Vergebung ist Leben

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, 
der die Sünde vergibt. (Micha 7,18)

In diesen Worten des Propheten geht es um das Spannungsfeld zwischen Gott und dem Menschen, den er geschaffen hat. Auf der einen Seite ist das Wesen Gottes; auf der anderen die Lage des Menschen.

Warum sündigt der Mensch?
Warum vergibt Gott die Sünden?

Die Sünde ist ein Widerspruch, denn es gibt keinen Grund zu sündigen. Vor Gott ist die Grundhaltung angemessen, ihm zu vertrauen, ihm zu danken und ihn zu loben. Vor Gott gilt es, in Demut zu leben; doch durch die freie Übertretung seiner Worte und Gebote wird die Demut in Hochmut verkehrt.
Das bedeutet Gottesferne, verloren und tot sein. Daran hat Gott keinen Gefallen. Nicht dazu hat er sein Ebenbild geschaffen und bestimmt. Am ewigen Zorn über den Sünder hat er keine Freude.

Er vergibt.

Darüber staunt der Prophet Micha: „Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt.“
Ja, wo ist solch ein Gott, wie du bist, der denjenigen sucht und selig macht, der sich vor dir versteckt; dem du entgegen eilst, obwohl er sich von dir entfernt; dem du noch dazu das gemästete Kalb schlachtest, obwohl er schon dein ganzes Gut verprasst hat.

Was bist du für ein Gott, der du das alles vergibst?
Gott vergibt, weil er das Leben und nicht den Tod will.

„Wo Vergebung der Sünden ist, ist Leben und Seligkeit.“ (Luther)

Gott will die Sünde nicht, er lässt sie aber zu; und zwar nicht, weil er in der Welt ohnmächtig ist; sondern weil er allmächtig ist. Er besiegt die Sünde nicht mit all seiner Macht und Gewalt, sondern er  v e r g i b t  sie aus Gnade und Barmherzigkeit.

Der Allmächtige lässt die Sünde zu, aber es bleibt nicht dabei: Aus der Sünde, die am Kreuz geschieht, hat Gott das Vergebungsopfer gemacht. Vergebung ist Leben; am Karfreitag ist es geschehen und am Ostermorgen bestätigt worden.

Vergebung ist Leben; mit Gott und dem Nächsten.