Wort zum Sonntag: Das Jenseits

Zur Zeit Christi gab es im Volke Israel mehrere Interessengruppen. Am einflussreichsten war die Gruppe der Sadduzäer. Ihre Vertreter saßen an den Hebeln der Macht. Sie hatten das Monopol über die Wirtschaft und kontrollierten den Geldumlauf. Diese Vorteile betrachteten sie als die eigentliche und endgültige Belohnung Gottes für ihre religiöse Haltung. Demzufolge leugneten sie das Leben nach dem Tode. Da Christus aber gerade dieses jenseitige Leben mit größtem Nachdruck verkündete, suchten sie ihn „ad absurdum“ zu führen, das heißt, seine Lehre als widersinnig hinzustellen. Deshalb legten sie ihm einen fiktiven Fall vor: Ein Mann hatte sieben Brüder. Er heiratete eine Frau und starb kinderlos. Danach heiratete sie der zweite Bruder und starb ebenfalls kinderlos. So heirateten der Reihe nach alle sieben Brüder ein und dieselbe Frau, ohne Kinder zu hinterlassen. Zuletzt starb auch die Frau. Siegessicher fragten die Sadduzäer: „Welchem von den sieben Brüdern wird diese Frau bei der Auferstehung der Toten angehören?“

Man bringt auch andere Fälle aufs Tapet, um den Glauben an ein jenseitiges Leben „ad absurdum“ zu fahren. Zum Beispiel: Ein Mann badet in Meer, wird von einem Haifisch angegriffen und gefressen. Später wird der Haifisch gefangen, getötet und sein Fleisch zu Fischmehl verarbeitet. Dieses Mehl wird den Schweinen als Futter vorgesetzt. Die Schweine werden ebenfalls geschlachtet und von Menschen verzehrt. Wie findet der vom Haifisch gefressene Mann bei der Auferstehung der Toten seinen Leib wieder? 

Alle solchen Fälle beinhalten einen großen Grundirrtum: Man stellt sich das Leben nach dem Tode als eine Fortsetzung des irdischen Lebens vor, und projiziert die irdischen Verhältnisse ins Jenseits. So erscheint das jenseitige Leben als eine bloße Verlängerung der Erdenzeit.

Soll unsere ewige Seligkeit nur eine Fortsetzung irdischer Verhältnisse sein? Wäre das für uns der ersehnte Himmel? – Ein Mann war gestorben und befand sich in einem herrlichen Land voller Bäume, bunter Blumen und anmutiger Bäche. Er ließ sich nieder und ruhte sich aus. Dann überfiel ihn die Langweile. Er rief: „Ist jemand hier?“ Es erschien eine weiß gekleidete, freundliche Gestalt und fragte ihn nach seinem Wunsch. „Ich möchte etwas essen,“ sprach der Mann. „Was bitte?“ Der Hungrige stellte ein köstliches Menü zusammen. Er speiste, schlenderte weiter und freute sich an der Pracht der schönen Landschaft. Dann wünschte er, Golf zu spielen. Er wurde an einen bezaubernden Golfplatz geführt. Schläger und Bälle standen bereit. Der Mann spielte, aß wieder, spazierte und erhielt alles, was er sich wünschte. So ging es einige Zeit. Aber eines Tages war alle Freude aus ihm gewichen. Er zitierte den Freundlichen herbei und verlangte: „Gib mir etwas zu tun!“ „Bedaure,“ erwiderte der Weise, „Arbeit, das ist das Einzige, was ich Ihnen nicht bieten kann.“ Da brauste der Mann auf: „Dieses Faulenzerleben kotzt mich an. Ich pfeife auf euren Laden. Führe mich in die Hölle!“ Der andere lächelte: „Wo glauben Sie eigentlich, dass Sie jetzt sind?!“

Um eine Hölle zu schaffen, muss der Teufel nicht waggonweise Pech und Schwefel herankarren und auch kein Feuer schüren, bis es die Hitze eines Atommeilers entwickelt. Alles ist viel einfacher. Man muss nur das, was wir als Himmel auf Erden bezeichnen, bis ins Unendliche verlängern – und es wird nach einiger Zeit für den Menschen zur unerträglichen Hölle. 

Himmel ist etwas ganz ganz anderes, mit keinen irdischen Verhältnissen zu vergleichen. Himmel ist eine neue Schöpfung Gottes, die alle menschlich-irdischen Dimensionen sprengt. Es ist unmöglich, das zu beschreiben, was „Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben“. Es fehlt uns einfach jeder Vergleichspunkt.

Legen wir doch keine irdischen Wünsche und Vorstellungen in die Botschaft Jesu vom jenseitigen Leben. Das führt nur zu irrigen Phantastereien. Selbst der ansonsten um kein Wort verlegene Apostel Paulus weiß darüber nur zu sagen: „Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herzen ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben!“ Klammern wir uns fest an die Verheißung der Heiligen Schrift: „Siehe, ich mache alles neu!“ Und im Übrigen: Lassen wir uns von Gott überraschen!