Vielseitiges Kronstädter Regionalporträt

Das „Wirtschaftsmagazin für Ost-West-Contact“ widmete seine Oktober-Ausgabe Rumänien

Die in Berlin erscheinende Monatszeitschrift „Ost-West-Contact“ ist ein viel beachtetes Wirtschaftsmagazin, in dem immer wieder analytische Beiträge über die wirtschaftliche Entwicklung europäischer Länder zu finden sind und das für Unternehmer und Experten ein nützliches Handbuch darstellt. Die Oktober-Ausgabe ist Rumänien gewidmet. Von den insgesamt 30 Seiten ist fast ein Drittel des Inhaltes der Wirtschaft aus dem Kronstädter Kreisgebiet, mit Schwerpunkt Deutscher Wirtschaftsklub Kronstadt, vorbehalten. So erfährt man, dass der Kreis eine Wirtschaftsleistung hat, die über dem Landesdurchschnitt liegt.

Laut der Volkszählung von 2011 hat das Kreisgebiet 549.217 Einwohner, was einen Rückgang von 40.000 Personen gegenüber 2002 bedeutet. Im Februar dieses Jahres wurden im Kreisgebiet 161.018 Arbeitnehmer beschäftigt. Das durchschnittliche Netto-Einkommen lag zu dem Zeitpunkt bei 1510 Lei. Was die Arbeitslosenquote im Gebiet betrifft, liegt diese mit 4,9 Prozent unter dem Durchschnitt auf Landesebene.

Die 23.000 Unternehmen, die im Kronstädter Kreisgebiet ihre Tätigkeit entfalten, haben einen Gesamtumsatz von 7,5 Milliarden Euro im Vorjahr verzeichnet, was 13.655 Euro pro Einwohner bedeutet und um 2000 Euro höher liegt als auf Landesebene. Ebenfalls im Vorjahr wurde das Kreisgebiet von 123.539 ausländischen Touristen besucht.

In einem kurzen Gespräch mit dem Bürgermeister von Kronstadt, George Scripcaru, betonte dieser, dass der allgemeine Trend gegenwärtig der ist, dass die bestehenden Unternehmen expandieren und weniger neue Betriebe da ansässig werden. Positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis haben sich die hier lange bestehende Industrietradition und die Existenz der Transilvania-Universität ausgewirkt, die vor allem Fachleute in technischen Berufen ausbildet. Bevorzugt wird die Stadt auch wegen ihrer geografischen Lage in der Mitte des Landes, wobei das dringendste Problem das des Ausbaus der Infrastruktur, vor allem des Verkehrsnetzes ist, um eine schnellere Verbindung besonders zu den Ländern Westeuropas zu sichern. Um weiterhin vor allem für ausländische Investoren attraktiv zu sein, benötige es einer zuverlässigen Gesetzgebung, betonte der Bürgermeister gegenüber OWC. Das Kreisgebiet wurde von der EU als Wachstumsregion definiert, was somit auch den Zugang zu den verschiedenen Fonds sichert.

In einem ausführlichen, gut dokumentierten Bericht geht die Chefredakteurin der Zeitschrift, Dr. Jutta Falkner, auf die Entwicklung der hiesigen Standorte einiger ausländischer Betriebe ein. Ausgehend vom diesjährigen Oktoberfest, das nun schon zum sechsten Mal vom Deutschen Wirtschaftsklub Kronstadt organisiert worden ist und mit einer zeitweiligen Ausstellung unter der Bezeichnung „Made in Braşov“, die Produkte deutscher Unternehmen vorstellte,  bietet die Autorin auch einen Ausblick aufs Kronstädter Umfeld.

