Unser lebenslanger Kampf

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Im Lukasevangelium heißt es zur Geburt Christi: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden Frieden bei den Menschen seiner Gnade!“ Jesus ist also der verheißene Friedensbringer. Aber im gleichen Evangelium erklärt Christus: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf Erden zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung!“ Will er uns so spalten, dass wir einander die Köpfe einschlagen? Nein, er will in uns sein Reich des Guten, der Gottesherrschaft aufrichten. Aber es gibt auch das Reich des Bösen, das der Satan in uns zum Siege bringen will. Unser Herz ist das Kampffeld zwischen Gut und Böse, zwischen Christus und Satan. Das spüren wir doch jeden Tag. Wir sind gespalten. Goethe hat in seinem Werk „Faust“ dieser Spaltung eine weltliche Deutung gegeben: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust; die eine will sich von der andern trennen. Die eine hält in derber Liebeslust sich an die Welt mit klammernden Organen; die andre hebt gewaltsam sich vom Dunst zu den Gefilden hoher Ahnen!“

Der Apostel Paulus gibt im Römerbrief dieser Spaltung eine religiöse Deutung: „Ich stoße auf das Gesetz, dass in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will. In meinem Inneren freue ich mich am Gesetz Gottes. Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das mit dem Gesetz meiner Vernunft in Streit liegt!“
Der Kampf zwischen Gott und dem „Fürsten dieser Welt“, zwischen Gut und Bös wird nicht auf einem militärischen Kampffeld ausgetragen, sondern in unserem Herzen. Es ist ein Innenkrieg, den wir ausfechten müssten. Schon Hiob im Alten Testament sagt: „Ein harter Kriegsdienst ist des Menschen Leben auf Erden!“ Es liegt leider nicht in der Macht des Menschen, das Triebleben so niederzuhalten, dass es sich überhaupt nicht regt. Deshalb kann es in diesem Kampf keinen Waffenstillstand geben. Der große Kirchenlehrer Hieronymus (342 – 420) sucht uns im Durchhalten zu bestärken: „Die Zeit unseres Erdenlebens ist eine Zeit des Krieges; erst mit unserem Heimgang in die Welt des Jenseits bricht die Zeit des Friedens an!“ Der hl. Augustinus sagt, es kämen nur zwei Möglichkeiten in Frage: „Entweder du überwindest das Böse oder du wirst vom Bösen überwunden!“ 

Wir können Gott und Satan, Gut und Böse nicht unter einen Hut bringen. Zur Erläuterung eine kleine Begebenheit. Im Mittelalter waren in Deutschland manche Bischöfe zugleich auch Landesfürsten. Es sind zwei Ämter, die sich sehr schwer miteinander vereinbaren lassen. Ein solcher Bischof ritt eines Tages in prächtiger Fürstenkleidung mit seinem Gefolge übers Land. Ein Bauer sah sich mit Erstaunen den fürstlichen Zug an. Der Bischof fragte den Bauern: „Was staunst du mich an?“ Dieser antwortete: „Der heilige Martin war ein großer Bischof, aber er reiste stets bescheiden!“ Da sagte der Bischof: „Ich bin nicht nur Bischof, ich bin auch Landesfürst. Jetzt siehst du den Landesfürsten vor dir. Komm am Sonntag in den Dom, dann wirst du mich als Bischof sehen, denn ich werde das Hochamt halten!“ Der Landmann begann laut zu lachen. Auf die Frage des Bischofs, warum er lache, gab er zur Antwort: „Ich muss lachen über den Gedanken, der mir soeben kam: Sollte der Teufel den Landesfürsten an dessen Lebensende holen, wohin kommt dann der Bischof?“

Es darf in uns keine friedliche Koexistenz zwischen dem frommen Gotteskind und dem sündigen Weltkind geben. Wir müssen „Farbe bekennen“. Es ist ein lebenslanger Kampf. Umso wertvoller ist der Sieg, den der Dichter Friedrich von Logau so formuliert: „Sich selbst bekriegen ist der schwerste Krieg! Sich selbst besiegen ist der schönste Sieg!“
In der Geheimen Offenbarung des Neuen Testaments steht eine aufrüttelnde Mahnung( 3, 15,16): „Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß. Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Munde ausspeien!“ Davor bewahre uns Gott! Davor können auch wir uns bewahren, indem wir in unserem lebenslangen Kampf unserem „besseren Ich“ zum Siege verhelfen.