Verscharrte römische Bäder

Kulturministerium versäumt Bekanntmachung der römischen Geschichte von Herkulesbad

Als im Sommer 2015 bei Aushubarbeiten für die Siedlungswasserwirtschaft mitten im Zentrum von Herkulesbad mehrere Badebecken römischer Bäder entdeckt und dann von den Archäologen des „Karansebescher Museums für Ethnologie und die Geschichte des Grenzregiments“ archäologisch untersucht wurden, hieß es in einer ersten Aufwallung von patriotischer Euphorie, das Kulturministerium werde dafür sorgen, dass die Artefakte mit begehbaren transparenten Platten überdeckt und so, mit mehrsprachigen Erklärungen versehen, für Besucher des Bade- und Luftkurorts sichtbar gemacht werden sollen. Die vier römischen Badebecken sollten die bald zweitausendjährige Kurtradition von Herkulesbad zusätzlich belegen.

Inzwischen verstaubt das Vorhaben beim Ministerium für Kultur und Nationale Identität in Bukarest. Dabei gäbe es auch die Möglichkeit des praktischen Vergleichs mit anderen römischen Thermal-Badeanlagen, etwa den Badebecken von Germisara/Geoagiu Băi in Siebenbürgen, aber auch den unter der Vulkanasche des Vesuv perfekt erhaltenen Badeanlagen aus Pompej oder jenen aus dem heute türkischen Pamukkale, das antike Hierapolis im Kleinasien. Was also vor fünf Jahren als „Rettungsgrabungen” gestartet wurde, hätte eine durchaus attraktive Perspektive gehabt – wenn der Wille vorhanden und die Finanzen bereitgestellt gewesen wären. So – und auch, weil die Siedlungswasserarbeiten aus Finanzierungsgründen weitergeführt werden mussten – entschloss man sich „vorübergehend“ zum Besten, was archäologischen Funden aus Geldmangel passieren kann: Man schüttete alles wieder zu, nachdem die Archäologen aus Karansebesch die entsprechenden „Dokumente zur archäologischen Entlastung“ ausgestellt hatten. Die römischen Bäder wurden wieder verscharrt.

Dabei waren nicht nur die vier römischen Badebecken von Interesse, die hier freigelegt waren. Man fand auch Reste der Thermalwasserzufuhr zu den Becken, das Abfluss- und Säuberungssystem derselben, Umkleide- und Massageräume, sogar die Reste von Holzsäulen, die darauf hindeuten, dass das gesamte Badesystem überdacht war und auch wintersüber benutzt wurde.

„Ähnliche Anlagen gab es im Römerreich viele“, sagte damals der Ausgrabungsleiter, der seinerzeitige Direktor des Karansebescher Museums, Dr. Adrian Ardeț, „In unseren Augen ist es aber phantastisch, dass der jetzige Fund zu den wenigen gehört, die archäologisch untersucht werden konnten. Wir haben damit den Nachweis erbracht, dass Ad Aquas Herculi Sacras ad Mediam über eine solche Struktur von eigens gebauten Bademöglichkeiten verfügt hat (dafür hatten wir bisher nur indirekte Beweise, etwa Votivtafeln und -statuetten oder das Badebecken im Hotel Roman), mittels derer das stark schwefelhaltige Thermalwasser zu Bade- und Heilmöglichkeiten genutzt wurde.“ Privat meinte damals Dr. Ardeț, dieser Fund der vier Badebecken und der sie umgebenden Anlage sei der einzig glaubhafte und authentische, der einen echten Badebetrieb zur Römerzeit in Herkulesbad belege. Darin liege sein wahrer Wert.

Das Rathaus Herkulesbad hatte 2015 rasch und effizient gehandelt. Die Dokumentation für eine Promenade mit dem durchsichtigen Gehsteig über der archäologischen Fundstätte wurde noch vor Ende 2015 dem Ministerium für Kultur und Nationale Identität in Bukarest vorgelegt, einschließlich der Befunde der Archäologen. Dass alles aus praktischen Gründen zugeschüttet werden musste, bis das Ministerium irgendeinen Bescheid von sich gibt, ist verständlich, denn die Fundstätte befindet sich praktisch unter der Straße, die die Piața Hercules  mit der Piazetta beim Cerna-Hotel verbindet, also das zur Habsburgerzeit entstandene neue Kurzentrum der „Kaiserbäder“ in seiner gesamten Länge tangiert. Der beste Schutz für Funde von archäologischen Grabungen ist nach wie vor: Zuschütten, wieder mit Erde bedecken – wenn kein Geld zur Restaurierung zur Verfügung steht. Dass trotzdem ein Zweifel an den guten Absichten des Ministeriums für Kultur und Nationale Identität betreffs Herkulesbad bleibt – das ist wohl niemand zu verdenken.