„...unter der Glasglocke“

Utta-Siegrid König wartet mit neuem zweisprachigen Kurzlyrikband auf

Utta-Siegrid König, „...sub clopotul de sticl˛/...unter der Glasglocke“, Verlag „Cetatea Doamnei“, Piatra Neam], Str. Mihai Eminescu 12, Telef. 0233.21.99.27


Eine besondere literarische Gattung, die der Kurzlyrik  mit Haibun- und Haiku-Gedichten, wird schon seit mehreren Jahren von der in Piatra Neam] lebenden Autorin Utta Siegrid König erfolgreich praktiziert. Kürzlich erschien ihr elfter Band, in dem sie sich nicht nur sprachlich  sondern auch künstlerisch begabt erweist, da sie ihre Bücher meist auch selbst illustriert. Auch die Form dieser Neuerscheinungen ist unterschiedlich: von Miniaturexemplaren bis  zum A5-Format, als Album mit Cover Einband oder mit trennbaren Reproduktionen ihrer Aquarelle, die  diese bibliophilen Besonderheiten ergänzen. Meist zwei oder auch mehrsprachig, wenden sich diese Raritäten an einen Leserkreis, der eine besondere Vorliebe für derartige Erscheinungen zeigt. Auch unsere Wochenschrift gelangte gelegentlich in Besitz einiger dieser Werke, die wir auch vorstellten, schon da sie zweisprachig rumänisch und deutsch erschienen sind. Der Grund  dafür ist der deutsche Ursprung der Autorin, die 1943 im deutschen Posen, heute Poznan in Polen, geboren und die es in die rumänische Stadt Piatra Neam] verschlagen hatte, wo sie auch heute lebt. Somit ist sie in der deutschen Sprache nicht mehr so gewandt, das deutsche Lektorat und die Korrektur wird von anderen Fachkräften vorgenommen, was aber nicht immer einwandfrei geschieht. Utta-Siegrid König hat in Suceava  die Realabteilung des „[tefan cel Mare“-Lyzeums  und die Technische Architekturschule (1961 – 1964) in Bukarest absolviert. Daher auch ihre künstlerische Ausbildung, wodurch sie auch das Layout ihrer Bücher sichert, die im Verlag „Cetatea Doamnei“ in Piatra Neam]“ erscheinen.
Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform, die heute in der ganzen Welt verbreitet ist. Das Haiku ist die kürzeste bekannte Lyrikform  und ist seit den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts besonders gefragt. Im Deutschen werden  Haiku meist dreizeilig geschrieben. Und Haibun ist eine lyrische Mischform  der japanischen Literatur, eine knappe , von subjektiven Eindrücken durchzogene Skizze, in der meist gegen Ende ein Haiku  eingeschlossen ist, dadurch wird die Beschreibung lebendig und unterhaltsam.
In der Motivation zu ihrem  ebenfalls zweisprachigen, nun aufliegenden Band „...sub clopotul de sticl˛/...unter der Glasglocke“, erläutert sie, wie sie sich entschloss, diesen Band  herauszubringen. Dabei ging sie von einem deutschen Kalender mit Aphorismen aus den sie im Nachlass ihrer Mutter fand. Diese bewogen sie, sie nicht nur in rumänischer Fassung nachzudrucken, sondern gaben ihr weitere Gedankenanstöße. „Verurteile niemand, bevor du in seiner Lage warst“,  „Das Schwerste für den Menschen  ist Selbsterkenntnis“, „Nicht die Hülle, sondern der Inhalt sei dir maßgebend“, „Wer sich nicht selbst beherrscht, den beherrschen andere“ sind nur einige wenige Beispiele von Aphorismen aus dem Kalender, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg oder sogar in dessen Jahren erschienen ist. Diese hat sie jeweils in vier Gruppen der Monate eines Jahres gegliedert. Nach je einer Gruppe von drei Monaten fügt sie Einzeiler ein, „Gedichte in einem Vers“, die sie beispielsweise dem Regenbogen und dessen Farben widmet: Regenbogen I „In der Seele und im Leib die Heiterkeit der Wölbung“, Gelb I „Von Blumen auf dem Feld vermehrt – die Sonne“ und dann Gelb II „Schmetterlingspaare über den Ringelblumen...“ und beim Morgengrauen „Von Zweig zu Zweig - die ganze Sinfonie“. Dann bietet sie durch Haibun Sequenzen an Hand von SMS kurze Eindrücke einer Bukarest – Paris – Berlin-Reise. Auf diese Art schildert sie auch die vier Jahreszeiten. Und wieder als Haiku „Unter den beeilten Schritten ein länglich metallischer Klang – Herbstblätter“, oder „Der erste Schnee  - in der Luft entfesselt die Kindheit“. Für die Mutter „Das erste Schneeglöckchen  auf den Gehsteig gezeichnet – zum Muttertag“, „Schwebende Wolken - aus ihren blauen Augen hat sich der Himmel erleuchtet“, „In der alten Schublade  - zwischen ihren Sachen auch heute die Wärme“.
Die Verfasserin hat auch diesen Band  mit eigener Illustration versehen, wobei sie die Bilder  auf zwei Seiten manuell für den Kalenderteil erschaffen hat. Die dafür erforderlichen Blätter hat sie lange vorher gepresst und dann bemalt.  Auf dem Titelblatt des Bandes ist die Autorin auf einem Lichtbild aus der eigenen Sammlung zu sehen... und dann im Inneren auf über 200 Seiten sind die Texte zu lesen und zu genießen.