Wie „Die Simpsons“ die Zukunft vorhergesagt haben

Langlebigste US-amerikanische Zeichentrickserie ist 32 Jahre alt

Eine der beliebtesten Serien aller Zeiten: die Simpsons.

Lisa Simpson wird 2030 US-Präsidentin und folgt Donald Trump im Amt.

Spekulation oder tatsächliche Zukunftsvorhersage? Das „9/11“ auf dem Prospekt ist deutlich erkennbar.

Die Magier Siegfried und Roy wurden in einer Simpsons-Folge von ihrem weißen Tiger attackiert. Wenige Jahre später ereignete sich das tatsächlich.

„Die Simpsooons“: Liebhaber der US-amerikanischen Zeichentrickserie haben diese beiden Worte nicht einfach nur im Gedanken gelesen, sondern laut gesungen. Die von Matt Groening geschaffene Serie ist mit ihren 30 Staffeln und mehr als 600 Folgen die am längsten laufende US-Zeichentrickserie und auch in Europa sehr beliebt. Ihre Anfänge reichen in das Jahr 1987 zurück, als der Sender FOX erstmals die gelben Gestalten in die Häuser der Zuschauer gebracht hat. Genauer gesagt: Es war der 19. April 1987. Mehr als 32 Jahre ist es also her, seitdem die amerikanische Familie gebildet aus den Eltern Homer und Marge sowie den Kindern Bart, Lisa und Maggie ihre Fans auf der ganzen Welt begeistert. 

Mittlerweile haben die Simpsons einen Kult-Status erreicht. Fans der Serie sind mit den Simpsons großgeworden und sehen sich die Episoden weiterhin mit großem Vergnügen an. Die messerscharfe Analyse der amerikanischen Wirklichkeit, die hellseherischen Fähigkeiten der Macher, die harte Kritik an der US-Politik, aber auch der Humor, der in den Episoden steckt, lassen „Die Simpsons“ zu einer Zeichentrickserie wie keine andere werden. Besonders interessant sind die vielen Zukunftsvorhersagen, allen voran jene, in der ein ambitionierter und frauenfeindlicher Immobilienunternehmer zum US-Präsidenten gewählt wird.

Eine Fotoserie macht seit einigen Jahren die Runde in den sozialen Netzwerken. Darin ging es darum, wie die Simpsons die Zukunft vorhergesagt haben. Einige der Bilder sind tatsächlich überraschend wahr, andere wiederum entpuppten sich mittler-weile als „Fake News“. So auch das Bild von US-Präsident Donald Trump, auf dem er gemeinsam mit dem ägyptischen Staatschef Abdel-Fattah al-Sisi und dem saudi-arabischen König Salman vor einer leuchtenden Kugel steht. Darunter steht geschrieben, dass das Bild bereits vor 15 Jahren in einer „Simpsons“-Folge aufgetaucht sei. Natürlich stimmt das nicht! Das Bild erschien Ende Mai 2017 in einem Trailer, der also nach dem Saudi-Arabien-Besuch Donald Trumps entstand. 

Dennoch gibt es auch verblüffende Momente, in denen „Die Simpsons“ die Zukunft tatsächlich vorhergesagt haben. Bereits im Jahr 2000 war der amtierende US-Präsident Donald Trump (am 20. Januar 2017 zum Präsidenten gewählt) in einer Simpsons-Folge als Staatspräsident der Vereinigten Staaten erschienen. „Barts Blick in die Zukunft“ nennt sich die Episode, in der Lisa Simpson im Jahr 2030 die Präsidentschaft der USA eben von jenem Donald Trump mit orange-gelbem Haar übernimmt, nachdem dieser das Land komplett in die Krise gesteuert hatte. 

Unter dem Titel „Europe puts Greece on eBay“ sorgt ein Ausschnitt aus einer Simpsons-Episode aus dem Jahr 2013 für eine andere gelungene Zukunftsvorhersage. Zwar hatte die Wirtschaftskrise Europa damals schon längst eingeholt, dennoch war von einer Finanzkrise Griechenlands noch nichts in Sicht. „Die Simpsons“ tippten also auch damals richtig, denn drei Jahre später wurde aus der Prophezeiung Wirklichkeit und Griechenland erlebte sein wirtschaftliches Tief. 
In der Folge „Vom Teufel besessen“ aus dem Jahr 1993 erscheinen die beiden deutsch-amerikanischen Magier Siegfried und Roy, die weltweit wegen ihren Auftritten mit weißen Löwen und weißen Tigern bekannt waren. In eben dieser Folge wird Roy von seinem Tiger, der durchgedreht ist, attackiert. Zehn Jahre später geschieht dies tatsächlich und der Magier erleidet schwere Wunden. 

