Wort zum Sonntag: Vom Beruf zur Traumberufung

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Im Matthäusevangelium hören das Brüderpaar Simon und Andreas und danach das andere Brüderpaar Jakobus und Johannes den Aufruf Jesu zu seiner Nachfolge. Sie folgen sofort dieser Berufung zu seiner Nachfolge. Dadurch wird für sie ein entscheidender Lebensberuf – der Apostelberuf.

Jeder Mensch erwählt sich einen Beruf. Er spürt in sich einen Ruf zu einer Tätigkeit, die ihn anspricht, und diese wird dann zu seinem „Beruf“. Sind Neigung und Talent im Menschen harmonisch vereint, dann sagt er: „Ich habe einen Traumberuf!“ Für die vier Apostel wurde ihre Berufung tatsächlich zum Traumberuf.

Es wäre sehr gut, wenn jeder Mensch den Beruf ausüben könnte, zu dem er die nötigen Fähigkeiten besitzt. Unsere Welt würde lebenswerter sein, wenn das Sprichwort Wirklichkeit würde: „Der rechte Mann am rechten Ort!“ Leider ist das oft nicht der Fall. „Fehlberufe“ bringen Unordnung, ja sogar Chaos in die Welt. Darüber beklagte sich schon Friedrich der Große: „Eine Hauptquelle des Elends ist, dass die Menschen nicht an ihrer rechten Stelle sind. Mancher Kaufmann wäre besser ein Pächter, mancher Staatsmann besser ein Stallmeister geworden. Die wenigsten Menschen haben sich ihre Stellung in der Welt gesucht. Geburt oder ein anderer Zufall entscheidet über ihren Stand. Daher gibt es so viele schlechte Schuhmacher, Dichter, Minister und Fürsten!“ Missbrauch eines ehrenwerten Berufes bringt diesen in „Verruf“. Der Politikerberuf ist ein Beispiel dafür.

Soll der erwählte Beruf unser Leben positiv ausfüllen, haben wir die rechte Berufseinstellung nötig, ansonsten wird er ein „Fehlberuf“. Der amerikanische Buchhändler Munsey hatte sich in vierzigjähriger Tätigkeit ein Vermögen von 40 Millionen Dollar erworben. Ein großartiger  „Erfolgsberuf“. Hat ihn das glücklich gemacht? In seinem Testament bekannte er: „Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass mein Leben für mich überhaupt keinen Sinn hatte. Als ich meinen Glauben an die Unsterblichkeit aufgegeben hatte, verlor mein Leben seinen Sinn!“ Das hat der „Lockruf“ des Geldes verursacht.

Da war der französische Physiker, Mathematiker und Begründer der Elektrodynamik Ampere (1775 – 1836) viel klüger. Kurz vor seinem Tod schrieb er: „Arbeite im Geiste des Gebetes, erforsche die Dinge dieser Welt, das gebietet dir die Pflicht deines Standes, aber blicke sie nur mit einem Auge an, damit das andere Auge durch das ewige Licht gefesselt sei. Höre die Weltweisen, aber nur mit einem Ohr, dass das andere bereit sei, die sanften Töne deines himmlischen Freundes aufzunehmen. Schreibe nur mit einer Hand, mit der anderen halte dich an Gott fest. Ohne diese Vorsicht zerbrichst du dir unfehlbar an einem Stein den Kopf. Ich halte mich an das Wort des Apostels Paulus (1 Kor 7,31): „Geht euren Beschäftigungen so nach, dass ihr nicht darin aufgeht!“ Wir sind dann auf dem richtigen Lebensweg, wenn wir unseren Lebensberuf mit dem „Heilsruf“ Gottes in Übereinstimmung bringen.

Halten wir uns stets vor Augen, dass eines Tages der „Abruf“ Gottes von dieser Welt uns trifft. Er soll für uns ein „Retterruf“ werden. Das wird nur möglich sein, wenn wir dem „Mahnruf“ Gottes Gehör schenken. Der berühmte Generalfeldmarschall Helmut von Moltke (1800 – 1891) soll unser Aneiferer sein. Er weilte einmal für einige Tage als Gast in München. Schon am Abend seiner Ankunft packte er seinen Koffer und machte sich reisefertig. Auf die verwunderte Frage seines Gastgebers erwiderte er: „Ich stehe im Dienste meines Kaisers. Es kann jeden Augenblick eine Depesche eintreffen, die mich abruft. Darum muss ich mich für die Abreise ständig bereithalten!“ 

Wir alle stehen im Dienste des höchsten Herrn der Welt. Er kann uns jeden Augenblick von dieser Welt abberufen. Sind wir bereit? Viele Menschen, die noch lange zu leben hoffen, werden tagtäglich durch Unfälle, Katastrophen und plötzlichen Tod „abberufen“. Wann dieser „Abruf“ auch uns erreicht, wissen wir nicht. Halten wir uns dazu ständig bereit. Dazu ermuntert uns auch der Dichter: „Du bist für eine andre Welt, dein Ziel ist nicht auf Erden! Du sollst, wenn einst dein Leben zerfällt, ein Himmelsbürger werden!“

Haben wir erst dieses Ziel erreicht, dann wird unser vergänglicher irdischer Lebensberuf zur ewigen „Traumberufung“ umgewandelt werden.