Unregelmäßigkeiten in der Nera-Klinik

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Nicolae Ceaușescu, der rumänische Diktator, hält seine Frau Elena an der Hand und lächelt infantil, während im Hintergrund eine Bombe explodiert. Lackierte Fingernägel an Frauenhänden ragen aus Tieren heraus. Tierköpfe reißen ihre Mäuler auf und verschlingen menschliche Körperteile, Persönlichkeiten aus Politik, Sport oder der Filmindustrie stehen mit unterdimensionierten Körpern da,  lächerliche Positionen einnehmend. Ein Flugzeug fliegt über Berge, wo Elena Ceaușescu als Heilige dargestellt wird. Diese Szenen sind in den Werken des rumänischen bildenden Künstlers Ion Bârlădeanu umgesetzt. Sie stellen eine ganz besondere Welt dar, eine Version der Gesellschaft, in welcher der Autor lebte. Seine Bildkompositionen können als surrealistisch, sarkastisch, vor Ironie triefend, grotesk und absurd betrachtet werden. Zeitungen und Zeitschriften waren sein stoffliches Ausgangsmaterial, die Realität seine Inspiration.

In mehr als 40 Jahren hat der in Zăpodeni (Kreis Vaslui) geborene Künstler den Geist seiner Zeit geschildert. Schonungslos und frei hat er seine kritische Haltung gegenüber der Gesellschaft in rund 800 bunten Arbeiten zusammengefasst. Aspekte und Vertreter des alten Kommunismus wie auch des neuen Kapitalismus hat er seziert, verachtet und verspottet. Politik war sein Lieblingsthema, Film seine Leidenschaft.
Bârlădeanu ist am 19. Oktober, im Alter von 75 Jahren, in Bukarest gestorben.

Ion Bârl²deanu übte die unterschiedlichsten Berufe aus: Totengräber, Wächter beim „Haus des Volkes“, Fabrikarbeiter, ... „allerlei elende Tätigkeiten”. Dabei wäre er lieber  Schauspieler oder Filmemacher geworden, wie er in einem Interview erklärte. Im Kommunismus wurde er aus politischen Gründen verhaftet und landete für drei Monate im Gefängnis. Nach der Wende verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Recycling. Er hat immer am Rande der Gesellschaft gelebt.

Seiner Leidenschaft ist er trotzdem treu geblieben. Die „Filme in seinem Kopf“ setzte er  in neue Medien um: zwar nicht mit einer Videokamera – dazu hatte er keine Ressourcen – aber mit Schere und Klebstoff. Aus den im Müll gesammelten Publikationen hat er Schauspieler, einfache Leute, Politiker, Tiere, Gemüse, Würste und Hubschrauber ausgeschnitten und in unterschiedlichen Kontexten kombiniert, so wie ein Regisseur Teile einer Geschichte anei-nanderreiht bis ein Ganzes entsteht.

Erst mit 61 Jahren wurde Bârlădeanu von einem Kunstliebhaber entdeckt. Er wohnte seit Jahren in der Müllsammelstelle eines Wohnblocks in der Calea Mo{ilor in Bukarest, wo er Abfall sortierte. Hier entstanden zahlreiche seiner überraschenden Pop-Art-Collagen. Der Galerist Dan Popescu bot ihm daraufhin ein Studio an, in das der Künstler samt mehreren Koffern voller Papierschnitte umzog und förderte dessen Werk. So kam es zu mehreren Ausstellungen: in Bukarest, Basel, London, Kopenhagen oder Paris, wo auch Werke von Andy Warhol oder Marcel Duchamp ausgestellt wurden. Über Nacht gelang ihm der internationale Durchbruch.

Den Verlauf seit dem Umzug aus der Müllsammelstelle hat Filmemacher Alexander Nanau verfolgt, der mit „Kollektiv - Korruption tötet” (Originaltitel: Colectiv) eine doppelte Oskar-Nominierung erhielt. Seine Dokumentation „Das Leben des Ion B.” (Originaltitel: „Lumea văzută de Ion B.”, 2009) wurde u.a. mit einem Emmy ausgezeichnet.

2015 führte Bârl²deanu gemeinsam mit Theaterregisseurin Carmen Lidia Vidu das Projekt „Bukarest. Eine Welt von Ion Bârlădeanu und Carmen Lidia Vidu“ durch. Die beiden Künstler mischten Bilder und Charaktere, mit denen sie das urbane, kulturelle, emotionale und fantastische Bukarest assoziierten. Auf der Lispcani-Fußgängerzone waren damals großformatige Straßen-Collagen zu sehen, auf  die Wohnblocks, Häuser, Parks, Schauspieler, Politiker, Persönlichkeiten aus der Werbebranche oder erfundene Personen montiert waren.