Der Automobilzulieferer Preh Romania SRL als Niederlassung von Preh GmbH Bad Neustadt entstand 2010. Geschäftsführer Matthias Katzenberger, gegenwärtig auch Vizepräsident des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt, startete damals mit 50 Mitarbeitern die Tätigkeit. Heute sind es 760 Arbeitnehmer, die Multifunktionsschalter für die Kfz-Industrie herstellen. Waren es anfangs 3200 Quadratmeter Produktionsfläche, umfassen die Hallen heute 11.340 Quadratmeter. Der nächste Besuch gilt einem einhundertprozentig rumänischem Unternehmen, ELMAS, dessen Geschäftsführer Marton Geza Roth einige Details erwähnt. Anfangs wurden da Aufzüge repariert. Heute importiert das Unternehmen LINDE-Gabelstapler, baut Kräne nach der Lizenz von Demag, stellt mit deutschen Bestandteilen Aufzüge und verschiedene Hebeanlagen her. Gegenwärtig hat der Betrieb eigene Stützpunkte in den Nachbarländern Ungarn, Bulgarien und in der Republik Moldau. Die Betriebsleitung bietet den Arbeitnehmern außer einer angemessenen Entlohnung auch soziale Unterstützung, wie etwa Mittagessen. Auch ein eigener Kindergarten soll gebaut werden.

Der Hubschrauberproduzent Eurocopter bildete 2002 mit dem staatlichen rumänischen Unternehmen IAR SA Bra{ov einen gemeinsamen Betrieb, Eurocopter România SA. Das in Weidenbach/Ghimbav entstandene Unternehmen ist heute das wichtigste Instandsetzungs- und Reparaturzentrum für Helikopter des Typs Puma und Super Puma. Ebenfalls in Weidenbach hat die Division Powertrain der Continental AG Hannover ein neues Werk für Kraftstoffpumpen und Kraftstofffördereinheiten errichtet, das den Betrieb aufgenommen hat. Und die Beispiele können fortgesetzt werden.

Für die Unternehmen benötigt es auch die erforderliche, qualifizierte Arbeitskraft. In diesem Sinne schaltete sich der Deutsche Wirtschaftsklub Kronstadt mit dessen Vorsitzendem Werner Braun, durch das Programm „Fit for Future“ ein, durch das Schüler Einblick in die modernen Betriebe erhalten und in diesen ein Praktikum durchführen können. Den größten Erfolg verzeichnete der DWK aber mit der dualen Berufsschule Kronstadt, die mit Unterstützung von zehn Mitgliedsbetrieben gegründet worden ist und nun landesweit als Vorbild dient. Insgesamt elf Unternehmen, die Mitglieder des DWK sind, haben Ausbildungsplätze für die werdenden Handwerker und Facharbeiter zur Verfügung gestellt. Das Bürgermeisteramt Kronstadts hat als Partner das Gebäude zur Verfügung gestellt und zahlt die Gehälter für die Lehrkräfte; die Landesakademie Baden Württemberg arbeitet die erforderlichen Lehrpläne aus.

Globale Daten über die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind aus dem Inhalt dieser Zeitschrift zu entnehmen. Im Vorjahr verzeichnete Rumänien ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent, was besonders auf den Export von Agrarprodukten und Pkw zurückzuführen ist.

Der wichtigste Handelspartner und drittgrößte ausländische Investor des Landes ist seit 2007 Deutschland. Insgesamt 8000 Unternehmen mit deutschem Kapital sind in Rumänien tätig. Im ersten Halbjahr 2014 hat das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern 10,2 Milliarden Euro betragen, was einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 11,59 Prozent bedeutet. Zu den größten deutschen Investoren zählen INA Schäffler bei Kronstadt und Dräxlmaier bei Sathmar/Satu Mare, Continental in Temeswar/Timişoara und Klausenburg/Cluj Napoca, Daimler in Mühlbach/Sebeş u. a.

Größter Nachteil in den Augen der Unternehmer bleibt weiterhin die Infrastruktur des Landes. Es bleibt nur zu hoffen, dass die vorgesehenen Projekte des Transportministeriums nun endlich auch zur Durchführung gelangen und nicht, wie bisher, immer wieder aufgeschoben werden.