Vivaldi, Verdi, Mozart und mehr

Das Hermannstädter Opernfestival entführt das Publikum in die Welt der feinen Musik

„Ein Maskenball“: Die Wahrsagerin Ulrica prophezeit dem Grafen den nahen Tod.

„Aschenputtel“: Am Ende fand der Prinz die wahre Liebe.
Fotos:Andrey Kolobov

Gute Musik gibt es nie genug. Gerade darum erfreut sich das Hermannstädter Opernfestival, das am 12. September begann, trotz des reichhaltigen Kulturprogramms der Stadt, großer Beliebtheit beim Publikum. Denn jede hochqualitative Aufführung weckt den Wunsch nach noch mehr guter Musik.
Den Start der 11. Auflage des Festivals gab die Aufführung von Antonio Vivaldis „Gloria“ in der römisch-katholischen Kirche.

Die Sopranistin Brigitte Peyré und die Mezzosopranistin Isabelle Ruban sangen die Soli in Begleitung des Chors „Transilvania“ der Philharmonie aus Klausenburg/Cluj. Die musikalische Leitung des Konzerts hatte der „alte Bekannte“ der Hermannstädter Philharmonie, François Robert Girolami, inne. Im ersten Teil des Konzertes spielte die Organistin Viviane Damiani-Loriaut gemeinsam mit den Hermannstädter Philharmonikern das Konzert für Orgel und Orchester in F-Dur von Georg Friedrich Händel.

Der andauernde Beifall war ein gebührendes Dankeschön an die Künstler, die sich ihrerseits mit der Wiederholung des letzten Chors „Cum Sancto Spiritu“ erkenntlich zeigten.

Die Komische Oper für Kinder aus Bukarest brachte am 18. September das Ballett „Aschenputtel“ nach Hermannstadt/Sibiu. Der Auftritt von Vincenţiu Ţăranu, Sidonia Nica, Daniel Filipescu, Ioana Damian, Oana Şerban, Mădălina Barbu, die je eine Opernarie sangen, hob diese Vorstellung über das rein Tänzerische hinaus. Als letzte trat die Sopranistin Felicia Filip auf die Bühne und wurde vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen.

Einen besonderen Abend bereiteten dem Hermannstädter Publikum die Pianistin Vasilica Stoiciu-Frunză, der Bassist George-Emil Crăsnaru und der Schauspieler Dorel Vişan. Sie stellten ein Programm mit Opernarien aus den Werken Mozarts, Verdis und Gounods vor. Bereichert wurde der Abend mit den Monologen aus Molière, Goethe und Schiller. Trotz des kalten und verregneten Wetters fanden viele Zuschauer den Weg zum Thalia-Saal und sie wurden nicht enttäuscht.

Das Hermannstädter Publikum wird von klassischer Musik verwöhnt, nicht aber von Opernaufführungen. Wohl deswegen füllte die Vorstellung von Guiseppe Verdis Oper „Ein Maskenball“ am 23. September den großen Saal des Gewerkschaftskulturhauses bis auf den letzten Platz. Die Solisten, der Chor und das Orchester der Nationaloper aus Bukarest verwandelten diesen Abend in ein besonderes Erlebnis. Das Libretto hatte die Ermordung des schwedischen Königs Gustav III. im Jahre 1792 inspiriert.

In der dargebotenen Interpretation wird die Liebesgeschichte des Grafen Richard (Cristian Bălăşescu) zu Amelia (Silvia Sorina Munteanu), der Ehefrau seines Sekretärs und Freundes Renato (Iordache Basalic), erzählt. Um ihre Ehe durch seine Liebe nicht zu gefährden, ernennt der Graf Renato zum Botschafter. Doch dadurch konnte er das heranrückende Unglück nicht mehr aufhalten. Die Vorhersage der Wahrsagerin Ulrica (Andrada Ioana Roşu), der Graf würde bald ermordet, und zwar von demjenigen, der ihm als nächstes die Hand reicht, geht in Erfüllung. Im Sterben liegend, verzeiht der Graf dem Attentäter.

Der bulgarische Regisseur Plamen Kartalov versetzte das Geschehen in eine unbestimmte Zeit und in ein unbenanntes Land, das sowohl Schweden als auch Amerika oder Italien hätte sein können. Ihm ging es um die Idee des Schicksals und der Prädestination. Die Sängerinnen und Sänger bewiesen hohes Niveau. Obwohl das Werk auf Italienisch vorgetragen wurde, verstand man die Grundidee auch ohne Text. Die Arie „Morrò, ma prima in grazia“, in der Amelia ihren wütenden Mann um die letzte Gnade bittet, ihren kleinen Sohn vor dem Tod sehen zu dürfen, ließ bestimmt keinen Zuschauer gleichgültig.

Zwei weitere Vorstellungen erwarten das Publikum bis zum Abschluss des Festivals. Am 29. und 30. September führt die Opernklasse der Universität „Mozarteum“ aus Salzburg (Österreich) die Oper von Wolfgang Amadeus Mozart „Cosi van tutte“ auf. Die Vorstellung beginnt jeweils um 19 Uhr im Thalia-Saal. Am 4. Oktober laden die Sopranistin Elena Moşuc, die Mezzosopranistin Liliana Mettei Ciucă und der Bariton Florin Petre zu einem Abend ebenfalls im Thalia-Saal ein. Im Programm stehen berühmten Arien aus „Traviata“, „Rigoletto“, „Carmen“, „La Bohème“ und „Don Giovanni“.