Vom Opfer bis zur Hoffnung

Mihai Ţopescu: Plastik, Installation, Video

Mihai Ţopescu: „Hoffend I, II“
Foto: Zoltán Pázmány

Die steinerne Treppe heruntersteigend, an weiß aus der Wand herausgestreckten bittenden Gipshänden rechts entlang, und an einem weißen Tuchband, das sich von der Mitte der Treppe herunterschlängelt, vorbeigehend, gelangt der Besucher in die halbdunkle Galerie „Subterana“. Die Hände bilden die Installation „Hoffend“ des Künstlers Mihai Ţopescu aus Târgu Jiu – eher als Glaskünstler bekannt – der bis am 6. März die Ausstellung „Vom Opfer bis zur Hoffnung“ in der unterirdischen Galerie im Haus der Künste des Kulturamtes des Kreises Temesch zeigt. Ausgestellt sind keine Glasexponate, sondern Plastiken, Installationen und drei Videos. Fasziniert von diesen Räumlichkeiten – ideal für seine Arbeiten, so Mihai Ţopescu –, die er während der ersten Biennale für zeitgenössische Kunst „Art Encounters“ in Temeswar im Herbst 2015 entdeckte, konzipierte er sein Kunstprojekt.

Vom oberen Teil der Treppe herunterblickend, wie aus einem tiefen Abgrund, offenbart sich das zweite Werk: eine Hand, aus einem Spiegel gewachsen, führt einen langen dünnen Stab, daneben zwei Füße – alles Bronze und Spiegel. „Woher wir kommen, wohin wir gehen!“ heißt die Arbeit. Die einzigen Spots in der Galerie sind auf die Kunstwerke orientiert, zumeist Bronzeplastiken: Hände, die sich an einer Schüssel klammern, zum Steingewölbe hochragende Hände mit schweren Bronzestricken um die Gelenke gewickelt, hängende Arme und mehrere Häupter in Bronzeschüsseln oder, wie Opfer, auf viereckigen Sockeln, die an deren ursprüngliche Funktion erinnern: die Altäre für Tier- und Menschenopfer früher Kulturen. Gesichter, teilweise oder ganz mit Nägelschichten bedeckt. Nägel, Sinnbild des Schmerzens. Ein anderer Kopf, in Stacheldraht gewickelt. Sie erinnern an Opfer, Schmerz und nicht zuletzt an die christliche Hoffnung. Ein deutlicher Hinweis dazu auch die Namen der Werke.

Die Arbeiten selbst sowie ihre Titel könnten auf eine spirituelle Dimension hinweisen, trotzdem wehrt der Künstler entschlossen davon ab: es sei lediglich das Opfer des Künstlers damit gemeint. Drei Hauptthemen haben Mihai Ţopescu im Laufe seiner Schaffenszeit beschäftigt: Opfer, Hoffnung, Aufstieg, letzterem wird er sich von nun an widmen.

Die drei Videos des Künstler: „Sacrifice“ –  das Opfer durch Eis, „Sacriface“ – das Opfer des Gesichts, das wie Sand zerrinnt, und „Sacrifire“ – das Porträt des Künstlers, das zu Asche verbrennt. Alle fünf Grundelemente –  Metall, Holz, Erde, Feuer, Wasser – finden sich hier wieder. Symbol der Erde: die Steinwände und -gewölbe. Mit Opfer ist auch der Verzicht auf das eigene Glaskunstatelier vor vier Jahren gemeint.

Der 1956 in Ţicleni-Gorj geborene Mihai Ţopescu hat das „Ion Andreescu“-Kunstinstitut in Klausenburg, Fachbereich: Glas, absolviert. Der Aufenthalt an der Kunstakademie Baden in Wien 1985 bezeichnet er als seinen zweiten Hochschulbesuch, da er damals mit weltberühmten Glaskünstlern wie Harvey Littleton oder Dale Chihuly zusammenarbeiten durfte.

Ţopescu stellte in Rumänien, Italien, Deutschland, Dänemark und in Tschechien aus. In Deutschland zeigte er seine Werke in Düsseldorf, Aachen und Frankfurt. Besonders stolz darauf ist er, dass das Glasmuseum in Düsseldorf sein „Porträt eines Mädchens mit grünem Kopfband“ erstand.