Schon 1998 soll Familienvater Homer Simpson die Gleichung für die Masse des Higgs-Boson auf die Tafel geschrieben haben. 12 Jahre später entdeckten Wissenschaftler aus Genf das Elementarteilchen und den wichtigen Baustein der Physik, Higgs-Boson genannt. Zu den klugen Köpfen, die „Die Simpsons“ erstellen, gehören auch einige Mathematiker – die Serie sei, so Simon Singh, der Autor des Buchs „The Simpsons and their Mathematical Secrets“, die wohl mathematischste Show in der Geschichte der Prime-Time-Television. 

So unglaublich das auch sein mag: 1995 erschien eine Simpsons-Episode, die sich in der Zukunft ereignete. Lisa Simpsons, das kluge Köpfchen der Familie, reist in dieser Folge nach London. Auf einem der Bilder erscheint neben der „Tower Bridge“ ein riesiger Wolkenkratzer. Es bedurfte 14 Jahre, damit der Wolkenkratzer tatsächlich dort gebaut wird. Heute ist „The Shard“ ein Emblem der britischen Hauptstadt.
Marge Simpson, die Simpson-Mutter, war schon immer ein großer Beatles-Fan gewesen. In einer Folge aus dem Jahr 1991 bekommt Marge eine Antwort auf einen vor Jahrzehnten an Ringo Starr verschickten Brief. 2013 ereignete sich ein ähnlicher Vorfall in der Wirklichkeit: Zwei Beatles-Fans aus Essex erhielten eine Antwort von Paul McCartney auf eine Fanpost, die 50 Jahre zuvor verschickt worden war. 
In einer anderen Simpsons-Geschichte fängt Bart einen dreiäugigen Fisch in einem Teich in unmittelbarer Nähe des Atomkraftwerks von Springfield, in dem auch Homer Simpson als Sicherheitsinspektor tätig ist. Zehn Jahre nach dieser Episode wird ein solcher Fisch tatsächlich in einem argentinischen Teich in der Nähe eines Kernkraftwerks gefangen. 

Es mag eher ein Zufall gewesen sein: In der Folge „Homer und New York“, die 1997 gesendet wurde, hält Bart ein Prospekt in der Hand, in dem eine Busfahrt zum Preis von 9 Dollar angeboten wird. Gleich daneben stehen die „Twin Towers“. Blickt man genauer hin, so ergibt die Zahl 9 und die Silhouetten der „Twin Towers“ „9/11“. Haben die Simpsons tatsächlich den Terroranschlag auf das „World Trade Center“ 2001 vorhergesagt?
Der Landwirtschafts-Simulator, die Simulationsspiel-Reihe des unabhängigen Entwicklers „Giants Software“ aus Zürich, ist das erfolgreichste Schweizer Computerspiel und seit seiner Gründung 2008 weltweit beliebt. An „Farmville“ kamen Facebook-Nutzer vor allem in den Anfangsjahren des sozialen Netzwerks kaum vorbei. Den Spaß an der virtuellen Gartenarbeit hatten „Die Simpsons“ bereits 1997 vorhergesagt, als sie den „Yard Work Simulator“ produzierten.      
Proteste wegen Obszönität: In einer Simpsons-Folge regen sich die Einwohner von Springfield heftig auf, nachdem Michelangelos Bildhauerei „David“ in der Kleinstadt ausgestellt werden soll. 2016 gingen die Russen ebenfalls auf die Barrikaden, als eine Kopie des „David“ in Sankt Petersburg ausgestellt wurde. 
Im Jahr 2013 flog ein großer Skandal in Europa auf, als nachgewiesen werden konnte, dass in als Rindfleisch gekennzeichneten Produkten Pferdefleisch steckte. 20 Jahre zuvor hatten die Simpsons in der Episode „Freund oder Feind“ darüber berichtet, wie Pferdefleisch heimlich und illegal in das Schulkantinenessen hineingeschmuggelt wurde.

Um Politik geht es ziemlich oft bei den Simpsons. „Der Tod kommt dreimal“ heißt die Folge aus der 20. Staffel, in der Homer Simpson wählen gehen möchte, allerdings einige Probleme beim Wahlautomaten auftauchen. Vier Jahre später wird diese Vorhersage zur Wirklichkeit, als bei der Wahl zum US-Präsidenten defekte Wahlautomaten auftauchen, die die Stimmen falsch auswerten.
„Fake News“ gibt es dennoch: Eine dieser Nachrichten, die im Internet kreiste, berichtete darüber, dass „Die Simpsons“ die Sommer-Attraktion 2016 „Pokémon Go“ vorhergesagt hätten. Dies stimmt jedoch nicht. Das Bild, das Pikachu auf einem Smartphone zeigt, wurde nachträglich bearbeitet. In der Originalfassung erschien nämlich kein Handy.

Heute gehören „Die Simpsons“ zum TV-Bestand von 20th Century Fox, der dem Disney-Konzern einverleibt wird. Zwei weitere Staffeln – die 31. und die 32. – sollen gewiss noch entstehen. Ob damit der langlebigsten US-Zeichentrickserie der Schlussstrich gesetzt wird, ist momentan unsicher. Möglich ist es aber, denn schon seit langer Zeit schreibt FOX Verluste mit dieser Serie.