Vom Wassermühlenreichtum des Banater Berglands

Inventur der Wassermühlen im Südbanat beendet

Nach viermonatiger Arbeit mehrerer Dutzend Volontäre, die vom Verein „Acasă în Banat“ (Zuhause im Banat) mobilisiert und koordiniert wurden und die den Kreisrat Karasch-Severin als Partner gewonnen hatten, haben das Ehepaar Nicoleta und Radu Trifan, die Führung des Vereins, im Kreisratsgebäude in Reschitza ihre Ergebnisse vorgestellt: Noch gibt es im Banater Bergland 243 Wassermühlen. Laut einer Statistik des Hermannstädter Volkskundemuseums „Astra“ gab es im Banater Bergland 1957 (dem Jahr der letzten mulinologischen Zählung) insgesamt 608 Wassermühlen – damals rund zehn Prozent aller Wassermühlen Rumäniens. Heute stellen die 243 identifizierten und registrierten Wassermühlen des Banater Berglands mehr als die Hälfte aller noch bekannten Wassermühlen Rumäniens dar, unterstreichen die Initiatoren des Projekts.

Das Projekt derer, die sich „Zuhause im Banat“ nennen, trug den Titel „Land der Wassermühlen“ (Țara morilor de apă) und ist zu 50 Prozent (schäbige 9969 Lei) vom Kreisrat Karasch-Severin finanziert worden. Den Rest hatte der Verein selber aufgebracht, hauptsächlich aus Spenden. Besucht haben die Volontäre mehr als 100 Ortschaften des Banater Berglands und dabei zu Fuß schätzungsweise 10.000 Kilometer zurückgelegt, umriss Radu Trifan auf der Pressekonferenz die Dimensionen des Projekts und die Arbeit der Volontäre. Im Tagungssaal des Kreisrats Karasch-Severin stellte „Zuhause im Banat“ im Beisein des Ex-Vizepräsidenten des Kreisrats und gegenwärtigen Kreisratsberaters Ilie Iova seine Resultate vor.

Einige summarische Details zum Ergebnis der Wassermühlenzählung 2019: 82 Wassermühlen werden im Banater Bergland noch aktiv genutzt, vor allem für das Schroten von Mais zur Viehfütterung, aber auch zur Herstellung für Mehl zum Brotbacken (Maisbrot, bis Mitte der 1920er Jahre die Grundlage der bäuerlichen Ernährung auch im Banat, ist heute zu einem Brot für festliche Anlässe geworden). Dies insbesondere im Tal des Rudăria-Bachs, Gemeinde Eftimie Murgu/Rudăria und in der Großgemeinde Cornereva mit ihren fast 40 Weilern. 47 Wassermühlen sind noch intakt, befinden sich aber in Konservierung. Sie könnten jederzeit genutzt werden (und es gäbe nach wie vor Interessenten zu ihrer Nutzung), wenn ausreichend Wasser dazu vorhanden wäre oder wenn es noch ein fließendes Gewässer gäbe, das für sie angezapft oder umgeleitet werden kann.

114 der registrierten Wassermühlen sind kaputt oder bereits inkomplett oder ruiniert, stehen aber noch am ursprünglichen Nutzungsort. Was kaum jemand weiß: Auch auf dem Gebiet von Reschitza gibt es drei (ungenutzte) Wassermühlen: die später zur „Dampfmühle“ umgebaute Juracek-Mühle im Stawillaner-Viertel (heute ein Komplex von Sozialwohnungen mit allen dazugehörigen Problemen und Zerstörungstendenzen), die Mustăcilă-Mühle an der Bersau vor Moniom – an der die DN 58 Temeswar - Reschitza vorbeiführt, gegenüber vom ehemaligen Schlachthaus und neben dem rumänischen Autoregister RAR – und die längst stillgelegte Mühle von Cuptoare, auf deren Eingangstür „1860“ eingeschnitzt ist. Radu Trifan: „Ich habe mich mit dem Rathaus Reschitza in Verbindung gesetzt und ihnen von der Mustăcilă-Mühle erzählt. Sie zeigten sich sehr interessiert. Ich glaube, ich habe ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt! Hoffen wir nun, dass mit dieser Mühle etwas Konstruktives geschieht…“ Es muss ja nicht immer gleich die Industrieseilbahn sein, könnte man hinzufügen.

Zu den 47 in Konservierung befindlichen Wassermühlen erklärte das Ehepaar Trifan (Nicoleta Trifan war früher Sprecherin des „Traian Vuia“-Flughafens Temeswar, Radu Trifan war Designer; beide haben ihre Posten aufgegeben und beschäftigen sich ausschließlich mit dem Verein „Zuhause im Banat“), dass ein Teil nicht in Betrieb gesetzt werden kann, weil die immer trockeneren Jahre die Wasserführung mancher Bäche extrem reduziert haben, manche sind heute ausgetrocknet. Andere liegen wegen der immer häufigeren Sturzfluten nach Wolkenbrüchen, die Wasserläufe verändern, heute nicht mehr an einem fließenden Gewässer. Ihre Wiederinbetriebnahme setzt meist schwierig zu bewältigende Um- und Ableitungen von Wasserläufen voraus, für welche die oft überalterte oder zahlenmäßig geringe Zahl der Nutzer nicht mehr die nötige Kraft aufbringen kann. Natürlich stellt auch das Überangebot des Handels an diversen Mehlsorten eine kaum übersehbare Konkurrenz für die kleinen Wassermühlen des zunehmend entvölkerten ländlichen Raums dar.

Die meisten Wassermühlen stehen in der bis noch vor einigen Jahren nahezu autark funktionierenden flächengrößten Gemeinde Rumäniens, Cornereva (32 Wassermühlen), gefolgt vom für seine Wassermühlen bekannten „Mühlental“, dem Tal des Rudăria-Bachs, oberhalb, mitten in der Ortschaft und unterhalb der Gemeinde Eftimie Murgu (22 Wassermühlen). Konzentrationen von kleinen Wassermühlen gibt es auch im Raum der Tschechengemeinden Sichevița und Gernik/Gârnic sowie in den Serbengemeinden im Donauengpass (vor allem Ljubkova/Liubcova und Berzasca), im Almasch-Tal (Șopotu Nou, Lăpușnicul Mare), in Topletz, Vrani, Berzovia und Turnu Ruieni.

Eines der Wunschziele des Vereins „Acasă în Banat“ ist es, dass die Bewohner der Ortschaften, wo Wassermühlen stehen, sich deren Wert und Attraktivität bewusst werden und beginnen, diese oft bis zu 200 Jahre alten Einrichtungen touristisch zu nutzen. Der erste, der internationales Interesse für die Mahlanlagen des Südbanats geweckt hat, war (der inzwischen verstorbene) Dr. Valeriu Leu vom Museum des Banater Montangebiets, der in den 1980er Jahren zusammen mit dem Hermannstädter „Astra“-Volkskundemuseum eine Tagung der Internationalen Mulinologischen Gesellschaft im Banater Bergland organisierte und die internationale Forschergemeinschaft zu einigen Wassermühlen im Almascher Land führte.