Wort zum Sonntag: Das geistige Herz der Menschheit

Als Maria und Josef mit dem kleinen Jesuskind den Tempel zu Jerusalem betraten, begegnete ihnen der vom Geiste Gottes erleuchtete Greis Simeon. Dieser weissagte über das Kind: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden!“ Diese Weissagung ging dreißig Jahre später, als Jesus zu lehren begann, in Erfüllung. Viele Menschen umdrängten ihn, um das Wort Gottes zu hören, und glaubten seiner Heilsbotschaft. Viele andere begannen ihn zu hassen. Warum? Tat er ihnen etwas Böses an? Nein. Jesus gab selbst die Erklärung dazu, als er ein Gespräch mit dem Ratsherrn Nikodemus führte: „Das Licht kam in die Welt und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht!“

Zwischen Christus und seinen Gegnern ist ein unüberbrückbarer Gegensatz wie zwischen Tag und Nacht. Jeder einzelne Mensch muss sich entscheiden, entweder für das Licht oder für die Finsternis, für Christus oder gegen ihn. Dieser Zwiespalt kann auch in die innigste Menschengemeinschaft, in die Familie hineinreichen. Darum sagt Christus: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen. Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei.“ Damit will er sagen: Es kann keinen „faulen Frieden“ zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen seiner Heilsbotschaft und den gottwidrigen Ideologien sündiger Menschen geben. Seine Botschaft entzündet in den Menschenherzen entweder Liebe oder Hass. Das zeigt uns die Geschichte. Keine andere Religion wurde und wird auf Erden so verfolgt wie das Christentum. Würde es nicht den Alleinanspruch auf die Heilswahrheit erheben, ließe man es in Ruhe. Aber es würde sich selbst und Christus verleugnen, wenn es den Alleinanspruch auf die Heilswahrheit aufgeben würde. Christus hat unmissverständlich erklärt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“ Das wagte noch kein anderer Religionsstifter und kein Philosoph von sich zu behaupten. Und Heilswahrheit kann es nur eine geben.

Wie gehen nun die Menschen, „die die Finsternis mehr lieben als die Wahrheit“ damit um? Der Dichter Ambrosius Schupp hat diese Einstellung in den Vers gegossen: „Weißt du, was die Welt von der Wahrheit hält? Schau aufs Kreuz, es wird dir’s sagen, denn da hängt sie angeschlagen!“ Wem die vernünftigen Argumente ausgehen, der greift zur Gewalt. Kann man die Wahrheit nicht mit dem Munde töten, versucht man es mit der gewalttätigen Hand. So war es auf der Welt, seit Christus erschienen ist, und so wird es bleiben, so lange der letzte Christ auf Erden lebt.

Eines muss uns klar sein: Wir selber können aus eigener Kraft die Wahrheit nicht finden. Ein Vergleich soll uns das erläutern. Du stehst mit einer Kerze in einem großen und hohen Saal. Die Wände sind bis oben hinauf mit Bildern übermalt. Alle Darstellungen zusammen enthalten eine einzige Geschichte. Du sollst nun mit deinem Lichtlein so lange suchen, bis du alle Bilder erkannt und richtig eingereiht hast. Mit deinem schwachen Kerzenlicht könntest du nur immer einen Teil des Bildes sehen und nicht das Ganze. Du siehst immer nur eines und bis du zum andern kommst, hast du den Inhalt des früheren Bildes nur noch zum Teil im Gedächtnis. Ähnlich ergeht es den Menschen, wenn sie selbst die einzelnen Religionswahrheiten erkennen und dann alle zusammenfügen sollten.

Christus sagte zu den Menschen in Jerusalem, die an ihn glaubten: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien!“ Wir haben die Befreiung von Irrtum und Lüge notwendig zu einem guten Leben und zur Erreichung unseres ewigen Zieles.