Vom Feuer der göttlichen Liebe berührt

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Welch ein sonderbarer Gott ist doch unser Gott, der die Herren von Sodom und das Volk von Gomorrha wissen lässt, dass ER ihren Gottesdienst und ihre Opfer nicht riechen und annehmen will. Wir hatten uns doch angewöhnt zu denken, dass bei unserm Gott alle Menschen gleich sind, weil Er alle Menschen liebt. Und nun erfahren wir, dass er diesen Gottesdienst und diese Opfer zurückweist und an unsern Feiertagen keinen Gefallen hat. Der Geruch von Schweinebraten und Wiener Würstchen macht ihm offensichtlich nicht unbedingt Freude, hat ER es doch auch nicht nötig, sich von uns beweihräuchern zu lassen. Alles ist sein, ER ist der HERR, ER hat Himmel und Erde gemacht – wie sollte er da auf unser armseliges Opfer angewiesen sein. Auch sollen wir uns nicht in Äußerlichkeiten verrennen. Wer glaubt, allein mit der Absolvierung eines religiösen Pflichtprogramms irgendwelche Pluspunkte sammeln zu können, liegt bei IHM ganz sicher falsch. 

Der Seufzer des staatlichen Zolleintreibers: „HERR, sei mir Sünder gnädig!“ dagegen ist aufrichtig und ehrlich. Nichts anderes sagt Petrus bei seiner ersten Berufung zum Jünger und Schüler Jesu: „Herr, geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch!“ Sicher war diese Berufung für Petrus keine Garantie des ewigen Heils. Kurz nachdem er mit Worten den rechten Glauben bekannt hatte, musste er erkennen, dass ihm noch Entscheidendes fehlte. Denn er hatte noch nicht erfasst und verstanden, dass Jesu Weg nach Jerusalem ans Kreuz von Golgatha führte, und dass Jesu Kreuz und seine Auferstehung nach drei Tagen ganz eng zusammengehören. Bei seiner erneuten Berufung zum Apostel hatte Petrus gerade die Schule der Buße, Reue und Umkehr hinter sich: Weil Jesus den Sinnes- und Geisteswandel des Petrus sah, der echt und aufrichtig war, deshalb gab es einen Neuanfang mit ihm. Johannes der Täufer, aber auch unser HERR Jesus Christus beginnen ihre Tätigkeit mit der Ansage: „Tut Buße, kehrt um, ändert euren Sinn, ändert, bearbeitet euren Geist, denn das Reich Gottes, das Königtum Gottes, ist nahe herbeigekommen.“

Der Prophet Jesaja aber hat ganz Ähnliches erfahren und erlebt, was damit gemeint ist. Er kommt in den Tempel, schaut den himmlischen Gottesdienst und erschrickt, weil er angesichts der unaussprechlichen Herrlichkeit dort seine eigene Sündhaftigkeit erkennt: „Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen eigenen Augen.“ Wenn nun sogar der Prophet Jesaja angesichts der göttlichen Majestät und Herrlichkeit erschrickt, was sollen wir dann sagen, die wir ganz normale, einfache sterbliche Menschen sind?

Nun nimmt die Geschichte bei Jesaja eine ganz bestimmte Wendung, die auch für uns heute bedeutsam ist. Denn es kommt einer der Serafim vom Altar mit einer glühenden Kohle in der Hand, berührt damit die Lippen Jesajas und der Prophet wird frei von dem Schmutz, der ihn bedrängt und belastet. Gott selbst ergreift die Initiative und reißt uns heraus aus dem Verhängnis, in das uns eigene und fremde Schuld gestürzt hat. Deswegen feiern wir Weihnachten, weil Gott Mensch wurde, damit wir wieder in Verbindung mit IHM kommen. Der Advent ist eine erste Phase der Vorbereitung dafür. Tatsächlich soll das ganze Kirchenjahr uns dabei helfen, indem wir einfach am Leben der Kirche teilnehmen und die von Gott angebotenen Hilfsmittel nutzen. Diese Hilfsmittel hat Gott nicht zufällig ausgewählt, sondern ganz bewusst eingesetzt. Wir könnten viel darüber sagen. Die Frage ist, ob wir das wollen. Jesaja, Jeremia, Ezechiel sind ebenso wie viele andere echte Propheten und auch die heiligen Apostel vom Feuer der göttlichen Liebe berührt worden und konnten nicht mehr zurück. Auf ihrem Antlitz leuchtete ein anderes Licht, das uns eine andere Hoffnung, eine andere Zuflucht und einen anderen Schutz gibt. Da beginnt etwas Neues, das die gewohnten Kategorien sprengt: Gott mit uns.