WORT ZUM SONNTAG: Die wahre Freiheit

Es gibt ein Wort, das alle Menschen begeistert. Dieses Wort heißt: Freiheit! Was ist Freiheit? Sie ist ein Wort in allen Wörterbüchern, ein Lied in allen Gesangbüchern, ein Abschnitt in allen Rechtsbüchern, ein Band an allen Vereinsfahnen, ein Traum bei allen Völkern, eine Redensart vor dem Galgen, ein Register auf allen Orgeln, eine Melodie für Gassenhauer. „Freiheit, die ich meine, die mein Herz begehrt“, um mit dem Dichter zu reden, ist das vieldeutigste Wort der menschlichen Sprache. Was verstehen wir unter „Freiheit?“. Lassen wir die „politische Freiheit“ beiseite und wenden wir uns der individuellen Freiheit zu.

Manche sagen: „Freiheit ist, wenn ich tun und lassen kann, was ich will!“ Eine solche schrankenlose Freiheit kann sich gewiss nur ein Robinson auf einer einsamen Insel leisten. Die individuelle Freiheit findet ihre Grenze am Recht des „andern“. Und je mehr „andere“ es gibt, desto enger wird der Kreis der eigenen Freiheit. Jeder vernünftige Mensch sieht das ein. Darum beschränken sich viele Leute mit ihrer Freiheit auf das individuell-sittliche Leben. Sie sagen: „Meine Freiheit besteht darin, mich auszuleben, wie ich es will. Kein Gott und keine Religion soll mir Vorschriften machen. Ich will ungebunden leben!“ Darum nennen sich solche Leute mit Vorliebe „Freidenker“, sie führen ein „freies Leben“ und sind der „freien Liebe“ sehr zugetan.

Ist ein Mensch wirklich frei, wenn er seinen körperlichen Sinnen die Zügel fahren lässt? Wer sich von Gott und seinen Geboten emanzipiert, lebt nicht im Vakuum, er wird von Fehlern und Lastern in Ketten gelegt. Treffend sagt Lessing dazu: „Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten!“ Was soll das für eine Freiheit sein, die den Menschen nur in den Genuss führt, aber ihn für das Verzichten unfähig macht?

Es stellt sich die Frage: „Wer ist der Freieste?“ Das kann nur einer sein: Gott! Die zweite Frage: „Wer ist der Freieste nach Gott?“ Die Antwort kann nur lauten: „Wer Gott am nächsten ist!“ Das heißt: Je inniger der Mensch mit Gott verbunden ist, desto freier ist er. Je weiter der Mensch von Gott entfernt lebt, desto unfreier ist er. In dem Maße, in dem wir Gott näher kommen, wächst unsere Freiheit, die edelste Freiheit, die es für uns geben kann: Das Gute gerne tun. Darauf ist auch Goethe gekommen. Er schrieb: „Nicht das macht frei, dass wir nichts über uns anerkennen wollen, sondern, dass wir etwas verehren, das über uns ist. Denn, indem wir es verehren, heben wir uns zu ihm hinauf.

Vergebens werden ungebundene Geister nach der Vollendung reiner Höhe streben. Wer Großes will, muss sich zusammenraffen. In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben!“
Wir leben im Zeitalter der Technik. Wem verdanken wir diesen gewaltigen Fortschritt? „Den genialen Forschern und Erfindern“, lautet unsere Antwort. Das ist nur zum Teil richtig, die Hauptursache liegt wo anders. Sie liegt darin, dass Gott unveränderliche Gesetze in die Dinge der Natur gelegt hat. Das sind die Naturgesetze. Worin besteht nun das Verdienst der Erfinder? Sie haben diese Gesetze den Dingen der Natur abgelauscht und verwenden sie beim Bau der Maschinen und Apparate. Wären die Gesetze, die Gott in die Dinge der Natur gelegt hat, nicht unveränderlich, würden sie sich von Zeit zu Zeit verändern, dann wäre es mit unserer Technik bald zu Ende.

So unveränderlich wie die Gesetze der Natur sind auch die zehn Gebote Gottes für uns Menschen. Folgen wir ihnen, wie die Dinge der Natur den Naturgesetzen folgen, wird unser Leben frei vom Bösen sein und es erfüllt sich die Weihnachtsbotschaft: „Friede den Menschen auf Erden!“

Wer sich von Gott loslöst, verfällt seinen Leidenschaften, die ihn unfrei machen. Wer sich an Gott bindet, wird Herr über sich selbst. Das ist die wahre Freiheit, die unser Herz begehren soll.