Wie schreibt man gute Krimis?

Bernhard Spring las aus „Die verschwundene Gräfin“

Bernhard Spring las aus seinem Krimi „Die verschwundene Gräfin“
Foto: der Verfasser

Der deutsche Nachwuchsautor Bernhard Spring (Jahrgang 1983) begann seine vom Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm geförderte Lesereise in Rumänien am 22. Februar mit einem Auftritt in Kronstadt. Im Festsaal des Deutschen Kreisforums wurde er von dessen Vorsitzenden Wolfgang Wittstock begrüßt und vorgestellt.
Spring schilderte den historischen Kontext in dem sich 1855 das mysteriöse Verschwinden einer Gräfin in einer homöopathischen Kuranstalt in Köthen ereignete - der Ausgangspunkt der Handlung im historischen Krimi „Die verschwundene Gräfin“. Der nun schon in seinem Lebensabend befindliche Dichter Joseph von Eichendorff geht diesem Ereignis nach, wie schon der junge Eichendorff im Falle des Doppelmordes aus „Die Folgen einer Landpartie“ – dem ersten Krimi von Bernhard Spring (erschienen 2010 im Mitteldeutschen Verlag, Halle).

Die leider für ein Treffen mit einem preisgekrönten jungen deutschen Autor (Spring erhielt 2008 den Literaturpreis des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt) in zu geringer Zahl anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer waren sofort angetan, sowohl von der spannenden Story an und für sich, als auch von der Auswahl und dem Vorlesen der Textpassagen. Bernhard Spring ist wohl bei seiner ersten Auslands-Lesereise aber man merkte sofort, dass er in seiner Heimat in dieser Hinsicht schon seine Erfahrungen sammeln konnte. Von Lesereisen könne in Deutschland ein Schriftsteller sein Lebensunterhalt gut aufbessern, da allein der Bücherverkauf für die meisten Autoren unzureichend sei, sagte Spring. Er selbst lebt nicht ausschließlich vom Schreiben (unter anderem als freier Mitarbeiter auch für die ADZ), sondern ist auch wissenschaftlicher Forscher am „Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

In dem der Lesung folgenden Gespräch wollten vor allem ältere Zuhörerinnen, die sich als Krimi-Liebhaberinnen entpuppten, selbstverständlich erfahren, wer letztendlich der Mörder der Gräfin sei. Das wurde nicht verraten und kann auch nicht auf der letzten Seite des Krimis gelesen werden. So bleibt der Lesespaß erhalten für jene, die anschließend den Roman (wie auch den ersten Eichendorff-Krimi) zu einem günstigen Preis kaufen konnten. Beide Bücher können übrigens bei der Forumsbibliothek ausgeliehen werden, da je ein Exemplar vom Verfasser dem Kronstädter Forum gespendet wurde.

Dafür beschrieb Spring, wie es um diese historischen Regionalkrimis stünde. Die Story sei pure Fiktion, wobei sich aber solche oder ähnliche Verbrechen durchaus in der damaligen Zeit zugetragen haben könnten, wie das die Recherche, zum Beispiel die Lektüre der damaligen Zeitungen, belege. Die beiden Krimis spielen in einem zeitgeschichtlichen Rahmen, dessen ausführliche und lebendige Schilderung eine komplexe Dokumentation und die aufmerksame Lektüre von Eichendorffs Tagebuchaufzeichnungen und Korrespondenz abverlangte. Auch wenn ein Krimi als Genre der unterhaltenden Literatur zugerechnet werde, benötige es einer ausgefeilten Technik um Spannung und Überraschung zu gestalten, den Leser auf die vermeintliche richtige Spur zu bringen oder eine Wende herbeizuführen, die nicht forciert sondern logisch vertretbar ist. Da müsse man praktisch zweimal denselben Krimi schreiben oder im Kopf haben, sagte Spring – sowohl von der Chronologie der Handlung her als auch vom dramaturgischen Ablauf der die Leseperspektive berücksichtigt.