„Wir möchten Leute mittleren Alters für die Forumstätigkeit gewinnen“

Gespräch mit dem DFDA-Vorsitzenden Michael Szellner

Michael Szellner, hier bei der 290-Jahr-Feier der deutschen Schule aus Arad, leitet für weitere zwei Jahre das Demokratische Forum der Deutschen in Arad.
Foto: Zoltán Pázmány

Das Deutsche Forum in Arad hielt am 22. April seine Mitgliederversammlung ab. Einberufen wurde die Sitzung ursprünglich für den 18. März. Da aber am selben Tag das Banater Regionalforum seine Vertreterversammlung abhielt und mehrere Mitglieder hierfür nach Temeswar reisten, musste der Arader Vorsitzende einen neuen Termin aussuchen und eine zweite Einberufung machen. 14 Mitglieder der Organisation antworteten darauf und kamen beim Forumssitz im Stadtzentrum zusammen. Da es dabei um die bereits zweite Einberufung ging, war die Mitgliederversammlung, unabhängig von der Teilnehmerzahl, beschlussfähig. Die Tagesordnung umfasste die Berichte der verschiedenen Ressorts, die Entlastung des Vorstandes durch die Mitgliederversammlung und die Wahl eines neuen Vorstandes. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Michael Szellner wieder gewählt. (die ADZ berichtete) Unter „Allwertiges“ wurde die Beteiligung des Forums an den diesjährigen Kommunalwahlen angesprochen. In Arad selbst tritt das Deutsche Forum auf Stadt- und Kreisebene nicht an. Einzelne Gemeinschaftsmitglieder treten in anderen Ortschaften des Kreises auf Listen verschiedener Parteien ohne Unterstützung des Deutschen Forums an. Das Ortsforum Sanktanna reichte eine eigene komplette Kandidatenliste inklusive Bürgermeisterkandidat für die Arader Kleinstadt ein. Listenführer ist Claudius Höniges. Nach der Mitgliederversammlung führte Adrian Ardelean ein Interview mit dem Vorsitzenden des Arader Deutschen Forums, Michael Szellner.

 

Sie wurden erneut für weitere zwei Jahre in Ihrem Amt als Vorsitzender des Arader Deutschen Forums bestätigt. Was nehmen Sie sich für diese Zeitspanne vor?

Ich möchte die Projekte weiterführen, die wir begonnen haben und die auch einen Feuilleton-Charakter haben, die Jahr für Jahr aufs Neue aufgerollt werden, wie unsere Brauchtumsfeste, die Herausgabe von Büchern, aber desgleichen haben wir auch größere Projekte in Angriff genommen; wir wollen und wir müssten eigentlich die Garderobe unserer Trachtenjugend erneuern, weil der Verschleiß sehr groß ist. Wir werden weiterhin Trachten anfertigen lassen, desgleichen wollen wir unsere Logistik aufbessern, wir möchten auch passende Lagerungsmöglichkeiten, also Schränke dafür haben, weil das recht empfindliche Kleidungsstücke sind, die wollen gut gepflegt und aufbewahrt werden. Wir haben vor, unsere Sozialleistungen ein bisschen umzugestalten, wir möchten wieder Leute mittleren Alters, jüngere Erwachsene, die vielleicht früher als Kinder bei uns mitgemacht haben, dazu gewinnen, dass sie zur Forumstätigkeit kommen und sich selber als Freiwillige, als Helfer in die Belange unserer Gemeinschaft einbinden.

 

Das Arader Forum ist einerseits das Ortsforum für die Stadt Arad und andererseits übernimmt es die Aufgaben eines Kreisforums. Wie ist die Lage zur Zeit im Kreis Arad, wo gibt es noch kleinere deutsche Ortsforen?

Es gibt wirklich noch in einigen Ortschaften die Foren, andere sind im Laufe der Zeit eingegangen. Aktiv sind noch die Foren in Semlak, der Vorsitzende und evangelische Pfarrer Walter Sinn ist dort die Lokomotive, der mit seinen freiwilligen Helfern, mit den Leuten, die sich noch einbinden wollen, dort mitmachen. Dann haben wir das Forum in Sanktanna, die Ortschaft ist zur Stadt hochgerückt und da gibt es noch eine recht rege Forumstätigkeit. In Glogowatz/Vladimirescu ist, nach einer Pause von zirka zehn Jahren, mit einer neuen Generation von Jugendlichen erneut ein Forum zu verzeichnen. Hier gibt es noch um die 60 Deutsche und der Vorstand kümmert sich um deren Belange. Wir haben auch in Pankota eine Tätigkeit zu verzeichnen - die waren für einige Jahre zurück gestellt und wachen langsam wieder zum Leben auf. Wir freuen uns ganz besonders darüber, dass vielleicht ein neues Forum entstehen wird, das es früher dar nicht gegeben hat, und zwar in der Gemeinde Hellburg/[iria, dem Geburtsort von Otto Grefner. Hier leben einige junge Rentnerinnen, die sich der Sache angenommen haben und die möchten dann die Forumstätigkeit aufleben lassen. Es gibt auch Kinder und Jugendliche, die schon mitmachen und wir wollen sehen, wie sich das entwickelt.

 

Wie viele Mitglieder zählt das Arader Ortsforum?

In der Stadt haben wir noch etliche Hundert Mitglieder, davon sind um die 60 Prozent schon in fortgeschrittenem Alter, Senioren, kurz vor 70, um die 70 und auch über 80 und die auch auf die 90 zugehen, wir haben also ziemlich viele Alten in unserem Forum und weniger Leute mittleren Alters. Dafür kommt eine Welle von Kindern und Jugendlichen, die eben in ein paar Jahren unser Geschick weiter tragen werden wollen oder müssen - das entscheiden sie selber. Die mittlere Schicht, Leute, die beim Forum eingebunden sind, schätze ich auf 50 bis 100 Personen ein, aber bei unseren Tätigkeiten sind sie ja nicht alle präsent. Wenn es große Volksfeste gibt, dann sind sie eben zwischen 50 und 100, viele Senioren und dann eben die Kinder, die wir haben. Dr. Karl Singer, der Statistiker war, hat vor Jahren vorausgerechnet, was mit unserer Gemeinschaft geschehen wird. Fast auf Dezimalstellen genau hat er das getroffen, es ist tatsächlich so eingetreten und wir wissen auch, was wir unternehmen müssen, um unsere Existenz zu sichern.

 

Und was wäre das?

Eben das, was wir schon angefangen haben, zu tun: Die Kinder und die Jugendlichen aufzubauen und zu akzeptieren, dass sie am Anfang ihrer Karriere bzw. während des Studiums für etliche Jahre aus der Gemeinschaftstätigkeit fehlen. Das sind sicher vier-fünf Jahre Studium, plus wenn sie vielleicht dann eine Familie gründen und Kinder bekommen. Es gibt also ein Fenster von acht bis zehn Jahren nach dem Beenden der Schule, wo sie verschwinden und später genauso schlagartig wieder erscheinen werden. Meistens bringen sie dann ihre Kinder auch zu den Vorbereitungen für die Kirchweihjugend und die sind ja goldig, wenn sie als Drei- oder Vierjährige in Tracht erscheinen und im Sonnenschein der Straße entlang spazieren. Das ist uns schon öfter wiederfahren. Die Kinder sind inzwischen im jugendlichen Alter und das Leben nimmt seinen Lauf.