nicht in Sicht: Im Jahr 2050 könnten mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung von Dürre betroffen sein. Dem Bericht zufolge dürften dann zwischen 4,8 und 5,7 Milliarden Menschen in Gebieten leben, in denen mindestens für einen Monat im Jahr Wassermangel herrscht. Derzeit gilt das für 3,6 Milliarden Menschen.

Dürre in Brandenburg, Wüste in Dolj

Die Bilanzen des Deutschen Wetterdienstes weisen schon seit Jahren immer wieder nicht nur Temperaturanstiege im Vergleich zu früheren Zeiten auf, sondern auch Niederschlagsmangel.
Gerade im Nordosten Deutschlands klagen die Landwirte schon seit Jahren regelmäßig über Dürreprobleme. Im April etwa fielen dort teilweise nur 25 Liter Regen pro Quadratmeter und verstärkten das bereits bestehende Niederschlagsdefizit. Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung zeigt bereits jetzt in weiten Teilen Brandenburgs, aber auch in Regionen Niedersachsens außergewöhnliche oder extreme Dürre im Gesamtboden aus.

Auch in Rumänien sind die Folgen der Klimakrise in Form von Trockenheit bereits seit Jahren spürbar – vor allem im Süden des Landes, der von fortschreitender „Desertifikation“ betroffen ist. Aus Wiesen und Wäldern werden dabei trockene Wüsten.

Am eindrücklichsten ist dies im Kreis Dolj zu sehen, wo sich die sogenannte „Sahara Olteniens“ befindet: Eine Sandfläche von über 800.000 km2 Ausmaß. Neben der Klimakrise ist dafür die auf kurzfristigen Ertrag ausgelegte Agrarpolitik sowie die Abholzung von Wäldern verantwortlich, was die Bodenerosion erst ermöglicht – waren in den 1970ern noch 12 Prozent der Fläche des Landeskreises von Wäldern bedeckt, sind es heute nur noch 7 Prozent. (dpa/ADZ)


„Jedes Jahr verliert die Welt eine Fläche mit fruchtbaren Böden vom Ausmaß Bulgariens. Das müssen wir stoppen. Ohne fruchtbare Böden gibt es auch keine Nahrungsmittel.“
Jochen Flasbarth, Staatsse-kretär des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Abidjan