„Und wie kann es jetzt noch besser werden?“

Wege der Heilung, Selbstentwicklung und Entfaltung

Therapeutin Alina Paiuc

Gemütliche Gesprächsecke... | Fotos: privat

Telefonberatung während der Pandemie

Mit über elf Jahren Erfahrung im Bereich Coaching und Therapie hat Alina Paiuc in ihrer eigenen Praxis bisher Hunderte von Menschen Erleichterung finden und Lebensfreude wiederfinden lassen. Was ursprünglich in Kronstadt/Brașov, Rumänien, mit Fragen zur eigenen Existenz begonnen hatte, ist nach knapp fünfundzwanzig Jahren in Deutschland ihre Berufung geworden: Tore zur eigenen inneren Kraft und Selbstentfaltung zu öffnen, um endlich „wirklich leben“ zu können. Alina Paiuc ist Autorin, Vortragende auf Kongressen im Bereich Selbstentwicklung und Coaching und bereitet sich gerade darauf vor, ihre Erfahrung im Bereich Psychotherapie, Coaching, Hypnotherapie, NLP, Theta Healing oder Access Consciousness auch dem rumänischen Publikum näher zu bringen. Die Fragen stellte ADZ-Redakteur Șerban Căpățână.

Frau Paiuc, wie hat denn dieser doch eher besondere Lebensweg für Sie begonnen?

Schon sehr früh hatte ich die Möglichkeit, mit Menschen zu arbeiten, das hat mich immer angezogen, es hat mich wirklich fasziniert. Wenn wir in den 90ern in Rumänien die in Deutschland so bekannten Berufsberater gehabt hätten, wäre ich sicherlich in Richtung Psychotherapie gegangen. Aber auf Drang meiner Mutter, einen „greifbaren“ Beruf zu wählen, habe ich Kinesotherapie studiert. Dabei habe ich schnell festgestellt, dass die psychologische Einstellung meiner Patienten ihrem Körper gegenüber die Heilung schwerwiegend beeinflusst. Ein Großteil meiner Tätigkeit bestand eigentlich darin, meinen Patienten beizubringen, eine positive Einstellung ihren gebrochenen Gliedmaßen und in weiterer Folge ihrer „Lebensetappe als Kranke“ gegenüber zu haben, ihnen zu erklären, dass das gebrochene Bein kein Feind, sondern ein Freund ist und dankbar für dieses Bein zu sein. Und alle Patienten, die ihren Körper mit Liebe behandelt haben, konnten schneller gesund werden. Bei den anderen dauerte die Heilung länger. Um Grund und Ursache herauszufinden, habe ich bereits damals mit sogenannten „alternativen Techniken“ gearbeitet: Reiki, Yoga, Affirmationen, die Macht der Gedanken, Visualisierungen usw. Das hat mir viel gezeigt, viele Antworten gegeben, jedoch spürte ich, dass mir Vieles weiterhin verborgen blieb. 

Wie sind Sie aber aus dem Kronstädter Krankenhaus nach Deutschland gekommen?

Das ist eine sehr lange Geschichte... Man könnte sie sogar verfilmen. Nach der Beendung eines Dolmetscher-Projekts bin ich 2007 in Deutschland geblieben, konnte aber jahrelang keinen Vollzeit-Job finden. Ich durfte bei einer Skischule Kindern Skifahren und auch Selbstvertrauen beibringen, hatte Jobs in einer Gärtnerei, im Wohnungsumbau… und nach einigen Jahren dann eine Vollzeitstelle als Haushälterin und Kindermädchen bei einer gut situierten Familie. Es war der erste Job, den ich ausüben konnte, weil ich „anders war als die klassischen Kindermädchen“. 
Überall hat sich mir die Möglichkeit geboten, Menschen auf meine Art zu helfen und ich hatte die Zeit, all die Kurse zu besuchen, die für mich wichtig waren. Seit meiner Kindheit war ich auf einer Suche nach Antworten – oftmals auf Fragen die ich überhaupt noch nicht kannte... Wer oder was sind wir eigentlich als Menschen? Warum sind wir hier? Was ist das Leben und wie funktioniert es? Was gibt es da noch, zusätzlich zu dem, was für uns greifbar ist? Was können wir noch alles sein, damit alles noch besser wird? Im Endeffekt habe ich auf meiner Suche nach Antworten erst die richtigen Fragen gefunden... 

Die richtigen Fragen – was meinen Sie damit?

Ich habe Methoden und Möglichkeiten gesucht, um mein Leben zu verbessern, um zu verstehen, wie Menschen funktionieren, wie das Unterbewusstsein und die Gedanken funktionieren, und welchen Einfluss sie haben. Und so habe ich mich eines Morgens plötzlich entschieden, eine Hypnose-Ausbildung bei einer Hypnoseschule zu machen, an der ich über zwei Jahre lang täglich vorbeigegangen bin, ohne sie bewusst wahrzunehmen – und das, obwohl mir damals der Begriff fremd war und ich auch das Geld dazu nicht hatte. Es war aber eine klare Wahl, eine Art Erkenntnis, dass der Kurs mir weiter helfen würde. 

Und was hat sich damit für Sie verändert?

Wenn du einen neuen Weg wählst, wenn du deine Denkweise änderst, wirst du von deinem Umfeld nicht mehr verstanden. Du wirst verurteilt, weil du nicht mehr wie vorher und nicht mehr wie die anderen bist. Nach einigen Monaten auf der Wohnzimmercouch meiner Freunde habe ich meine Prüfungen bestanden und ein neues Leben als selbstständige Heilpraktikerin für Psychotherapie und Hypnosetherapeutin in der eigenen Praxis begonnen – und meinen Lebenspartner kennengelernt. Ich könnte eigentlich sagen, dass mein jetziges Leben erst damals, 2012, begonnen hat.

