WORT ZUM SONNTAG: Der Apostel Kaliforniens

Von Ignaz Bernhard Fischer

Wer die Landkarte des USA-Staates Kalifornien betrachtet, dem fallen sofort die vielen Städte auf, die nach katholischen Heiligen und Glaubenswahrheiten benannt sind: San Francisco, Los Angeles, San Diego, Sacramento, Santa Monica, Santa Barbara, Santa Maria, San Antonio, San Rafaelo, Santa Crux und andere Orte, Flüsse und Berge. Dass es zu so vielen blühenden Städten mit großem wirtschaftlichen Aufstieg kam, ist der Missionstätigkeit der Söhne des heiligen Franz von Assisi, den Franziskanern, zu verdanken. Einer der erfolgreichsten Missionare und Kulturbringer war der selige Junipero Serra. Sein Name wird in Kalifornien hoch in Ehren gehalten. Sein Denkmal ziert nicht nur San Franzisco, sondern auch den Kongresssaal der USA in Washington.

Er erblickte das Licht der Welt am 24. November 1713 auf der Insel Mallorca, die bei seiner Geburt noch kein Urlauberparadies war. Seine Eltern waren einfache, fromme Bauersleute. Mit 17 Jahren trat der Junge in den Franziskanerorden ein und erhielt den Ordensnamen Junipero, nach dem liebenswürdigen Begleiter des heiligen Franz von Assisi. Der Junge gab sich alle Mühe, die Herzenseinfalt seines Namenspatrons nachzuahmen. Im Philosophie- und Theologiestudium erwies er sich als ganz und gar nicht einfältig und schloss in Palma de Mallorca mit dem Doktortitel ab. Nach seiner Priesterweihe lehrte er jahrelang an der „Universitat Luliana“ in Palma. Auch als wortgewaltiger Prediger machte er sich auf der Insel einen Namen.

Man müsste meinen, sein apostolisches Arbeitsfeld auf der Insel war doch groß genug. Doch er überlegte: Meine Heimat ist christlich, also können auch andere Priester sie betreuen. Auf dem amerikanischen Kontinent gibt es jedoch noch viele Menschen, die vom Erlöser nichts gehört haben. So beschloss er, diesen die Frohbotschaft Christi zu bringen. Am 13. April 1749 nahm er Abschied von Mallorca. Ein Segelschiff brachte ihn wohlbehalten am 7. Dezember 1749 in den Hafen von Veracruz. Zu Fuß wanderte er zur Hauptstadt Mexikos, wo er am Neujahrstag 1750 eintraf.

Nun begann eine fünfmonatige Vorbereitung für die Missionstätigkeit bei den Indianern. Von einem Indianerhäuptling ließ er sich die Pame-Sprache beibringen, denn nur mit Hilfe ihrer eigenen Sprache konnte er den Naturkindern die Frohbotschaft Christi nahebringen. Vorsorglich verfasste er auch einen Katechismus in der Indianersprache. Die nächsten Jahre verbrachte er bei Indianerstämmen in Mexiko und sammelte nützliche Erfahrungen. Dann wurde er nach Texas entsandt, wo die Apachen mehrere Missionsstationen zerstört hatten. Pater Junipero besaß die Gabe, sich das Vertrauen der wilden Apatschen zu erwerben. Sie halfen ihm sogar, die Missionsstationen neu zu errichten.

1767 brach er mit vierzehn Mitbrüdern zu seinem größten Lebenswerk nach Kalifornien auf. Was er dort in wenigen Jahren fertigbrachte, grenzt an ein Wunder. Er erkannte, dass ein erfolgreiches und dauerhaftes Wirken unter den Stämmen nur dann möglich sei, wenn er die nomadischen Indianer dazu bringen könne, sesshaft zu werden. Die Naturkinder fassten Vertrauen zu dem Gottesmann und erkannten, dass er ihr Bestes wollte. Er war anders als viele „Bleichgesichter“, die rücksichtslos ihre eigenen Interessen durchsetzten. Sie ließen sich taufen, in der Landwirtschaft unterrichten und bauten Dörfer.

Pater Junipero wandte das von den Jesuiten in Paraguay bewährte Reduktionssystem an. Die Indianer sollten sich, unter der Leitung der Franziskaner, selbst verwalten. Diese sorgten dafür, dass der negative Einfluss weißer Ansiedler ihren Schutzbefohlenen nicht schaden konnte. So gelang es Pater Junipero, mit den ihm vertrauenden Indianern in kürzester Zeit Ortschaften zu gründen, die später zu großen Wirtschaftszentren heranwuchsen: San Diego am 16. Juli 1769, San Carlos Monterey am 3. Juni 1770, San Antonio am 14. Juli 1771, Los Angeles am 8. September 1771, dann San Francisco und viele andere.

In 15 Jahren (1767-1782) übte Pater Junipero ein kluges, großzügig geplantes Missionsapostolat aus und wurde zum „Apostel Kaliforniens“. Auf ungebahnten Wegen hatte er bei der Missionierung der Indianer rund 8900 Kilometer zurückgelegt – auf Kosten seiner Gesundheit. Er zog sich nach Monterey zurück, wo ihn der Tod am 28. August 1784 in die ewige Heimat geleitete. Papst Johannes Paul II. sprach ihn am 25. September 1988 selig.