WORT ZUM SONNTAG: Gebrauchsanweisung für unsere Lebensführung

Beim Kauf von Elektronikausrüstung wird uns eine Gebrauchsanweisung und auch ein Garantieschein mit befristeter Dauer beigegeben. Die Gebrauchsanweisung erklärt uns genau, wie der Apparat zu behandeln ist, damit er richtig funktioniert. Der Garantieschein kommt nur dann zur Geltung, wenn das Gerät Schäden aufweist, die nicht durch falsche Behandlung entstanden sind. 

Unser Leben hier auf Erden ist viel komplizierter als alle modernen Geräte. Deshalb haben auch wir eine „Gebrauchsanweisung“ nötig, die uns erklärt, wie wir unser Leben gestalten müssen, soll es ein „gutes Leben“ werden. Viele Denker, Philosophen, Volkserzieher, leider auch Sophisten, haben für ihre Mitmenschen „Lebensprogramme“ entwickelt. Manche sind nützlich und helfen uns, weil sie die positiven Eigenschaften im Menschenherzen zu guten Taten erwecken; andere aber sind schädlich, weil sie die bösen Leidenschaften im Menschenherzen zur Entfaltung bringen.

Welche der vielen „Gebrauchsanweisungen“ wollen wir befolgen? Für uns Christen müsste die Entscheidung einfach sein. Wir folgen selbstverständlich der Einladung Christi: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist süß und meine Bürde leicht!“ Dazu ermuntert uns auch der große Denker Augustinus: „Bedenke, dass du einen Führer hast, der bereits in den Himmel vorgedrungen ist. Er hat dir die Bahn eröffnet, auf der du Ihm folgen sollst. Halte dich nur an Ihn! Er ist das Vaterland, in das wir gehen. Er ist der Weg, auf dem wir fortschreiten!“ Als Christen sind wir überzeugt, dass die Lehre Christi uns nicht täuschen will. Richten wir deshalb unser Leben nach ihr ein und nicht nach den Grundsätzen der gottfernen Welt, die alle trügerisch sind. 

Unser Leben gleicht nämlich dem „Gang durch die Grotta del cane“, die Hundsgrotte: Diese befindet sich in der Nähe von Neapel. Es ist eine ganz natürliche Höhle, die aber stellenweise mit einer giftigen Atmosphäre erfüllt ist. Dort tritt Kohlenstoffdioxid aus dem Boden. Da dieses schwerer als die Luft ist, bleibt es bis zu einer Höhe von drei bis vier Fuß liegen. Geht man aufrecht durch die Höhle hindurch, so können einem die giftigen Gase nichts anhaben. Setzt oder legt man sich nieder, so können sie in wenigen Sekunden verhängnisvoll werden. Ganz ähnlich ist es mit dem geistigen Dunstkreis, der über unserer Erde liegt. Solange wir unseren Blick, unser Haupt dem Himmel und seinen Hochzielen zugewendet halten, bleiben wir oberhalb der giftigen Ausdünstung, die uns überall umgibt. So gehen wir ungefährdet durch diese Welt. Lassen wir es uns aber einfallen, hier in dieser vergifteten Atmosphäre unser Lebensglück zu suchen und atmen wir diese durch Weltlust und Genussgier vergiftete Atmosphäre begierig ein, ist unser Geistesleben in größter Gefahr. Deshalb soll uns der Weckruf in jeder Heiligen Messe aneifern: „Erhebet die Herzen!“ Geben wir bereitwillig zur Antwort: „Wir haben sie beim Herrn!“ Wir können das Wort des Papstes Leo des Großen (400-461) nur dick unterstreichen: „Ist das, was du liebst, unten, so wirst du zur Tiefe hinabsteigen; ist das, was dir teuer ist, oben, so wirst du zur Höhe gelangen!“ Steigen wir zur Höhe empor.

Woher nehmen wir aber die nötige Geisteskraft dazu? Wenn man ein Eisenstück magnetisch machen will, muss man es in Berührung mit einem starken Magneten bringen. Es nimmt die magnetische Kraft an und hält sie fest. Suchen wir also die enge Verbindung mit Christus: Er ist der starke Magnet. Schon zu seinen Lebzeiten hieß es von Ihm: „Eine heilende Kraft ging von Ihm aus!“ Diese Kraft geht auch heute von Ihm aus. Bauen wir „Seine Gebrauchsanweisung“ in unser Dasein und in unsere Lebensführung ein. Dann wird auch die von Ihm verheißene Garantie an uns in Erfüllung gehen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben! Wer mich annimmt, wird leben, auch wenn er stirbt!“