Was bedeutet es eigentlich, die „richtigen Fragen” stellen?

Im Leben dreht sich alles um die Wahlen, die wir treffen. Es sind die Wahlen, nicht die Entscheidungen, die unser Leben wirklich verändern. Bei jedem wesentlichen Schritt habe ich eine Wahl getroffen – vielleicht war nicht jeder Schritt der beste oder richtige, jeder Schritt hat mich jedoch weiter gebracht auf meinem Weg. Denn jede Wahl kommt aus dem Herzen, nicht aus dem Kopf, nicht aus dem Verstand, nicht aufgrund einer Liste mit Vorteilen und Nachteilen. Bei einer Wahl spürt man innerlich: ja, das ist es, das möchte ich. Eine Wahl treffen wir auf Grund dessen, was uns erfüllt, wo unser ganzes Wesen freudvoll ist und man sagt innerlich: Ich weiß, das ist für mich! Wahlen bewegen uns somit immer zu etwas Besserem, etwas Schönerem, etwas Größerem – zu mehr von uns. Im Gegensatz dazu ist jede Entscheidung kalkuliert und vom Verstand bearbeitet – wobei die Folgen gesellschaftlich angepasst sind, jedoch nicht unbedingt dem eigenen Wesen entsprechen.
Bereits während meiner Kurse, aber insbesondere nach Eröffnung der Praxis habe ich Antworten erhalten über die Art und Weise, wie wir Menschen funktionieren, was das Unterbewusstsein ist und welchen Einfluss es hat. Andererseits habe ich das Potential erkannt, bestimmte Sachverhalte zu ändern. Und somit wurde mir klar, was ich mit meinem Leben machen will: Ich möchte Menschen beibringen, bewusst zu leben, ihnen zeigen, wie sie ihr Leben und sich selbst ändern können, um dadurch glücklicher zu sein – und sei es nur, dass sie erfahren und verstehen, dass es wirklich unendliche Möglichkeiten gibt, sie müssen sie nur wählen. Es erging mir wie bei einem Puzzle-Spiel, wenn man alle Teile zusammengefügt hat und das ganze Bild erscheint.

Und wahrscheinlich haben sich auch bald Erfolge gezeigt...

Die ersten Hypnoseerfolge hatte ich natürlich mit mir selbst: ich habe meinen Bluthochdruck geregelt – und seit knapp zehn Jahren keine Blutdrucksenker mehr geschluckt. Danach habe ich mit Rückführungen gearbeitet, um bestimmte Ängste, Traumata oder Depressionen zu bearbeiten, weiterhin mit NLP (Anm. Red.: Neurolinguistisches Programmieren) sowie mit Teilearbeit, mit dem inneren Kind, Reinkarnationstherapie usw. Meine Kundschaft war von Anfang an äußerst divers, einige Klienten hatten Panikattacken, andere wollten karmische Verbindungen prüfen, anderen habe ich zur Gewichtsreduzierung verholfen. Es scheint weitläufig zu sein, aber ich wollte mich nicht auf eine bestimmte Nische beschränken. 
Seitdem ich mich meinen Klienten gegenüber noch mehr geöffnet habe, sie eher als Freunde oder Bekanntschaften, nicht mehr als Patienten betrachte, bekomme ich auch noch mehr begeistertes Feedback. Es ist einfach wundervoll zu erfahren, wie sehr sich ihr Leben verändert hat. Wie eine gute Freundin kann ich sie einige Schritte auf ihrem Weg begleiten, die ein oder andere Tür öffnen und ihnen andere Perspektiven aufzeigen. Was ist sonst noch möglich? Wie kann es jetzt noch besser werden?

Interessante Frage: Wie kann es denn „noch besser“ werden?

Ich glaube, dass sich alles auf unsere Bewertungen, insbesondere auf die hartnäckigen, die  Überzeugungen, zurückführen lässt. Denn jedem Schmerz oder jedem Problem liegt ein fester Standpunkt zugrunde, eine Schlussfolgerung, eine Überzeugung – und unsere Überzeugungen erschaffen unsere Realität. Das heißt: ändert jemand seine Überzeugungen, so ändert sich auch dessen Realität. Sicher kann man nicht jedes Leid dadurch vermeiden, man kann es aber anders bewerten und wesentlich mildern. Wir Menschen brauchen oft eine Art Leitfaden, ein „wie mache ich Selbstentfaltung genau“? So einen Leitfaden habe ich in meinem Arbeitsbuch „Freigeister - Zeit zur Selbstentfaltung“ (Koautorin, erschienen 2017) dargestellt und danach auch auf unterschiedlichen Vorlesungen und Präsentationen vorgestellt. 2019 hatte ich meinen ersten öffentlichen Vortrag auf Rumänisch auf dem Summit der rumänischen Frauen in Deutschland – „Independen]a“ und habe damit den Startpunkt für meine Online-Tätigkeit als Lifecoach und Therapeutin gesetzt. 

Wie wird es jetzt in Ihrem Leben auch „noch besser“?

Während des letzten Jahres konnte ich meine Kurse und Beratungstätigkeit leider fast ausschließlich nur online organisieren, was mir aber auch gezeigt hat, wie wichtig der persönliche Kontakt ist. Interessanterweise gab es immer mehr Anfragen aus Rumänien, die mich dazu veranlasst haben, nächstes Jahr meine Tätigkeit auch nach Rumänien auszuweiten und sogar eine rumänische Firma zu eröffnen. Wie kann es jetzt noch besser werden? – Was ist sonst noch möglich?