WORT ZUM SONNTAG: Was soll sich ändern?

Man spricht heute vom Triumph des Menschengeistes. In einer Beziehung mit vollem Recht. Auf dem wissenschaftlich-technischen Gebiet leistet er schier Unglaubliches. Wo früher trübe Öllampen ein kümmerliches Licht verbreiteten, erleuchten heute Neonlampen die Nacht fast taghell. Wo einst Ochsenwagen wie Schnecken auf den Straßen dahinkrochen, sausen jetzt Kraftfahrzeuge mit 200 Sachen pro Stunde dahin. Der Mensch, der nicht fliegen kann, hat Flugmaschinen geschaffen, die mit Leichtigkeit den schnellsten Vogel überholen und sogar doppelt die Schallgeschwindigkeit übertreffen. Der Menschengeist dringt nicht nur in den Weltraum mit gigantischen Teleskopen ein, er erforscht auch die Geheimnisse des für unsere Augen unsichtbaren Atoms.

Es gibt aber noch ein zweites Gebiet, das für unser Menschsein noch wichtiger als der technische Fortschritt ist, es ist das geistig-sittliche Gebiet. Hier zeigen wir uns oft als Versager. Bei vielen Menschen, seien sie Analphabeten oder Hochschulprofessoren, scheint dieses Gebiet schwach erforscht, ja geradezu verwildert zu sein. Was die Erfolge anbetrifft, gibt es einen Riesenunterschied, wenn wir beide Gebiete miteinander vergleichen. Wir sprengen Tunnels durch die Berge, um schneller zueinander zu gelangen, aber den Berg des Egoismus können verhältnismäßig nur wenige Menschen durchbrechen. Es wurde ein Tunnel von Frankreich nach England unter dem Meeresboden gebaut, um Menschen und Waren schneller zu befördern, aber ein geistiger Tunnel durch den Meeresboden des Nationalismus, Rassismus und Fanatismus zu graben, gelingt uns leider nur teilweise. Der Mensch baut Schiffe als Eisbrecher, aber es gelingt ihm nicht, das Eis des Hasses und der Unversöhnlichkeit im Herzen der Menschen zu durchbrechen. Ein Mann ist neulich mit einem Ballon sogar 30 Kilometer hochgeflogen, wir aber bringen es nur schwer fertig, unseren Geist zu Gott zu erheben, obwohl wir dazu weder Raketen noch Ballons benötigen. Zu diesen heilbringenden Hochflügen genügen Glaube und Wille!

Der moderne Mensch horcht in die Natur hinein, um ihr die Geheimnisse abzulauschen, aber sein Ohr bleibt taub für die Worte der Wegweisung Christi, die unsere irdische wie ewige Existenz entscheiden. Der christliche Glaube verkündet ihm die Frohbotschaft: „Du bist ein Gotteskind und zum Erbe des ewigen Lebens berufen!“ Viele denken dabei so, wie es Goethe dem Doktor Faust in den Mund gelegt hat: „Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Die Worte der Bibel: „Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ „Gott schuf also den Menschen nach seinem Abbild!“ Das wird als eine uralte Sage abgetan. Das andere Rezept aber wird vom modernen Menschen, der sich von Gott „befreit“ hat, leichtgläubig angenommen. Das sind Hypothesen, die sich auf gefundene uralte Knochen gründen. Der Mensch beherrscht die Natur, aber sich selbst kann er nicht beherrschen. Er ist Herr der Welt und zugleich Sklave seiner Leidenschaften. Er sieht tief in die Natur hinein, ist aber blind für die Übernatur!

Wie kann man das ändern? Der Erfolg versprechende Anfang wurde am ersten Pfingsttag gemacht. Der Heilige Geist kam herab und änderte die Apostel. Diese kleinkarierten, ängstlichen, begriffsstutzigen Männer, die von einem irdischen Messiasreich träumten, änderte der Gottesgeist so radikal, dass sie die geistigen Säulen der Kirche wurden. Ein wichtiges Merkmal der Kirche ist ihre Apostolizität. Seither wirkt der Heilige Geist erfolgreich in der Kirche.
Ein Journalist fragte Mutter Theresa: „Was soll sich in der Kirche ändern?“ Ihre Antwort: „Sie und ich!“ Bitten wir Gott: „Sende Deinen Geist herab. Er vertreibe die Finsternisse unseres Geistes und helfe uns, unseren Lebensstil dem Evangelium gemäß zu ändern.“ Das ist die Änderung, die wir zu unserem Heil benötigen.