Wort zum Sonntag: Reminiszere

Liebe Lesende, der nächste Sonntag heißt im evangelischen Kirchenjahreslauf „Reminiszere“ und ist der zweite in der Passionszeit.

Reminiszere, gedenke Herr! So dürfen wir beten: Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit! Aus dem Psalm 25 stammt dieser Satz, den wir wohl gerne und aus vollem Herzen sprechen: Gedenke unser, wir kommen mit unserer Geduld an eine Grenze! Gedenke meiner, denn ich halte dies… oder dass… nicht mehr aus… 

Ich empfehle, diesen Psalm ganz zu lesen, er passt in die Situation der anhaltenden Pandemie und kann unser Gebet sein. 

Und wirklich, er gedenkt unser, er hat uns eine Änderung in Aussicht gestellt. Gott hat Menschen Gaben geschenkt, sehr schnell einen Impfstoff zu entwickeln, so dass wir nun bald wieder etwas mehr Freiheit erleben können. Die letzten Monate waren schwer, aber es ist Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Wenn das nicht ein besonderes Zeichen von Gottes Barmherzigkeit ist!? 

Aber er, unser Gott, hat ja noch viel mehr Barmherzigkeit geschenkt, davon spricht der Wochenspruch für die neue Woche: „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Röm 5,8) Und auch hier empfiehlt es sich, das ganze Kapitel 5 lesen! 

Paulus schreibt in diesem Kapitel davon, dass Bedrängnisse auch etwas Gutes haben können, denn sie schenken uns Geduld. Das kann man wohl nur im Rückblick sagen. Ob die besonderen Schutzmaßnahmen der letzten Monate, die viele Einschränkungen mit sich brachten, für den einen oder anderen auch eine Bedrängnis war? 

Jeder und jede von uns hat bestimmt in seinem oder ihrem Leben Bedrängnisse erlebt, die Empfindungen sind unterschiedlich, aber Bedrängnisse gehören wohl zu jedem Leben. Wo haben Sie Hilfe gesucht? Für diese Woche werden wir erinnert, an wen wir uns wenden können: An den Schöpfer der Welt, an Gott, der uns gemacht hat und uns ausrichten lässt, dass er uns und unser Leben begleiten will. Reminiszere, gedenke Herr! Erbarme dich über mich! So können wir sprechen, denn dieser Herr zeigt uns seine große Liebe. Damit wir Menschen verstehen, dass Gott es wirklich ernst meint mit seinem Angebot, schickte er seinen Sohn auf diese Erde. Und der – nachdem er vorgelebt hat, wie Gott ist und was Gott sich von uns wünscht – hat alles, was uns von Gott trennt, ans Kreuz getragen. Und so müssten wir Gott eigentlich nicht mehr erinnern, er weiß um uns! Aber damit wir es nicht vergessen, erinnern wir uns jedes Jahr an dieses Geschenk, besonders am Sonntag Reminiszere. 

Der Weg zu Gott ist frei, uns ist ein wunderschönes Ziel vor Augen gemalt: Die Ewigkeit mit Gott zu verbringen. 

Aber noch sind wir hier, noch leben wir auf der Erde mit unseren Macken, Fehlern und schlechten Angewohnheiten. Wir Menschen tun einander noch – mal mehr mal weniger – Ungutes an. Noch haben wir auf dieser Erde ein Leben zu bestehen, das bedroht wird von Krankheiten, Notlagen und anderem Bösen. Wir Menschen hören nicht immer gut hin, verhalten uns nicht immer richtig, weil wir ja auch uns und unser Leben nicht überblicken, nichts im Ganzen im Griff haben. Jesus hat den Weg schon vorbereitet, auch für all die, die ihn jetzt noch nicht anerkennen wollen. Auch für uns, die wir immer noch unperfekt sind, egal wie wir uns auch bemühen. Das ist Gottes Liebe, das ist Gottes Geschenk – weil er uns einmal bei sich haben möchte. Er liebt uns Sünder, uns, die wir nicht so sind, wie es nötig wäre! Aber durch Jesus kommen wir auf die richtige Spur, Jesus hat uns mit seinem Opfer am Kreuz so gemacht, dass wir zu Gott kommen können! Was für ein Geschenk! Dass wir es annehmen und uns drüber freuen, wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.